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11/12/1999 14:11

Erster Katalog der Kupferstichsammlung erschienen

Ingrid Godenrath Stabsstelle Zentrale Kommunikation
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Zum ersten Mal seit 85 Jahren präsentiert die Zentrale Kustodie der Universität in einer Sonderausstellung im historischen Löwengebäude auf dem Universitätsplatz bedeutende Graphiken aus dem Bestand dieser Sammlung, die durch einen umfangereichen Katalog begleitet wird.
    Im Rahmen eines Hauptseminars des Instituts für Kunstgeschichte wurde die Exposition zusammen mit KustodiemitarbeiterInnen im neuen Domizil des Kupferstichkabinetts vorbereitet. Der vorliegende Katalog ist in Gemeinschaftsarbeit von fünf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie vier Studierenden erarbeitet worden. Es ist der erste Katalog des Kupferstichkabinetts seit seinem Bestehen überhaupt.

    Eröffnet wird die Präsentation von Unirektor Prof. Dr. Reinhard Kreckel am 16. November 1999, 17:00 Uhr, im Löwengebäude, Universitätsplatz 11. Interessierte Vertreter von Presse, Rundfunk und Fernsehen sind herzlich eingeladen.

    Die Ausstellung wird vom 17. November 1999 bis zum 13. Februar 2000 gezeigt.

    Zur Geschichte

    Das Kupferstichkabinett der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg wurde 1820 gegründet, drei Jahre nach der erfolgten Vereinigung der Wittenberger Universität mit der halleschen. Zum ersten Inspektor wurde der 1817 nach Halle berufene Professor für Theorie und Ausübung der Mal- und Zeichenkunst, Adam Immanuel Weise (1775-1850), ernannt. Die Universität bewilligte zum Ankauf von Graphiken einen Jahresetat von 25 Thalern. Auf Grund von Ankäufen und Schenkungen durch die preußische Regierung, wie die Übergabe von Dubletten aus dem Berliner Kupferstichkabinett und der Akademie der Künste, Donationen von Professoren und schließlich die Einordnung der Privatsammlung Weises erreichte die Sammlung im Jahre 1849 einen Umfang von 6 315 Posten. Unter seinen Nachfolgern, dem Philosophen Hermann Ulrici (von 1850 bis 1884), dem Historiker Gustav Droysen (von 1884 bis 1908) und den Kunsthistorikern Adolf Goldschmidt (von 1904 bis 1912), Wilhelm Waetzoldt (von 1912 bis 1921 sowie von 1934 bis 1945) und Paul Frankl (von 1921 bis 1933) wuchs die Sammlung bis 1945 auf einen Bestand von 10 820 Blatt an.

    Stiche aus fünf Jahrhunderten

    Das Kupferstichkabinett besitzt Graphiken wichtiger europäischer Künstler aus fünf Jahrhunderten. Es handelt sich dabei um Kupferstiche, Radierungen, Lithographien, Holzschnitte, Holzstiche, Schabkunstblätter und einen kleinen Teil an Handzeichnungen. Die Reproduktionskupferstiche sind nach Malerschulen und Ländern geordnet und wurden ehemals in erster Linie als Lehrmittel genutzt. Aus dem umfangreichen Bestand werden in der Exposi-tion Werke so bedeutender Künstler wie der Graphikerfamilie Carracci, von Pietro Testa (1611-1650), von Hendrick Goltzius (1558-1617), Jacques Callot (1592-1635) und Daniel Chodowiecki (1726-1801) sowie des 1738 in Halle geborenen Kupferstechers Johann Friedrich Bause gezeigt.
    Der Hauptteil der Ausstellung zeigt die wichtigsten Werke dieser Künstler aus vier Ländern. Der Besucher erhält einen Überblick über die Geschichte dieser Lehrsammlung, über die Standorte, die Direktoren, die Übergabe an die Moritzburg im Jahre 1958 als Depositum bis zur Rückübertragung an die Universität im Jubiläumsjahr 1994 und die heutige Nutzung.

    Goltzius, Callot, Caracci und Testa ...

