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06/18/1997 00:00

Organisation der Hörrinde

Jutta Reising Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    upm-Pressemitteilung der Universitaet Muenster 211/97 - 17. Juni 1997

    Organisation der Hoerrinde

    Internationaler Workshop des Instituts fuer Experimentelle Audiologie

    Mit der funktionellen Organisation der Hoerrinde beschaeftigen sich Wissenschaftler aus aller Welt am Freitag und Samstag, 20./21. Juni 1997, bei einer Arbeitstagung an der Universitaet Muenster. Veranstalter des im Vortragssaal des Alexander-von- Humboldt-Hauses stattfindenden internationalen Workshops zum Thema "Funktionelle Organisation und Reorganisation des auditorischen Kortex" ist das Institut fuer Experimentelle Audiologie der Westfaelischen Wilhelms-Universitaet.

    Die funktionelle Organisation der Hoerrinde ist einer der langjaehrigen Forschungsschwerpunkte der an diesem Institut angesiedelten Klinischen Forschergruppe "Biomagnetismus und Biosignalanalyse". Funktionelle Organisation bedeutet, dass die neuronale Organisation der auditorischen Areale der Grosshirnrinde (Kortex) bestimmte Parameter des Schallreizes widerspiegelt.

    Im Mittelpunkt der von Prof. Dr. Manfried Hoke, Priv.-Doz. Dr. Bernd Luetkenhoener und Priv.-Doz. Dr. Christo Pantev organisierten Tagung steht die Tonotopie, mit der die Abbildung des die Tonhoehe bestimmenden Parameters des Schallreizes - die Frequenz - bezeichnet wird. Schon seit langem ist bekannt, dass die Schallreize bereits im Innenohr, in der Schnecke, in ihre Frequenzkomponenten zerlegt werden, so dass die Frequenz - und damit die Tonhoehe - entlang der Schneckendtrennwand repraesentiert ist, aehnlich wie die Toene der Tonleiter auf einer Klaviatur. Aus tierexperimentellen Untersuchungen ist auch schon seit langem bekannt, dass diese tonotope Repraesentation bis hin zur Grosshirnrinde erhalten bleibt.

    Die Forscher am muensterschen Institut fuer Experimentelle Audiologie gehoeren zu den ersten, denen es gelang, diese Tonotopie auch im auditorischen Kortex des Menschen nachzuweisen. Dies erfolgte mit Hilfe eines hochempfindlichen, nichtinvasiven Verfahrens: der Magnetoenzephalographie, bei der - im Gegensatz zur Elektroenzephalographie (EEG) - die extrem schwachen Magnetfelder registriert werden, die bei der Erregung von Nervenzellen entstehen. Ziel des Workshops ist es, Forscher zusammenzubringen, die sich mit unterschiedlichsten Methoden der Erforschung der funktionellen Organisation des Hoerkortex widmen. Dabei besteht die Herausforderung unter anderem darin, die Kluft zwischen ausschliesslich tierexperimentell arbeitenden Forschern und ausschliesslich am menschlichen Hoersystem arbeitenden Forschern zu ueberbruecken. Insbesondere soll der Workshop dazu dienen, die am menschlichen Hoersystem arbeitenden Forscher zu motivieren, sich von moeglicherweise zu stark vereinfachenden Vorstellungen zu loesen und gemeinsam mit den tierexperimentell arbeitenden Kollegen nach zukunftstraechtigen neuen Forschungsstrategien zu suchen.

    In neuerer Zeit konnte in mehreren tierexperimentellen Studien nachgewiesen werden, dass die funktionelle Organisation des Hoerkortex plastischen Veraenderungen unterliegen kann. Dies zeigt sich zum Beispiel nach Schaedigungen im peripheren Teil des Hoersystems, aber auch nach gezieltem Training. Der Klinischen Forschergruppe "Biomagnetismus und Biosignalanalyse" ist es kuerzlich gelungen, eine solche plastische Reorganisation nichtinvasiv auch im Hoerkortex des Menschen nachzuweisen, und zwar bei Musikern. Im Vergleich zu Kontrollpersonen, die nie ein Musikinstrument gespielt haben, war bei Musikern die kortikale Repraesentation fuer Klaenge von Musikinstrumenten deutlich staerker ausgedehnt als fuer reine Toene - bei gleicher Lautheit. Darueber hinaus war das Ausmass der kortikalen Repraesentation bei Musikern auch mit dem Alter korreliert, in dem mit dem Musikunterricht begonnen wurde: je frueher der Beginn, desto groesser die Ausdehnung der kortikalen Repraesentation . Dieser Befund macht nicht nur deutlich, dass die kortikale Reorganisation beim Menschen trainingsabhaengig ist, sondern auch, dass eine solche Reorganisation umso ausgepraegter ist, je frueher der Trainings- oder Lernprozess beginnt.


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    No categories were selected
    German


     

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