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05/21/1996 00:00

Cannabis und Fahrtüchtigkeit

Dr. Wolfgang Mathias Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    52/96

    Cannabis und Fahrtuechtigkeit

    Beeintraechtigungen vor allem in den ersten beiden Stunden

    Koeln, den 20. Mai 1996 - Nach Cannabis-Konsum zeigen sich Beeintraechtigungen der Leistungsfaehigkeit vor allem in den ersten beiden Stunden, und sie haeufen sich in der ersten halben Stunde nach Rauchbeginn. Daher sollte bei Verkehrsdelikten Cannabis-Konsum besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Zu diesem Ergebnis kommen Professor Dr. Guenter Berghaus, Dr. Peter Schmidt und Nicole Scheer in einer Untersuchung, die sie am Institut fuer Rechtsmedizin der Universitaet zu Koeln angefertigt haben.

    Die Koelner Wissenschaftler fanden unter anderem heraus, dass Die Versuchspersonen nach dem Konsum haeufiger Rauschzustaende empfanden, als Verschlechterungen der Fahrleistung zu objektivieren waren. Das High-Empfinden war etwa drei Stunden lang nachweisbar und damit laenger als die objektiv gemessenen Ausfallserscheinungen.

    Die Koelner Rechtsmediziner unterscheiden zwischen automatisierten und kontrollierten Leistungen. Fuer die kontrollierten Handlungen ueberprueften sie anhand von Literaturangaben das Reaktionsverhalten bei unvorhersehbaren zusaetzlichen Leistungsforderungen, die Orientierung im Verkehr und das Risikoverhalten. Die automatisierten Leistungsfaehigkeiten hingegen sind durch Spurhalten, Abstandhalten, Rangieraufgaben und Beibehalten einer konstanten Geschwindigkeit kategorisiert. Professor Berghaus und seine Mitarbeiter stellten fest, dass innerhalb der ersten Stunde nach Rauchbeginn die komplexen Handlungen haeufiger geschaedigt werden. In der zweiten Stunde nach Verabreichung von Cannabis sind hingegen keine Beeintraechtigungen der kontrollierten Leistungen mehr nachweisbar. Fast die Haelfte der automatisierten Wirkbefunde zeigten sehr deutliche Verschlechterungen. Bei den kontrollierten Leistungen wird vor allem bei unvorhergesehenen Ereignissen und Eingriffsituationen die Kontrolle des Fahrers stark beeintraechtigt. Hingegen zeigen Cannabis-Raucher ein auffaelliges Risikoverhalten wie z.B. riskantes UEberholen nur in geringem Masse.

    Weiterhin deutet sich fuer alle Leistungen eine Dosisabhaengigkeit der Cannabis-Wirkung an. Die nicht signifikanten Resultate ueberwogen in den Tests, bei denen Cannabis-Zigaretten mit einem Cannabis-Gehalt von weniger als acht Milligramm verabreicht wurden. Es wurde z.B. unter Einwirkung von acht Milligramm Cannabis oral nach zwei und drei Stunden eine signifikante Beschleunigung der Herzschlagfolge von selbst Cannabis-Erfahrenen festgestellt, waehrend bei einer Dosierung von 12 bis 16 Milligramm die Beschleunigung drei bis fuenf Stunden nachzuweisen war.

    Die Wissenschaftler untersuchten auch die Beeintraechtigungen von Flugzeugpiloten, denen Marihuana verabreicht wurde. Die Experimente am Flugsimulator umfassten einen Zeitraum von 30 Minuten bis zu 48 Stunden nach Rauchbeginn. Die laengsten Einschraenkungen wurden 24 Stunden nach einmaligem Rauchen von 19 Milligramm Cannabis bei der experimentellen Simulation eines Landeanfluges nachgewiesen. Dabei zeigten sich signifikante Verschlechterungen sowohl der automatisierten als auch der kontrollierten Leistungen bei fehlendem subjektivem Gefuehl einer Beeintraechtigung. Der Versuch der gleichen Arbeitsgruppe, diese Ergebnisse konstant zu reproduzieren, misslang. Allerdings waren signifikante Beeintraechtigungen der Flugtuechtigkeit bis zu acht Stunden nach Rauchbeginn zu beobachten.

    Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias

    Fuer Rueckfragen steht Ihnen Professor Dr. Berghaus am 21. Mai 1996 unter der Telefonnummer 0221/478-4256 zur Verfuegung.


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
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    German


     

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