70 Prozent der Beschäftigten in Westdeutschland und 54 Prozent der Beschäftigten in Ostdeutschland arbeiteten im vergangenen Jahr in Betrieben mit Tarifbindung. Diese Zahlen haben sich gegenüber den Vorjahren praktisch nicht verändert. Der Grad der Tarifbindung hat sich damit nach einem deutlichen Rückgang in der 2. Hälfte der 90er Jahre stabilisiert. Eine Flucht der Unternehmen aus den Tarifverträgen ist aktuell nicht zu beobachten.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung*, die jetzt in den WSI-Mitteilungen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts in der Hans-Böckler-Stiftung veröffentlicht wurde.
Auf der Basis der regelmäßigen Befragungen des IAB-Betriebspanels kommen die Autoren zu folgenden Ergebnissen:
- Die Branchentarifverträge ("Flächentarifverträge") sind nach wie vor der vorherrschende Tarifvertragstyp: In Westdeutschland arbeiten 62 Prozent der Beschäftigten im Geltungsbereich von Branchentarifverträgen, in Ostdeutschland sind es immerhin 43 Prozent. Firmentarifverträge spielen mit 8/11 Prozent (West/Ost) der Beschäftigten eine deutlich geringere Rolle.
- Die Tarifbindung fällt je nach Branche unterschiedlich aus: Die höchsten Werte bestehen in Westdeutschland in den Bereichen Gebietskörperschaften/Sozialversicherung mit 98 Prozent der Beschäftigten, Bergbau/Energie mit 95 Prozent und Kredit/Versicherung mit 92 Prozent. Die geringste Tarifbindung besteht im Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistungen mit 35 Prozent der Beschäftigten.
- Die nicht tarifgebundenen Betriebe orientieren sich vielfach an den Tariflöhnen: Dies gilt immerhin für 16 bzw. 24 Prozent der Beschäftigten in West- bzw. Ostdeutschland.
- Größere Betriebe sind eher tarifgebunden als kleine Betriebe: Betriebe mit mehr als 500 Beschäftigten unterliegen zu über 90 Prozent einer Tarifbindung, Betriebe mit bis zu 9 Beschäftigten dagegen lediglich zu 39/21 Prozent (West/Ost). Im Durchschnitt beträgt die Tarifbindung der Betriebe 47/26 Prozent (West/Ost).
Für die Umsetzung von Tarifverträgen in die betriebliche Praxis und insbesondere die Nutzung von tariflichen Öffnungsklauseln ist von Interesse, dass längst nicht in allen tarifgebundenen Betrieben auch Betriebsräte bestehen: In Westdeutschland haben immerhin 41 Prozent der Betriebe mit Branchentarifvertrag keinen Betriebsrat, in Ostdeutschland sind es immerhin 17 Prozent. Betroffen sind vor allem kleinere Betriebe.
* Peter Ellguth, Susanne Kohaut, Tarifbindung und betriebliche Interessenvertretung: Ergebnisse des IAB-Betriebspanels, in: WSI-Mitteilungen 8/2004, S. 450-454.
http://www.boeckler.de/cps/rde/xchg/hbs/hs.xsl/547_31002.html
Criteria of this press release:
Economics / business administration, Law, Politics
transregional, national
Research results
German
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