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07/08/1999 09:25

Den Bauplan des Gehirns mathematisch entschlüsselt

Dr. Gottfried Oy Public Relations und Kommunikation
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt (Main)

    Altdorfer Leibniz-Preis an Dr. Fred Wolf

    FRANKFURT. Dr. Fred Wolf, Alumnus der Goethe-Universität, wurde der "Altdorfer Leibniz-Preis" verliehen. Er erhielt den erstmals vergebenen Preis für seine Arbeit "Strukturbildung in der Entwicklung des visuellen Kortex". Der Preis, vergeben vom Leibniz-Förderverein Altdorf-Nürnberg, ist mit 10.000 Mark dotiert.

    Der 34jährige Fred Wolf absolvierte sein Physikstudium an der Goethe-Universität. Die Grundausbildung in seinem Fach Theoretische Physik erhielt er bei Prof. Dr. Rainer Jelitto. Sowohl seine Diplomarbeit als auch die prämierte Doktorarbeit entstanden in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Theo Geisel, ehemals Goethe-Universität, nun geschäftsführender Direktor des Max-Planck-Instituts für Strömungsforschung in Göttingen. Theo Geisel wurde 1993 mit dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft vergebenen Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis ausgezeichnet.

    Die Arbeiten Wolfs, die die Grundlagen für eine mathematische Beschreibung der Entwicklung des visuellen Kortex - des primären Sehzentrums des Gehirns - schufen, wurden am Sonderforschungsbereich Nichtlineare Dynamik der Goethe-Universität und am Max-Planck-Institut für Strömungsforschung durchgeführt. Im Mai dieses Jahres wurde der gebürtige Darmstädter für die jetzt ausgezeichnete Arbeit an der Goethe-Universität mit summa cum laude zum Dr. phil. nat. promoviert.

    Die prämierte Arbeit beschäftigt sich mit der Rolle der Erfahrung bei der Ausbildung kognitiver Fähigkeiten, wie des Vermögens, Bilder zu interpretieren. In den vergangenen zehn Jahren, der "Dekade des Gehirns", ist es gelungen die Strukturen und Module, in denen visuelle Information im primären Sehzentrum des Gehirns verarbeitet wird, detailgetreu darzustellen. In seiner Arbeit identifiziert Fred Wolf mathematische Prinzipien, die den Aufbau dieser Module und ihre Entstehung in der Entwicklung des Gehirns bestimmen. Diese Prinzipien bestimmen damit den Prozeß des "Sehen-Lernens", der bei Menschen während der ersten Lebensmonate abläuft, und ermöglichen es, diesen Prozeß in Computer-Simulationen nachzubilden. Sie erlauben auch zu analysieren, wie sich frühkindliche Erfahrungen in der Struktur des Sehsystems niederschlagen.

    Die Schlußfolgerungen der ausgezeichneten Arbeit ähneln einer Auffassung, die bereits Gottfried Wilhelm Leibniz in seiner Auseinandersetzung mit John Locke über die Frage nach den erlernten und den "eingeborenen" Aspekten unserer kognitiven Grundausstattung vertreten hat. Im Gegensatz zum Lockeschen Empirismus ("Alles Wissen kann aus den Sinnen gewonnen werden.") verteidigt Leibniz die Hypothese, daß Grundkategorien der Erkenntnis weder unmittelbar der Erfahrung entspringen, noch dem Geist von Anfang an vorgegeben sein müssen. Er vertritt die Auffassung, daß sich die "eingeborenen" Ideen in einem autonomen Organisationsprozeß des Geistes bilden, der von Erfahrungen angetrieben wird, ohne daß Erfahrung sein Resultat vollständig bestimmen könnte. Die in der prämierten Arbeit dargestellte Beschreibung der Entwicklung des Sehvermögens als dynamischem Prozeß bedeutet, daß viele Aspekte des Wahrnehmungsapparates durch innere Organisationsprozesse festgelegt werden. Sie bestätigt damit die Leibnizsche Hypothese.

    Der "Altdorfer Leibniz-Preis", ausgestattet vom Hause Siemens mit insgesamt 20.000 Mark, wird vom "Leibniz-Förderverein Altdorf-Nürnberg für Mathematik und Philosophie und ihre Beziehungen zu Kultur und Bildung der Gegenwart e. V." an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bis zu 35 Jahren vergeben, die an einem dafür ausgeschriebenen Wettbewerb erfolgreich teilgenommen haben. Das Thema dieses Jahres lautete: "Die Bedeutung der Informationstechniken für die Entwicklung der Wissenschaften". Die Jury vergab neben dem ersten Preis noch drei weitere Preise über je 3.000 Mark.

    Weitere Informationen:
    Dr. Fred Wolf, c/o Sekretariat Prof. Dr. Theo Geisel, Telefon 0551/5176 401
    Leibniz-Förderverein Altdorf-Nürnberg, Telefon 09187/807 113


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    Criteria of this press release:
    Mathematics, Physics / astronomy
    transregional, national
    Personnel announcements
    German


     

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