Nachwuchsgruppe in der Quantitativen Biologie der HHU
Eine Nachwuchsgruppe an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) wird in den kommenden fünf Jahren erforschen, wie Bakterien auf biotechnologischem Weg ein ökologisch verträgliches Pestizid erzeugen können. Der Wirkstoff stammt dabei ursprünglich aus einer Pflanze, der Dalmatinischen Insektenblume. Das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) fördert das Projekt im Rahmen der Nationalen Bioökonomiestrategie mit rund 2,7 Millionen Euro.
Pestizide sind äußerst wichtig, um die globale Ernährung zu sichern. Ohne sie besteht die weltweite Gefahr erheblicher Ernteeinbrüche, Verluste von 30 bis zu 80 Prozent sind möglich. Dies Problematik wird noch drängender angesichts der Tatsache, dass bis zum Jahr 2050 die Weltbevölkerung auf voraussichtlich neun Milliarden Menschen anwachsen wird – die alle ernährt werden müssen.
Obwohl Pestiziden für die moderne Landwirtschaft notwendig sind, stehen sie unter anderem wegen ihrer Umweltfolgen in der Kritik: Viele schädigen unter anderem auch Nutzinsekten wie Bienen. Darüber hinaus sind häufig verwendete synthetische Pestizide in der Umwelt persistent und reichern sich in der Nahrungskette an. Diese Probleme verschärfen sich durch eine ausgeweitete Landwirtschaft, so dass dringender Bedarf an sichereren, ökologisch nachhaltigen Alternativen besteht.
An einer davon arbeitet die Nachwuchsgruppe von Dr. St. Elmo Wilken am Institut für Quantitative und Theoretische Biologie der HHU. Seine Forschungsgruppe konzentriert sich auf die Dalmatinische Insektenblume (Tanacetum cinerariifolium), auch „Insektenpulverkraut“ genannt. Die Blume produziert natürliche Biopestizide, sogenannte Pyrethrine, die bereits seit dem 17. Jahrhundert verwendet werden. Sie weisen für Säugetiere nur eine geringe Toxizität auf, zersetzen sich schnell in der Umwelt und sind gegen Schadinsekten hoch wirksam.
Dr. Wilken: „Trotz dieser Vorteile werden derzeit weniger umweltfreundliche synthetische Analoga bevorzugt, da die Herstellung von Pyrethrin auf pflanzlicher Basis wesentlich teurer ist. Denn typischerweise enthalten nur ein bis zwei Prozent der Blüten-Trockenmasse von T. cinerariifolium die wertvollen Pyrethrine. Für einen breiten landwirtschaftlichen Einsatz wären große Anbauflächen in sonnigen Klimazonen erforderlich, was wirtschaftlich nicht mit der synthetischen Produktion konkurrieren kann.“
Die nun vom BMFTR an der HHU geförderte Nachwuchsforschungsgruppe „PyreComm” arbeitet daran, einen skalierbaren, halbsynthetischen und nachhaltigen Bioprozess zu entwickeln, um Pyrethrinverbindungen herzustellen. Die Forschenden wollen dazu ein biotechnologisches Verfahren nutzen, in dem Bakterien der Art Vibrio natriegens so programmiert werden, dass sie die Verbindungen herstellen.
„Wir teilen den Biosyntheseweg von Pyrethrin aber auf mehrere Mitglieder einer bakteriellen Gemeinschaft auf. Dadurch wird für die einzelnen Bakterien die Belastung eines vollständigen Produktionsprozesses in einer Zelle verringert, was den Gesamtprozess effizienter macht. Die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit des mikrobiellen Prozesses kann so potenziell erhöht werden“, betont Wilken.
Mithilfe moderner Stoffwechselmodellierung in Verbindung mit neuster Messtechnik sollen die Gemeinschaften so gestaltet werden, dass sie eine maximale Effizienz erzielen. Die Gemeinschaften werden in Bioreaktoren mithilfe eines Substrats auf Holzbasis kultiviert. Wilken: „So schließen wir den Kreislauf zwischen Landwirtschaft und Biopestizidproduktion.“
Das Forschungsprojekt PyreComm wird mit rund 2,7 Millionen Euro gefördert, um ein kostengünstiges Biopestizid zu entwickeln. Die Forschenden gehen davon aus, dass dieses Pestizid im Rahmen der europäischen „Farm-to-Fork“-Strategie – mit der die EU Lebensmittel gesünder und nachhaltiger machen will – gute Chancen hat, schnell zugelassen zu werden.
Wilken: „Letztendlich wird PyreComm dazu beitragen, die Werkzeuge zu erweitern, mit denen Bioingenieure skalierbare, wirtschaftlich rentable Bioprozesse entwerfen und aufbauen können. Konkret wird unser Projekt einen Anteil daran haben, durch synthetische Pestizide verursachte ökologische Schäden zu reduzieren.“
BMFTR-Förderung im Rahmen der Nationalen Bioökonomiestrategie
Mit der 2020 verkündeten Nationalen Bioökonomiestrategie verfolgt die Bundesregierung den Wandel von einer weitgehend auf fossilen Rohstoffen basierenden Wirtschaft zu einer stärker auf erneuerbaren Ressourcen beruhenden, rohstoffeffizienteren und kreislauforientierten Wirtschaft. Die Leitlinien und Ziele der Bioökonomiestrategie orientieren sich an den Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) der Agenda 2030 der Vereinten Nationen. Die Bioökonomie spielt für die SDGs eine herausgehobene Rolle.
Ziel der Förderinitiative „Kreativer Nachwuchs forscht für die Bioökonomie“, durch die auch das Projekt von Dr. Wilken an der HHU finanziert wird, ist es, mithilfe des wissenschaftlichen Nachwuchses neuartige Anwendungsfelder und innovative Anwendungen für die Bioökonomie aufzuzeigen, in denen der Nachhaltigkeitsgedanke von Beginn an stringent mitgedacht wird. Es sollen Synergien zwischen dem wissenschaftlichen Nachwuchs und etablierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erzeugt werden, um die Nachwuchsgruppen bei organisatorischen und thematischen Herausforderungen zu unterstützen.
Anpflanzungen der Dalmatinische Insektenblume (Tanacetum cinerariifolium) in Ruanda in Afrika.
Source: Martha Maria Carolina Wilken
Copyright: Martha Maria Carolina Wilken
Criteria of this press release:
Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars
Biology, Environment / ecology, Zoology / agricultural and forest sciences
transregional, national
Research projects, Transfer of Science or Research
German

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