Bochum, 16.08.1995, Nr. 121
Gute Heilungschancen bei Eierstockkrebs
USA-Spezialist eroeffnete Vortragsreihe
Weiterbildung hilft Therapie optimieren
Horrorvorstellungen ueber Chemotherapie wie Haarausfall und bis zur Verzweiflung treibendes Erbrechen halten manchen Menschen davon ab, Krebs-vorsorgeuntersuchungen in Anspruch zu nehmen. Allein durch sie waere aber mancher dramatischer Krankheitsverlauf vermeidbar, weil Frueherkennung Gesundheitsrisiken drastisch senken hilft und die Therapiemoeglichkeiten heute so differenziert sind, Nebenwirkungen zu minimieren.
Um Gynaekologen den neuen Stand von Diagnose und Therapie zu vermitteln, haben der seit 1. Juli 1995 amtierende Direktor der Ruhr-Universitaets-Frauenklinik im Knappschafts-Krankenhaus Bochum Langendreer, Prof. Dr. med. Arne Jensen, und der Landesvorsitzende des Berufsverbandes der Frauenaerzte, Dr. med. Lothar Loch, zum ersten Vortrag einer Weiterbildungsserie am 8. August 1995 eingeladen: Prof. Dr. med. Dirk Kieback (Baylor College of Medicine, Houston, Texas, USA ) sprach zum Thema ,Ovarialkarzinom - Therapie heute - ein kooperatives Konzept".
Groesstes Problem bei der Behandlung des Ovarialkarzinoms (Eierstockkrebs), an dem jede 70. Frau im Laufe ihres Lebens erkrankt, ist die Frueherkennung, da Beschwerden haeufig erst im dritten oder vierten Stadium auftreten. Der schleichende Verlauf des Tumorwachstums kann nur bei jaehrlichen Vorsorgeuntersuchungen durch tasten und Ultraschall fruehzeitig erkannt werden. Besonders gefaehrdet sind Frauen, in deren Familie dieser Krebs in der Vergangenheit schon haeufiger aufgetreten und somit eine genetische Veranlagung nicht auszuschliessen ist. Fuer die naechsten Jahre erwartet Prof. Kieback eine Vereinfachung der Diagnose durch einen speziellen Bluttest. Obgleich ein frueh erkanntes Ovarialkarzinom wesentlich erfolgversprechender zu therapieren ist (UEberlebensrate 71%), kann man heute selbst in fortgeschrittenen Krankheitsstadien mit einer Operation, die den Tumor und alle noch sichtbaren Tumorzellen restlos entfernt, und einer darauf gezielt abgestimmten Nachbehandlung noch eine 5-Jahres- UEberlebensrate von 60 % erreichen. Dabei gilt: Je radikaler die AErzte es schaffen, die sichtbaren Tumorzellen zu entfernen, mit desto geringerer Dosis Chemotherapie (evtl. kombiniert mit Bestrahlung) kommen sie dann in der Nachbehandlung aus. Denn das Ovarialkarzinom ist ein Sonderfall, weil bei ihm die Zellen schneller Wuchern als bei anderen Krebsarten. Deshalb spricht es auch wesentlich wirksamer als andere Krebserkrankungen auf die Chemotherapie an.
Patientinnen sollten wissen, dass die richtig angewendete Chemotherapie heute nur in den seltensten Faellen zu UEbelkeit und Erbrechen fuehrt. Den Therapieerfolg des Eierstockkrebs foerdert, so Prof. Kieback, die Behandlung in leistungsfaehigen Zentren, die in der Lage sind, noch waehrend der Operation durch eine Gewebeuntersuchung die weitere Vorgehensweise genau zu bestimmen und so Streuungen zu vermeiden, die moeglicherweise die Lebenserwartung auf ein Drittel reduzieren koennen. Positiv beeinflusst wird die Therapie auch durch eine permanente psychische Unterstuetzung der Patientinnen. Indem man ihnen den Behandlungsverlauf eingehend erlaeutert, erhoeht man ihre Akzeptanz und Motivation.
Prof. Dr. Dirk Kieback (39) wurde an mehreren Tumorzentren in Deutschland ausgebildet, absolvierte in Houston ein gynaekologisches Intensivtrai-ning, was es in dieser Form sonst nicht gibt, habilitierte sich an der Universitaet Ulm, und er hat nun zum einen im klinischen Bereich eine Professur fuer Gynaekologie und Geburtshilfe wie zum anderen im wissenschaftlichen Bereich eine Professur fuer Molekularbiologie inne.
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
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German
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