    Die Ausstellung beginnt mit dem niederländischen Zeichner und Kupferstecher Hendrick Goltzius, der besonders das Studium des bewegten menschlichen Aktes betrieb und zu den großen späten niederländischen Manieristen gehört. Vorgestellt werden die Folgen der Römischen Helden und Tugenden und der Laster. Goltzius hat der Blüte des Kupferstichs in den Niederlanden den Weg bereitet sowie die nachfolgenden Kupferstechergenerationen geprägt.
    Zwei Abteilungen zeigen den großen französischen Zeichner, Graveur und Stecher Jacques Callot. Er ist insbesondere der Künstler der kleinfigürlichen Kompositionen, die er weiterentwickelte und vervollkommnete. Seinen Figuren verlieh er mit feinen Strichen Leben und Aussagekraft. Das Kabinett besitzt mit über 800 Blättern eine der großen Callot-Sammlungen in Europa.
    Aus den Reihen der italienischen Stecher werden ebenfalls Werke zweier bedeutender Künstler vorgestellt: erstens von der Maler- und Kupferstecherfamilie Carracci. Die Carraccis gel-ten als die Begründer der sogenannten Bologneser Schule, die zu den Vorläufern der neuzeitlichen Kunstakademie gehört. In ihren Darstellungen spürt man die bewußte Rückbesin-nung auf die bedeutenden Künstler der italienischen Hochrenaissance wie Raffael, Michelangelo, Correggio, Tintoretto und Bassano. Gezeigt werden beispielsweise die Graphiken von Agostino Carracci, den Heiligen Antonius darstellend, nach Tintoretto und die Vermählung der Heiligen Katharina nach dem Veroneser Maler Paolo Caliari.
    Zweitens erhält der Betrachter einen Einblick in die Arbeiten von Pietro Testa, einem der bedeutenden Maler-Radierer des 17. Jahrhunderts. Die Universitätssammlung besitzt von dessen an die 40 Blätter umfassenden Oeuvre fast 30 Radierungen. Testas Ruhm gründet sich auf sein großes zeichnerisches Talent, wie der zeitgenössische Künstlerbiograph Giovanni Battista Passeri bemerkte. In den ausgestellten Blättern spürt man die Liebe für Lichteffekte und seine flotte Technik. Testa ist ein virtuoser Zeichner und glänzender Techniker der Radiernadel.

    Deutsche Druckgraphik des 18. Jahrhunderts

    Die deutsche Druckgraphik ist durch zwei Stecher vertreten, die von weitreichender Bedeutung für die Buchillustration des 18. Jahrhunderts sind. So kann man den bürgerlichen Alltag und die Literatur der Aufklärung in den graphischen Miniaturen von Daniel Nikolaus Chodowiecki nachvollziehen oder Johann Friedrich Bauses Reproduktionskupferstiche und die dazugehörigen Vergleichsgemälde betrachten. Seine Arbeiten entstanden - wie die von Chodowiecki - meist im Auftrag von Verlegern, Buch- und Kunsthändlern. Die Kupferstichsammlung besitzt 23 Porträtgraphiken des vor allem in Leipzig tätigen Hallensers. Mit rund 950 Arbeiten von Chodowiecki nehmen die Kupferstiche und Radierungen neben denen von Jacques Callot innerhalb der Universitätssammlung den größten Raum ein. Damit nennt die Universität eine der umfangreichsten Kollektionen dieses Künstlers ihr eigen.

    Großer kunsthistorischer Wert

    Die getroffene Auswahl an Stechern läßt den kunsthistorischen Wert dieser graphischen Sammlung erkennen. Das Kupferstichkabinett hat seine Bedeutung von einer Lehrmittelsammlung als "Ersatz" der Werke der Weltkunst verloren und hat sich zu einem graphischen Kabinett gewandelt, dessen Arbeiten als selbstständige Kunstgattung gelten.
    Es gehört zu den 20 akademischen Sammlungen und Museen der Martin-Luther-Universität, die teilweise über ihre Grenzen und die Grenzen der Stadt Halle eine große Bedeutung für die Forschung und das kulturelle Erbe besitzen. In der deutschen Museumslandschaft leisten die universitären Museen einen wichtigen Beitrag zur Erfüllung sowohl der wissenschaftlichen als auch der kulturellen Verpflichtungen der Universität gegenüber der Öffentlichkeit. Mit der Rückübertragung dieses Kabinetts in den Jahren 1994 und 1995 besitzt die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg eine Sammlung von Graphiken wichtiger europäischer Künstler aus fünf Jahrhunderten, die den Studierenden und WissenschaftlerInnen wieder zur Forschung offensteht. Die Sammlung entspricht in ihrer Größe den graphischen Sammlungen der Universitäten Tübingen, Göttingen, Marburg oder Kiel.

    Universitätskustos Dr. Ralf-Torsten Speler

    Öffnungszeiten:
    Montag geschlossen
    Dienstag 10:00 - 20:00 Uhr
    Mittwoch bis Freitag 10:00 - 16:00 Uhr
    Samstag und Sonntag 14:00 - 18:00 Uhr

    Am 24., 25., 26. und 31. Dezember 1999 sowie am 01., 02. und 06. Januar 2000 bleibt die Ausstellung geschlossen.

    Ansprechpartner:
    Dr. Ralf-Torsten Speler
    Zentrale Kustodie und Universitätsarchiv
    Tel.: (0345) 55 217 32
    Fax: (0345) 55 271 62
    e-mail: kustodie@uni-halle.de


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    Criteria of this press release:
    Art / design, History / archaeology, Music / theatre, Social studies, Teaching / education
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific Publications
    German


     

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