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Wissenschaft
Ärzte im Fachblatt
Wie Mediziner sich selbst wahrnehmen
Bis zu Beginn der Adenauerzeit besaßen deutsche Patienten in aller Regel uneingeschränktes Vertrauen zu ihrem Arzt. Doch schon in den fünfziger Jahren suchten sie einen Mediziner oft mit selbst gestellten Diagnosen und eigenen Überlegungen zur Therapie auf. Beruht dies heute auf Informationen aus dem Internet, so waren damals Artikel aus Boulevardzeitungen die Grundlage. Aufgrund von Berichten über neue Erkenntnisse traten Patienten jetzt immer wieder mit der direkten Forderung an den Arzt heran, ihre Krankheit sofort zu beseitigen. Das Bild des Arztes hatte sich deutlich verändert. Dazu hatte nicht zuletzt die Sensationspresse mit ihren Berichten sowohl über ärztliche Kunstfehler in negativer als auch über medizinische "Wunder" in positiver Hinsicht beigetragen. Dies sind Erkenntnisse, die Dr. Marc Götzen in seiner Dissertation am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin an der Universität zu Köln gewonnen hat.
In dieser Studie analysiert Götzen das Bild der deutschen Ärzteschaft anhand der Fachzeitschrift "Ärztliche Mitteilungen". In dem untersuchten Zeitraum 1949-1963 sahen sich die Ärzte hierzulande einer ganz besonderen Herausforderung gegenüber. So mussten sie sich nach der Zeit des Nationalsozialismus auf gemeinsame ethische Grundsätze einigen und eine demokratische Berufsordnung finden. Überdies hatten sie auf die exponentiell anwachsenden naturwissenschaftlichen Erkenntnisse (etwa in der Psychosomatik) und den technischen Fortschritt in der Medizin zu reagieren. Auch veränderte die steigende Zahl chronisch und psychisch Kranker die Wirkungsweise des Arztes, da er durch diese Entwicklung in wachsendem Maße zu einem Langzeitbegleiter des Patienten wurde.
Anhand von Beiträgen aus den "Ärztlichen Mitteilungen" stellt sich das Bild der Mediziner während der Adenauer-Zeit als relativ homogen und konstant dar. Der Berufsstand vollzog eine Annahme und Umsetzung der naturwissenschaftlichen Neuerungen, nahm dabei jedoch gegenüber dem steigenden Einfluss der Medien eine kritische Haltung ein. In den Artikeln des Fachorgans findet sich auch ein konstanter Anteil standesethischer Themen. Dazu zählt die vielfach geäußerte Mahnung, kein Gesundheitswesen mit Fabrikatmosphäre zu schaffen, in dem der Arzt den menschlichen Aspekt seines Berufs ignoriert und nur noch ein Gesundheitstechniker ist. Angesichts der weiteren Technisierung und fachlichen Spezialisierung der Medizin bis heute besitzt diese Forderung nach Auffassung von Götzen mehr denn je Aktualität.
Verantwortlich: Dr. Mahmoud Kandil
Für Rückfragen steht Ihnen Dr. Marc Götzen unter der Telefonnummer 0221/478-4119 zur Verfügung.
Unsere Presseinformationen finden Sie auch im World Wide Web unter http://www.uni-koeln.de/pi/.
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
regional
Research results
German
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