Ausstellung „Claude Lanzmann. Die Aufzeichnungen“ ist von 27. November 2025 bis 12. April 2026 zu sehen / Über Oral-History.Digital wird die Sammlung Lanzmann online verfügbar
Zum 100. Geburtstag von Claude Lanzmann (1925–2018) öffnet das Jüdische Museum Berlin (JMB) erstmals das Audio-Archiv des weltberühmten französischen Journalisten, Filmemacher und Chronisten der Schoa. Seine Aufzeichnungen aus den 1970er Jahren werden über das Interviewportal Oral-History.Digital der Freien Universität Berlin zugänglich gemacht. Parallel eröffnet das JMB die Sonderausstellung „Claude Lanzmann. Die Aufzeichnungen“, die ausgewählte Originalaufnahmen präsentiert.
„Wir sind stolz darauf, dass wir das Audio-Archiv zu Lanzmanns weltberühmtem Dokumentarfilm Shoah (1985) erstmals öffentlich zugänglich machen“, betont JMB-Direktorin Hetty Berg.
Der Film Shoah prägte international die Wahrnehmung des Massenmords an den europäischen Juden. Der Film ist 9 Stunden 26 Minuten lang und besteht im Wesentlichen aus Video-Interviews. Die nun digitalisierten Audioaufnahmen dokumentieren die oft jahrelangen Vorgespräche, die Lanzmann und seine Mitarbeiterinnen Corinna Coulmas und Irena Steinfeldt-Levy führten. Es handelt sich um bislang unbekannte Interviews mit Überlebenden, Täter, Zeug*innen und mit Dritten, aufgenommen in den 1970er Jahren.
Die Association Claude et Felix Lanzmann (A.C.F.L.) schenkte das Audio-Archiv Ende 2021 dem JMB. 2023 wurde die Sammlung Lanzmann zusammen mit dem Film Shoah von der UNESCO in das Register des Weltdokumentenerbes Memory of the World aufgenommen.
Die 152 Audiokassetten der Sammlung wurden vom JMB digitalisiert und transkribiert. Die Interviewten sprechen darin Französisch, Deutsch, Englisch, Hebräisch, Jiddisch, Italienisch und Polnisch. Zum Ausstellungsbeginn am 27. November werden die ersten vollständigen Aufnahmen mit deutschen und später auch englischen Übersetzungen online über Oral-History.Digital verfügbar sein; der gesamte Bestand folgt auf der Plattform bis Ende 2027.
Oral-History.Digital ist Forschungspartner des Jüdischen Museums Berlin
Der Arbeitsbereich Digitale Interviewsammlungen an der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin ist zentraler Kooperationspartner bei der Erschließung des Archivbestands. Er berät und unterstützt das Projekt und stellt mit dem Interviewportal Oral-History.Digital (OH.D) eine datenschutzkonforme Erschließungs- und Rechercheplattform für die digitalisierten Interviews zur Verfügung. In der Ausstellung ermöglichen Tablets den Vollzugriff auf die Sammlung im OH.D-Portal.
Der Historiker der Freien Universität Berlin, Dr. Cord Pagenstecher, betont: „Dass diese seltenen Aufnahmen aus den 1970er Jahren über das Interviewportal Oral-History.Digital zugänglich sind, ist eine große Bereicherung für die Vielfalt der dort vertretenen Sammlungen. Wir bewahren die Interviews dort langfristig als wichtigen Teil des kulturellen Erbes. Interessierte können die Bestände über Filter- und Volltextsuche durchsuchen; angemeldete Nutzende können Oral-History-Quellen, Transkripte und Begleitmaterial dort in Gänze sehen, hören und annotieren.“
Besonderes Hörerlebnis der Ausstellung
Ausstellungs-Kuratorin Dr. Tamar Lewinsky erklärt: „Die Ausstellung lädt die Besucher*innen zu einem besonderen Hörerlebnis ein: Ausgewählte Originalaufnahmen folgen den Recherchen Lanzmanns und geben Einblick in das vielschichtige Erinnern an die Schoa in den 1970er Jahren.“
Insgesamt sind in der Ausstellung rund 90 Minuten Tonmaterial zu hören. Die Besucher*innen können sich mit Kopfhörern individuell in ausgewählte Themenschwerpunkte vertiefen: Zunächst erläutert Lanzmann sein Filmprojekt aus finanzieller, methodischer und psychologischer Perspektive. Dann kommen Gesprächspartner zu Wort, die ein gefilmtes Interview verweigerten. Es folgt ein Kapitel über Täter und die (Nicht-)Reflektion ihres Tuns. Das vierte Kapitel widmet sich dem Holocaust in Litauen, stellvertretend für die vielen Tatorte, die letztlich nicht in den Film gekommen sind. Im fünften Kapitel geht es um die Reise nach Polen, bei der Lanzmann zum ersten Mal nach Auschwitz fährt und mit Zeitzeugen spricht. Im letzten Kapitel der Ausstellung werden ausgewählte Ton- und Filmaufnahmen aus dem Rohmaterial miteinander konfrontiert.
