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Wissenschaft
Soziologen-Tagung zu gesellschaftlichen Umbrüchen beginnt am 30.6. an der Uni Jena
Jena (23.06.06) Die Ereignisse schienen sich zu überschlagen: Im Herbst 1989 stürzte das sozialistische Gesellschaftssystem in Mittel- und Osteuropa innerhalb weniger Wochen. Doch das hohe Tempo des gesellschaftlichen Umbruchs in der Wendezeit war nicht zu halten. Schon bald stagnierte die Entwicklung. Es gab Rückfälle in alte Mentalitäten und überholt geglaubte Strukturen funktionierten beharrlich weiter. "Das jedenfalls ist eine gängige Diagnose der Situation ex-sozialistischer Gesellschaften", sagt PD Dr. Michael Corsten vom Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Für den Jenaer Soziologen ist es aber keineswegs ausgemacht, dass diese Einschätzung den Kern gegenwärtiger Probleme trifft. "Sie beruht auf der stillschweigenden Annahme, dass das westeuropäische Gesellschaftsmodell - wie es in den 1970er und 1980er Jahren erfolgreich war - das Ziel der sozialen Umgestaltung in den ehemals sozialistischen Staaten ist", so Corsten. Doch was, wenn sich dieses Ziel gar nicht zu erreichen lässt, weil sich an der "Blaupause" selbst eine permanente Umgestaltung vollzieht?
Diese Frage werden Corsten und seine Kollegen während der Jahrestagung der Sektion "Biographieforschung" der Deutschen Gesellschaft für Soziologie diskutieren, die in Zusammenarbeit mit dem Sonderforschungsbereich 580 "Gesellschaftliche Entwicklungen nach dem Systemumbruch" vom 30. Juni bis 2. Juli an der Friedrich-Schiller-Universität Jena stattfindet. Unter dem Titel "Transformationen ohne Ende. Die Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen in Biographien und Wandel" wollen die Soziologen anhand einzelner Lebenswege nachvollziehen, wie überholte gesellschaftliche Strukturen in Einzelbiographien nachwirken und so auch in neue soziale Entwürfe einfließen. Schwerpunktthemen der Tagung, zu der bis zu 120 Teilnehmer erwartet werden, sind z. B. "Biographie und Religion in postsozialistischen Gesellschaften", "Familie und Milieu im Transformationsprozess" und "Generationen und gesellschaftliche Umbrüche seit 1989".
Neben den wissenschaftlichen Diskussionsrunden wird es auch eine Reihe von Plenarvorträgen und eine Podiumsdiskussion geben. Zu allen Veranstaltungen sind interessierte Besucher herzlich eingeladen. Tagungsort sind die Rosensäle der Universität Jena (Fürstengraben 27).
Kontakt:
PD Dr. Michael Corsten
Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Carl-Zeiß-Straße 2, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945067
Fax: 03641 / 945052
E-Mail: Michael.Corsten[at]uni-jena.de
http://www.soziologie.de/sektionen/b02/index.htm
Criteria of this press release:
Social studies
regional
Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
German
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