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12/14/1999 10:13

Der Sachsenspiegel einst und jetzt

Ingrid Godenrath Stabsstelle Zentrale Kommunikation
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Neues (Fach-)Buch über altes (Sach-)Buch

    Hallescher Rechtshistoriker erforscht Entstehung, Inhalt und Bedeutung eines grundlegenden mittelalterlichen Rechtswerkes, das bis in die Gegenwart wirkt.

    Am 25. November 1999 präsentierte der Autor Heiner Lück, Professor für Bürgerliches Recht, Europäische und Deutsche Rechtsgeschichte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Ordentliches Mitglied des Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, sein Buch "Über den Sachsenspiegel" vor dem Landtag von Sachsen-Anhalt. Zeitgleich wurde dort eine Ausstellung zum gleichen Thema eröffnet, die bis zum 14. Januar 2000 im Magdeburger Landtag zu sehen ist.

    Mit dem bedeutendsten deutschen Rechtsbuch des Mittelalters, dem "SACHSENSPIEGEL", beginnt Heft 1 der soeben ins Leben gerufenen Reihe der Stiftung Schlösser, Burgen und Gärten des Landes Sachsen-Anhalt. Mit der Entstehung des Sachsenspiegels im 13. Jahrhundert, seiner Wirkung in Deutschland und im östlichen Europa, wo seine Regeln teilweise bis ins 19. Jahrhundert gültig blieben, beschäftigt sich der hallesche Rechtshistoriker Prof. Dr. Heiner Lück seit langem. Nun hat er erstmals einen lückenlosen Überblick zu den wichtigsten Aspekten seiner diesbezüglichen Forschungen vorgelegt. Bemerkenswert ist das Ergebnis aber keineswegs nur für Experten - die lebendige und anschauliche Diktion des Autors läßt das farbig illustrierte Buch auch für interessierte Laien zu einem Leseerlebnis werden.

    Was ist gemeinhin über den berühmten "SACHSENSPIEGEL" und seinen Verfasser bekannt? Eike von Repgow, über dessen Herkunft und Privatleben man nichts weiter weiß, als daß er vermutlich aus Repichau stammt, zeichnete zunächst zwischen 1220 und 1235 im Auftrag des Grafen Hoyer von Falkenstein privatim das in der hiesigen Region geltende Gewohnheitsrecht auf. Wo er dies tat, ist nicht sicher, doch es wird irgendwo im östlichen Harzvorland (eben im Dunstkreis der bis heute attraktiven Burg Falkenstein) gewesen sein. Später wurden zahlreiche Abschriften angefertigt und zwecks Information und Gebrauch in immer entlegenere Gebiete innerhalb und außerhalb Deutschlands verteilt.
    Von den über 400 erhaltenen Handschriften und Fragmenten des "SACHSENSPIEGELs" sind vor allem vier prächtige Bilderhandschriften aus dem 14. Jahrhundert kulturgeschichtlich bedeutsam - das vorliegende, von Janos Stekovics verlegte Buch zeigt, neben anderen Abbildungen, zwölf farbige Tafeln daraus.
    Der überaus wirklichkeitsnahe "SACHSENSPIEGEL" enthält Regeln zu fast allen Gebieten mittelalterlichen Rechts und diente deshalb auch als Vorbild für spätere Rechtsaufzeichnungen, beispielsweise in West- und Süddeutschland. In Verbindung mit dem ebenfalls weit über Mitteldeutschland hinaus bekanntgewordenen Magdeburger Stadtrecht beeinflußte er maßgeblich und nachhaltig die Rechtsentwicklung in Osteuropa.

    Heute ist der "SACHSENSPIEGEL" nirgendwo mehr geltendes Recht. Doch über Jahrhunderte hinweg hat er die deutsche und die europäische Rechtsgeschichte in Theorie und Praxis geprägt. Zuerst wurde er in Preußen 1794 durch das "Allgemeine Landrecht", dann 1865 in Sachsen durch das "Sächsische Bürgerliche Gesetzbuch" und 1900 in Anhalt und Thüringen durch das "Bürgerliche Gesetzbuch für das Deutsche Reich" (das ja bis bis zur Gegenwart gilt!) abgelöst. Die jüngste aktenkundige Erwähnung des mittelalterlichen Rechtsbuches datiert aus dem Jahre 1932, wo der "SACHSENSPIEGEL" zu einer Entscheidung des Reichsgerichts in Zivilsachen herangezogen wurde. Und noch heute finden sich, von Heiner Lück mit etlichen Beispielen belegt, im gültigen Vereinsrecht, im Verkehrsrecht und im Erbrecht Elemente, die unbestreitbar auf Eike von Repgow verweisen.

    Dr. Margarete Wein

    Heiner Lück, Über den Sachsenspiegel. Entstehung, Inhalt und Wirkung des Rechtsbuches, Halle 1999, 96 Seiten mit ca. 40, teils farbigen Abbildungen; ISBN: 3-932863-03-8, 24,80 DM

    Nähere Informationen:
    Prof. Dr. Heiner Lück
    Tel.: 0345 / 50 11 99
    Fax: 0345 / 552 72 03
    e-mail: lueck@jura.uni-halle.de


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    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Law, Politics, Social studies
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

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