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02/20/2006 09:45

Orchideen-Ausstellung lenkt Aufmerksamkeit auch auf heimische Arten

Dr. Bärbel Adams Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Botanischer Garten der Universität Leipzig lädt wieder zu einer Sonderausstellung

    Zeit: 18. Februar 2006 bis 26. Februar 2006
    Ort: Botanischer Garten
    Linnéstraße 1

    Geöffnet täglich von 10 bis 18 Uhr
    Eintritt 3,50 pro Person
    Die ausstellenden Orchideenfreunde geben jederzeit gern Auskunft.


    Die Stars der diesjährigen Orchideen-Schau im Botanischen Garten der Universität Leipzig sind, neben den sofort ins Auge fallenden Riesen-Blüten aus den Tropen, die einheimischen Orchideen. "Die mindestens genauso attraktiv sind", wirbt Dr. Martin Freiberg, Kustos des Botanischen Gartens, für die Pflanzen mit den in der Regel etwas unscheinbareren Blüten.

    "Wer sich Zeit nimmt, sie genau zu betrachten, wird genauso leuchtende Farben und bizarre Formen finden. Da Hunderte von Einzelblüten meist einen dichten Blütenstand bilden, ist ihre Gesamt- und Fernwirkung äußerst prachtvoll. Das Problem ist nur, dass viele Menschen die einheimischen Orchideen, die auf Trockenrasen, an Moor- oder Waldrändern gedeihen, nicht als solche erkennen und sie dann übersehen." In Deutschland gibt es 35 Orchideen-Arten, in Europa 230 und weltweit sogar über 25.000 Arten.

    Traditionell wird die rund 200 Orchideen-Arten umfassende wissenschaftliche Sammlung des Botanischen Gartens in diesen Tagen wieder erweitert um etwa 10 000 Blüten tragende Pflanzen von Liebhabern aus Leipzig und Halle und von Mitgliedern des Förderkreises des Botanischen Gartens. Sieben Orchideengärtnereien präsentieren und verkaufen botanische Raritäten. Ein Fachbetrieb für Gewächshausbau demonstriert die Möglichkeiten, den Pflanzen mit relativ einfachen Mitteln optimale Lebensräume zu schaffen.

    Bei der dieser Tage stattfindenden Ausstellung spielen die einheimischen Orchideen aber optisch eher eine Nebenrolle. Die komplett frostunempfindlichen, einheimischen Orchideen halten nämlich jetzt, genauso wie fast alle anderen Pflanzen mit unterirdischen Speicherorganen (Zwiebeln) Winterruhe. "Um aber einige zeigen zu können", so Freiberg, "haben wir sie schon im Herbst aus unserem Freigelände ausgegraben und im Gewächshaus in Töpfe gesetzt." Und so kann der Besucher in einer speziellen Vitrine auch Ragwurz, Händelwurz, Frauenschuh und einige andere eigentlich schlafende Schönheiten bewundern.

    Auch aus wissenschaftlicher Sicht sind die einheimischen Orchideen interessante Geschöpfe. "Mit diesen Pflanzen ist man ziemlich nah am Puls der Evolution", so Freiberg. "Sie bastardieren stark, das heißt sie tauschen durch spontane Kreuzung ihre Gene aus. Die Grenzen zwischen den einzelnen Orchideen sind also nicht so starr wie beispielsweise zwischen Eiche und Buche. Gemeinsam mit Kollegen aus Wien und München forschen wir zum Beispiel derzeit zur Rolle der Duftstoffe. Da hat sich beispielsweise der Ragwurz etwas 'einfallen' lassen. Die zarten Orchideenblüten verströmen Duftmoleküle, die mit denen weiblicher Bienen identisch sind und sie sehen auch fast so aus wie die bepelzten Bienen-Damen. Die männlichen Bienen bemerken den Betrug nicht und "begatten" die Orchideenblüte nach allen Regeln der Kunst. Bei diesem Akt wird die Orchidee sehr zielgerichtet bestäubt. Wenn nun aber durch eine Mutation ein etwas anderer Duft entsteht, fallen die Bienen-Männer nicht mehr auf diesen Trick herein, möglicherweise aber andere Insekten und die Entwicklung nimmt einen neuen Weg."

    Die meisten einheimischen Orchideen sind allerdings stark gefährdet. Durch das Tun der Menschen werden die Böden immer nährstoffreicher. Das schadet zwar den Orchideen nicht direkt, nützt aber ihren Konkurrenten, die diese schnell überwuchern. Vor allem im Leipziger Raum waren die Orchideen durch die Umweltverschmutzung im vergangenen Jahrhundert fast überall die Unterlegenen. "Darauf möchten wir vor allem jene Besucher hinweisen, die einen Garten haben und durch Unkrautrupfen die zarten Geschöpfe aus der Bedrängnis durch andere Pflanzen befreien könnten. Je mehr einheimische Orchideen in unserer Region gedeihen und sich auch vermehren, desto größer ist die Chance, diese kostbaren Pflanzen in unserer Flora zu behalten."
    Mit der Orchideen-Schau startet der Förderkreis des Botanischen Gartens seine jährliche Reihe von Ausstellungen; auf dem Frühlings-Plan stehen noch die Kamelienschau (18. bis 26. März 2006) und die Kakteenschau (25. bis 28. Mai 2006)

    Marlis Heinz


    weitere Informationen:
    Dr. Martin Freiberg
    Telefon: 0341 97-36869
    E-Mail: freiberg@uni-leipzig.de
    www.uni-leipzig.de/bota


    Images

    Dr. Freiberg mit dem einheimischen Frauenschuh
    Dr. Freiberg mit dem einheimischen Frauenschuh

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    Criteria of this press release:
    Biology, Information technology
    regional
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

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