idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
12/15/2004 09:07

WSI-Tarifbilanz 2004: Magere Lohnabschlüsse - Tarifstandards unter Druck

Karin Rahn Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

    Die gewerkschaftliche Tarifpolitik des Jahres 2004 war überwiegend eine Tarifpolitik in und aus der Defensive. "Nach den heftigen politischen Attacken auf die Tarifautonomie im Jahr 2003 folgte in diesem Jahr der Angriff der Arbeitgeber auf zentrale Tarifstandards." Diese Bilanz zieht der Tarifexperte des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts in der Hans-Böckler-Stiftung, Dr. Reinhard Bispinck.

    Den Anfang machten die Arbeitgeber in der Metallindustrie mit der Forderung nach Arbeitszeitverlängerung (auch) ohne Lohnausgleich. Anschließend ging es in nahezu allen Tarifbereichen, in denen verhandelt wurde, um die Verschlechterung der allgemeinen tariflichen Arbeitszeitregelungen und um die Kürzung von Einkommensbestandteilen. Das Ergebnis:

    o Die moderaten Lohnabschlüsse bewegten sich überwiegend zwischen 1,5 und max. 2 Prozent häufig verbunden mit vorgeschalteten "Nullmonaten". Teilweise wurden auch lediglich Einmalzahlungen vereinbart (vgl. Übersicht).
    o In Einzelfällen wurden gar keine Lohnforderungen gestellt, etwa im Bauhauptgewerbe, bzw. die Löhne sogar abgesenkt, wie z.B. in der Gebäudereinigung.
    o Es gab Einschnitte in manteltarifliche Regelungen z.B. bei den RedakteurInnen an Tageszeitungen in Form von Kürzungen bei Urlaubsgeld und Urlaubstagen oder bei den Malern und LackiererInnen durch eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit um eine Stunde mit Lohnausgleich.
    o In Ausnahmefällen, wie z.B. bei der Deutschen Telekom, gelang eine Beschäftigungssicherung durch Arbeitszeitverkürzung (mit teilweisem Lohnausgleich).
    o Vielfach wurden tarifliche Öffnungsklauseln vereinbart, wie etwa in der Metall- und Elektroindustrie oder in der Textil- und Bekleidungsindustrie.

    Der Trend zur Verbetrieblichung der Tarifpolitik verstärkte sich in diesem Jahr nachhaltig. In zahlreichen Betrieben gab es "Nachverhandlungen", weil die Arbeitgeber zur Verbesserung der Kosten- und Wettbewerbssituation Abweichungen von den (bisherigen) tariflichen und betrieblichen Standards forderten und in vielen Fällen auch durchsetzten. Im Gegenzug versuchten Gewerkschaften und Betriebsräte, Beschäftigungssicherung und sozialverträglichen Arbeitsplatzabbau zu erreichen. Dies geschah nicht nur in Großkonzernen (Siemens, DaimlerChrysler, Volkswagen usw.), sondern auch in zahlreichen kleinen und mittleren Betrieben. Allein in der Metall- und Elektroindustrie zählte die IG Metall rund 300 solcher Vereinbarungen.

    Durch die teils umfangreichen Proteste und Arbeitsniederlegungen, z.B. bei den Tarifverhandlungen in der Metallindustrie und bei den Tageszeitungen, aber auch bei den betrieblichen Konflikten, z.B. bei DaimlerChrysler, Opel und in vielen kleineren Unternehmen, konnten zweifellos manche Einschnitte und Verschlechterungen abgemildert oder verhindert werden.


    More information:

    http://www.boeckler.de/cps/rde/xchg/hbs/hs.xsl/16631.html Weitere Informationen zum Tarifjahr 2004


    Images

    Criteria of this press release:
    Economics / business administration, Law, Politics
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).