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Wissenschaft
Das Zentrum für Höhere Studien der Universität Leipzig und das European Network in Universal and Global History richten vom 22. bis 25. September 2005 den ersten Europäischen Kongress für Welt- und Globalgeschichte aus. Ziel ist es, die aktuellen Forschungen in den verschiedenen europäischen Ländern zusammenzuführen, die die bislang dominiernde nationale Perspektive durch die transnationalen Zusammenhänge und Verbindungen erweitern.
Hat die Globalisierung eine Geschichte? Vor kurzem hätten die meisten Menschen diese Frage verneint und betont, wie neu die Globalisierung ist. Die enorme Beschleunigung der Kommunikation, die Verlagerung von Produktionsstätten auf andere Kontinente, die Verflechtungen der Konsumkulturen, die tägliche Präsenz des Internationalen in unseren Lebensverhältnissen erzeugen den Eindruck völliger Neuheit. Doch seit über einem Jahrzehnt unternehmen Historiker vermehrt Anstrengungen, diese These zu prüfen und können nachweisen, dass mindestens in den vergangenen zwei Jahrhunderten immer wieder Wellen der Globalisierung zu beobachten sind. Transnationale Verflechtungen werden in zahlreichen Projekten untersucht, ein neues Interesse an den Regionalwissenschaften (die sich am angelsächsischen Vorbild der Area Studies ausrichten und modernisieren) ist allenthalben zu bemerken. Doch die Herausforderung geht über eine schlichte räumliche Erweiterung des traditionellen Gegenstandes der Historiker hinaus. Neue Methoden für die Untersuchung translokaler, transnationaler und transkontinentaler Verknüpfungen müssen gefunden werden und stellen die überlieferten Paradigmen der Komparatistik auf den Prüfstand. Und es geht nicht nur um ein Mehr an zu berücksichtigendem Stoff. Die Aufmerksamkeit für die Globalisierungsschübe der Vergangenheit geht mit den Orientierungsbedürfnissen der Gegenwart Hand in Hand. Mit der Globalisierung der Geschichtsbilder werden neue Narrative ausprobiert und ältere Meistererzählungen auf den Prüfstand gestellt.
Der 1. Europäische Kongress für Welt- und Globalgeschichte, den das Zentrum für Höhere Studien der Universität Leipzig gemeinsam mit einem Netzwerk einschlägig tätiger Forscher aus allen Teilen Europas organisiert, wird vom 22. bis 25. September 2005 mehr als 250 Referenten aus diesem neu entstehenden Fachgebiet zusammenführen. Sie behandeln in ihren Vorträgen und Debatten ebenso die Entwicklung der internationalen Organisationen, der weltweiten Infrastruktur von Eisenbahn, Schifffahrt und Flugwesen, der globalen Regelung des geistigen Eigentums, wie den Charakter von Kriegen und die Entwicklungschancen des Nationalstaates in verschiedenen Teilen der Welt. Mehr als 45 Diskussionsforen dienen dazu, in Teilgebieten der Globalgeschichte die Erkenntnisfortschritte zu vergleichen und auf ihre Vereinbarkeit zu prüfen.
Schließlich behandeln einige Sektionen des Kongresses auch die Frage nach der Umsetzung neuer Forschungen zu Welt- und Globalgeschichte im Unterricht an den Universitäten und an den Schulen. Europäische Studiengänge, wie das Master-Programm "Global Studies" der Universitäten Leipzig, London, Wien und Wroclaw werden ebenso vorgestellt wie die Bemühungen an der Hebrew University in Jerusalem und der Central European University Budapest.
So kann erwartet werden, dass dieser erste Kongress einen Überblick zur Vielfalt der europäischen Bemühungen in diesem brandneuen Forschungsgebiet gibt und die zum Leitthema des Kongresses erhobene Frage nach den spezifisch europäischen Perspektiven in einer weltweiten Community der Globalhistoriker beginnt zu beantworten.
Das Kongressprogramm findet sich im Internet unter: www.uni-leipzig.de/zhs/ekwg
Weitere Informationen:
Anne Friedrichs
Zentrum für Höhere Studien der Universität Leipzig
Telefon: 0341 97-30230
E-Mail: afried@uni-leipzig.de
www.uni-leipzig.de/zhs
Criteria of this press release:
History / archaeology, Law, Politics, Social studies
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
German
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