idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Geschichte der Universität Jena in der NS-Zeit in Kurzform erschienen
Jena (27.06.05) "Ein äußerst sorgfältig recherchierter Band mit großem Informationsgehalt". So lautet das Fazit einer Rezension in der "Süddeutschen Zeitung" des Bandes ",Kämpferische Wissenschaft'. Studien zur Universität Jena im Nationalsozialismus", den Jenaer Historiker und ein Wissenschaftshistoriker Ende 2003 publiziert haben. "Das Beste, was wir derzeit über die deutsche Universität in der NS-Zeit haben", beendet Rüdiger vom Bruch seine Rezension im "Jahrbuch für Universitätsgeschichte". Doch in den vielen positiven Besprechungen tauchen immer wieder zwei kritische Aspekte auf: der Umfang von 1.160 Seiten und der mit 154 Euro hohe Preis. Obwohl der Preis von der Verwertungsgesellschaft Wort festgelegt wurde, haben die Herausgeber Uwe Hoßfeld, Jürgen John, Oliver Lemuth und Rüdiger Stutz auf diese beiden Aspekte reagiert. Mit dem Band ",Im Dienst an Volk und Vaterland'. Die Jenaer Universität in der NS-Zeit" haben sie jetzt im Böhlau Verlag eine preisgünstige Kurzfassung auf den Markt gebracht. Die Sonderauflage kann kostenlos - unter Beilegung eines frankierten Rückumschlages von 0,85 Euro - bei der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen in Erfurt angefordert werden, womit der Leserkreis deutlich erhöht werden dürfte.
Das neue Buch kann seinen dicken Vorläufer nicht ersetzen, enthält aber einen wichtigen Abstrakt, den geistigen Sud, des Bandes "Kämpferische Wissenschaft". Die aktuelle, dank neuer Erkenntnisse an einigen Stellen auch erweiterte Publikation umfasst vier exemplarische Studien, die die engen Wirkungszusammenhänge von Wissenschaft und Politik unterstreichen. Neben den Darstellungen zur Medizinischen, Theologischen, Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät fasst vor allem der einleitende Beitrag den Profilwandel der Salana zusammen. Er zeigt, welche äußeren Einflüsse, aber auch welche Selbstmobilisierungsstrategien dazu führten, Jena zu einer "rassekundlich" ausgerichteten Universität zu machen. Er führt aus, wie sich nicht nur NS-Aktivisten im gehorsamen Forschungs- und Lehr-Gleichschritt mit den Nazis bewegten, sondern auch andere Akademiker als Dienstleister mit Wissens- und Kompetenztransfer die nationalsozialistische Politik und Kriegsführung förderten. Doch er beweist auch, dass verschiedene Kräfte in unterschiedliche Richtungen wirkten und keine einheitliche, sondern eine im Detail widersprüchliche Entwicklung ablief.
Darüber hinaus sind es die Strukturen und Zusammenhänge, die der Band aufdeckt und dadurch zeigt, wie das ausgedehnte Netzwerk politischer Bürokratie funktionierte. Dies schafft ein tieferes Verständnis für die Art und Weise des Funktionierens der Jenaer Hochschule, die gerade in jener Zeit ihren Namen "Friedrich-Schiller-Universität" erhielt. Erkennbar wird dabei auch die Doppelprägung, die die Jenaer Universität seit 1936 erfuhr. Statt einer klassisch-philosophischen Universität wurde sie zur naturwissenschaftlich-medizinisch und gleichzeitig rassepolitisch-"lebensgesetzlich" ausgerichteten Institution - sie wurde dienstleistungsfähige Forschungsuniversität für Krieg und NS-Ideologie.
Hilfreich für den Leser des neuen Bandes ist der ausführliche Anhang, der mit zahlreichen Daten zu Lehrkörper und Studierenden, Rektoren wie Fakultätsstruktur und dem Personenregister die Suche und wissenschaftliche Nutzbarkeit erhöht. Doch vor jeder Nutzung als wissenschaftliche Quelle ist und bleibt der neue Band ein Lesebuch, das eine Institution und ihr Funktionieren in einer dunklen Zeit beschreibt.
Das Buch kann ausschließlich bei der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen (Regierungsstraße 73, 99084 Erfurt) - unter Beilegung eines frankierten Rückumschlages von 0,85 Euro - angefordert werden.
Titel des neuen Buchs zur Jenaer Universitätsgeschichte.
None
Criteria of this press release:
History / archaeology
transregional, national
Scientific Publications
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).