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05/15/1997 00:00

Unfälle nach dem Arztbesuch

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    78/97

    Unfaelle nach dem Arztbesuch

    Einfluss von Narkotika auf die Fahrtuechtigkeit

    OErtliche Betaeubungsmittel, wie sie in der zahnaerztlichen Praxis angewendet werden, beeintraechtigen die Fahrleistung eines Patienten lediglich fuer eine halbe Stunde nach ihrer Gabe. Verlaengert wird die Wirkungsdauer der Narkose jedoch durch zusaetzlich verabreichte Medikamente. Auch Angst im Zusammenhang mit dem Arztbesuch beeinflusst die Leistung hinter dem Steuer. Zu diesem Ergebnis gelangt Dr. Ulf Gaertner in einer Untersuchung, die er am Institut fuer Rechtsmedizin der Universitaet zu Koeln anfertigte.

    Der Besuch beim Zahnarzt ist gefuerchtet - tief sitzt die Angst vor dem Bohrer und den damit verbundenen Schmerzen. Dabei wird fast der Haelfte der Patienten ein oertliches Betaeubungsmittel verabreicht, um den Eingriff ertraeglicher zu machen. Mit Verlassen der Behandlungsraeume verlieren die narkotischen Substanzen jedoch nicht automatisch ihre Wirkung: Sie beeinflussen die Leistungsfaehigkeit der Patienten je nach Wirkstoff ueber einen laengeren Zeitraum und geraten deswegen immer wieder in den Verdacht, bei Verkehrsunfaellen nach einem Arztbesuch eine Rolle zu spielen.

    "Fahrtuechtig oder nicht nach der Narkose" - diese Problematik hat auch eine rechtliche Seite. Fuer den behandelnden Arzt ist diese ausserordentlich wichtig: Im Rahmen der Aufklaerungspflicht ist er es, der den Patienten auf Risiken hinweisen muss, die mit der Behandlung verbunden sind oder sich aus ihr ergeben. Bei ambulanten Eingriffen kommen zwei Klassen von Betaeubungsmitteln zur Anwendung, die Lokalanaesthetika und die Narkotika. Waehrend Lokalanaesthetika die Schmerzempfindung oertlich begrenzt ausschalten, fuehrt die Gabe von Narkotika zur zentralen Schmerzausschaltung und dem Verlust des Bewusstseins. In einer ambulanten Praxis werden vor allem Kurznarkotika eingesetzt, deren Wirkung auf drei bis vier Minuten begrenzt ist. Sie werden entweder injiziert (Injektionsnarkose) oder in Form von Inhalationsmasken verabreicht.

    Ob es ueberhaupt zu einer Beeintraechtigung der Fahrtuechtigkeit kommt, haengt massgeblich von der Zeit ab, die fuer den Abbau der Wirkstoffe zu unwirksamen Stoffwechselprodukten benoetigt wird. Bei den Lokalanaesthetika wurden Halbwertszeiten von 30 Minuten bis zu 3.5 Stunden gemessen; das bedeutet, nach Ablauf dieser Zeit laesst sich noch die Haelfte der anfaenglichen Betaeubungsmitteldosis nachweisen. Neben dem biochemischen Verhalten der Substanz ist aber auch das Koerpergewicht des Patienten von entscheidender Bedeutung: So bauen Erwachsene im Vergleich zu Kindern die Molekuele mit betaeubenden Effekt deutlich schneller ab. Darueber hinaus kann ein zusaetzlich eingesetztes Praeparat die Wirkungsdauer des Betaeubungsmittel beeinflussen. Bei den Lokalanaesthetika werden einzelne Praeparate mit einer weiteren Substanz kombiniert, um gezielt Nebenwirkungen wie beispielsweise Blutarmut im Operationsgebiet zu provozieren. Zwei von drei Narkotika werden mittlerweile mit zusaetzlichen Medikamenten verabreicht, die Wirkstoffe enthalten, ueber die sich die Narkose leichter steuern laesst.

    Wie der Koelner Zahnmediziner herausfand, sind es gerade diese Zusatzsubstanzen, die zu einer langanhaltenden Beeintraechtigung der Fahrtuechtigkeit fuehren. Denn waehrend Lokalanaesthetika an sich das Fahrvermoegen nur fuer etwa 30 Minuten negativ beeinflussen, koennen zusaetzlich verabreichte Medikamente diese Zeitspanne bis auf zwei Stunden verlaengern. Inhalations- und intravenoese Narkotika hingegen wirken auch bei alleiniger Gabe schon bis zu 2 Stunden.

    Die Vorgaben aerztlicher Verbaende, wie lang ein Patient vom Fuehren eines Kraftfahrzeuges nach der Narkosegabe abzuhalten sei, sind eher allgemein gehalten. So schreibt die Bundesaerztekammer, dass Einschraenkungen der Fahrtuechtigkeit von bis zu 24 Stunden nach Gabe der Narkose existieren koennen. Insgesamt gesehen liegen die empfohlenen "Absenzzeiten" nach einem Eingriff unter Betaeubung jedoch deutlich ueber den eigentlichen Wirkzeiten der Substanzen - ein zeitlicher Sicherheitszuschlag, vermutet der Mediziner, um jegliche Risiken auszuraeumen. Als Ursache fuer Verkehrsunfaelle nach einem Arztbesuch kommen die Betaeubungsmittel wohl kaum in Betracht. Neben zusaetzlichen Medikamenten beeintraechtige vor allem Stress und Angst, durch die Behandlung ausgeloest, die Fahrtuechtigkeit auf dem Heimweg.

    Verantwortlich: Anne Marowsky

    Fuer Rueckfragen steht Ihnen Professor Dr. Michael Staak unter der Telefonnummer 0221/478-4280 oder 478-4281 zur Verfuegung.

    Fuer die UEbersendung eines Belegexemplares waeren wir Ihnen dankbar.


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
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