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Wissenschaft
Müncheberg, 2.3.2000. Elbe und Oder führen nach Forschungen des Zentrums für Agrarlandschafts- und Landnutzungsforschung (ZALF) bisher kaum ein Zehntel des Stickstoffs, der der heutigen Bewirtschaftung entspricht
Die Stickstoffkonzentration der Fließgewässer im Nordosten Deutschlands sowie im südbaltischen Tiefland spiegelt noch längst nicht die Folgen der heutigen intensiven Landwirtschaft wider. Anderenfalls würden Elbe und Oder 10 bis 15 mal höhere Stickstoffmengen transportieren.
Im Müncheberger Zentrum für Agrarlandschafts- und Landnutzungsforschung (ZALF) forschen Hydrologen in Zusammenarbeit mit polnischen Wissenschaftlern aus Falenty bei Warschau und aus Wroclaw (Breslau) zu den Stickstoffeinträgen im Einzugsgebiet der Oder.
Der aktuelle jährliche Stickstoffaustrag in den Flüssen entspricht derzeit nur 4 bis 10 kg pro Jahr und Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche. Dem gegenüber beträgt der aktuelle jährliche Stickstoffüberschuss aus denselben Flächen 60 bis 80 kg/ha.
Hauptursache für diese Differenz ist das Rückhaltevermögen der Landschaft für den gelösten und unterirdisch, mit dem Boden- und Grundwasser transportierten Nitrat-Stickstoff. Dieses Rückhalte- oder "Retentions"-Vermögen setzt sich zusammen aus:
- einer Jahrzehnte bis Jahrhunderte währenden Transportverzögerung auf oft kilometerlangen unterirdischen Fließpfaden,
- der Vermischung des jüngeren, nitrathaltigen Bodenwassers mit dem älteren, sehr sauberen Grundwasser und
- einer allmählichen mikrobiellen Umwandlung des Nitrats in gasförmigen Stickstoff.
Die unterirdischen Zuflüsse zu den Fließgewässern, bei denen dieses Retentionsvermögen wirkt, haben im Tiefland einen Anteil von mehr als 90 % am Gesamtabfluß. Das beschriebene "lange Gedächtnis der Landschaft" verleiht älteren, lang anhaltenden Zuständen gegenüber aktuellen, kurzfristigen Ereignissen ein höheres Gewicht. Es führt insgesamt zu stark verzögerten und gedämpften Reaktionen der Beschaffenheit der Fließgewässer auf heutige Veränderungen der landwirtschaftlichen Stickstoffbilanz. Würden Reduzierungen der Stickstoffauswaschung erst nach Ablauf der "Gnadenfrist" der Retention vorgenommen, verginge eine entsprechend lange Zeit, bis diese für die Gewässerqualität wieder positiv greifen würden.
Bei der Nutzung von Landschaften ergeben sich Interessensüberschneidungen. Das ZALF erkennt solche Konflikte im Vorfeld und entwickelt Vermeidungs- bzw. Lösungsstrategien. Die beschriebenen Arbeiten sind dabei auf die bessere Berücksichtigung des "langen Gedächtnisses der Landschaft" bei der Entwicklung gewässerschonender Landnutzungssysteme und deren Einführung im europäischen Rahmen gerichtet.
Das ZALF ist Mitglied der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried WIlhelm Leibniz.In der Leibniz-Gemeinschaft haben sich 78 außeruniversitäre Forschungseinrichtungen aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen zusammengeschlossen, die gemeinsam von Bund und Ländern gefördert werden. Die Leibniz-Institute beschäftigen 11.000 Mitarbeiter und haben einen Gesamtetat von 1,5 Mrd. DM.
Kontakt:
Dr. Claus Dalchow
Tel.: (03 34 32) 82 202
Fax: (03 34 32) 82 223
e-mail cdalchow@zalf.de
Eine Fotografie zur Meldung liegt als "zalf28.tif" digital bereit unter ftp://www.zalf.de/pub/tran
Criteria of this press release:
Biology, Environment / ecology, Information technology, Oceanology / climate, Zoology / agricultural and forest sciences
transregional, national
Research results
German
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