Zur Bedeutung der Sammlung Lanzmann
Bundesaußenminister Dr. Johann Wadephul betont anlässlich der Ausstellungseröffnung:
„Es liegt mir sehr am Herzen, dieses wichtige Projekt zu unterstützen. Angesichts der beschämenden Zunahme des Antisemitismus und angesichts des Verlustes der letzten Zeitzeugen sind wir alle aufgefordert, die Erinnerung an die Schoa zu stärken und Räume zu schaffen, in denen Geschichte erlebt und reflektiert werden kann. Mit der Förderung der Vermittlungsarbeit zu Claude Lanzmanns Audio-Archiv möchten wir als Auswärtiges Amt zur Erhaltung und Weiterentwicklung unser Erinnerungskultur beitragen.“
Lena Altman, Co-CEO der Alfred Landecker Foundation sagt:
„Das Lanzmann-Audio-Archiv bewahrt einzigartige Zeugnisse des 20. Jahrhunderts – Stimmen von Überlebenden des Holocaust ebenso wie von Tätern. Es zeigt, was Erinnerung leisten kann, wenn sie das Grauen durch die Stimmen derer erfahrbar macht, die es erlitten, bezeugt oder auch verursacht haben. In einer Zeit, in der die letzten Zeitzeuginnen und Zeitzeugen verstummen und Antisemitismus wieder wächst, ermöglicht das Archiv den Zugang zu diesen Stimmen und hält ihre Geschichten im Bewusstsein kommender Generationen lebendig.“
Gefördert werden die Ausstellung des JMB durch das Auswärtige Amt und das Editionsprojekt in Kooperation mit der Freien Universität Berlin von der Alfred Landecker Foundation.
Über Oral-History.Digital der Freien Universität Berlin
Oral-History.Digital der Freien Universität Berlin ist die zentrale Plattform für Audio- oder Video-Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Sie verzeichnet aktuell 4500 Interviews aus mehr als 200 Sammlungen von rund 50 verschiedenen Museen, Universitäten und Stiftungen, darunter die Interviewarchive „Zwangsarbeit 1939-1945“ und „Erlebte Geschichte“ der Freien Universität Berlin, das Archiv „Deutsches Gedächtnis“ der Fernuniversität in Hagen oder die Sammlung der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Interessierte aus Forschung, Bildung und Öffentlichkeit können die Interviews über Filter- und Volltextsuche sammlungsübergreifend durchsuchen; angemeldete Nutzende können Audios, Videos, Transkripte und Begleitmaterial anhören, ansehen und annotieren.
Weitere Informationen
Die Ausstellung „Claude Lanzmann. Die Aufzeichnungen“ ist vom 27. November 2025 bis 12. April 2026 im Jüdischen Museum Berlin zu sehen
Mehr zur Ausstellung im JMB: https://www.jmberlin.de/ausstellung-claude-lanzmann-die-aufzeichnungen
Die erschlossenen Interviews der Sammlung Lanzmann sind zugänglich auf: https://portal.oral-history.digital/jmb-laa/de
Mehr zur Plattform „Oral History.Digital“ der FU-Berlin: https://www.oral-history.digital/
Dorothee Wein, Freie Universität Berlin I Universitätsbibliothek, Team Digitale Interview-Sammlungen, E-Mail: dorothee.wein@ub.fu-berlin.de
https://www.jmberlin.de/ausstellung-claude-lanzmann-die-aufzeichnungen
https://portal.oral-history.digital/jmb-laa/de
https://www.oral-history.digital/
152 Kassetten umfasst das Audio-Archiv von Claude Lanzmann. In Kooperation mit dem Jüdischen Museum ...
Source: Roman März
Copyright: Jüdisches Museum Berlin
Criteria of this press release:
Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars, Students, Teachers and pupils, all interested persons
History / archaeology
transregional, national
Cooperation agreements
German

152 Kassetten umfasst das Audio-Archiv von Claude Lanzmann. In Kooperation mit dem Jüdischen Museum ...
Source: Roman März
Copyright: Jüdisches Museum Berlin
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