idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
04/10/2000 13:32

Gesamtkriminalität steigt langsamer

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Fast ein Vierteljahrhundert nach der ersten Untersuchung der Kriminalität in Bochum 1975 ziehen Kriminologen der Ruhr-Universität um Prof. Dr. Hans-Dieter Schwind (Juristische Fakultät) jetzt eine Bilanz: Sie verfolgten anhand der von der Polizei registrierten Straftaten (Hellfeld) sowohl die Entwicklung der Kriminalität als auch ihre Verteilung über die verschiedenen Bochumer Stadtbezirke.

    Bochum, 10.04.2000
    Nr. 91

    Bochumer Gesamtkriminalität steigt langsamer
    Brennpunkte bleiben die alten
    RUB-Kriminologen forschen seit fast 25 Jahren

    Fast ein Vierteljahrhundert nach der ersten Untersuchung der Kriminalität in Bochum 1975 ziehen Kriminologen der Ruhr-Universität um Prof. Dr. Hans-Dieter Schwind (Juristische Fakultät) jetzt eine Bilanz: Sie verfolgten anhand der von der Polizei registrierten Straftaten (Hellfeld) sowohl die Entwicklung der Kriminalität als auch ihre Verteilung über die verschiedenen Bochumer Stadtbezirke. Außerdem befragten sie 1.661 Personen zu nicht angezeigten Verbrechen (Dunkelfeld). Ergebnis: Die Gesamtkriminalität in Bochum hat seit 1975 massiv zugenommen (um 67,6%), die Steigerungsrate hat sich jedoch im Lauf der Zeit deutlich verringert: Zwischen der ersten Studie 1975 und der zweiten 1986 lag sie noch bei 45,9 Prozent, zwischen der zweiten und der neuesten Untersuchung nur noch bei 14,9 Prozent.

    Unterschiedliche Entwicklungen im Hell- und Dunkelfeld

    Die Zahl der registrierten Diebstahlsdelikte in Bochum hat seit 1986 um 16,7 Prozent abgenommen. Ähnliche Entwicklungen der Diebstahlsdelikte zeigten sich auch in der Dunkelfelduntersuchung. Ein anderes Bild ergab sich jedoch hinsichtlich der Körperverletzungsdelikte: Deren Anzahl hat in der polizeilichen Kriminal-statistik zwischen 1986 und 1998 um mehr als 100 % zugenommen (von 990 auf 1.976 Fälle). Die Ergebnisse der Bochumer Dunkelfelduntersuchungen legen jedoch nahe, dass diese Unterschiede hauptsächlich auf ein verändertes Anzeigeverhalten der Opfer von Körperverletzungen zurückgeführt werden können. Während 1975 nur jede achte Körperverletzung angezeigt wurde, war es 1998 jede vierte. Die Anzahl aller Körperverletzungen (angezeigte plus nicht angezeigte Straftaten) hat jedoch zwischen 1975 und 1998 lediglich um ca. 15 % zugenommen.

    Brennpunkte der Kriminalität kaum verändert

    Die Brennpunkte der Stadt haben sich dabei nicht verlagert, sondern verstärkt: Die Bezirke City/Hauptbahnhof, Querenburg/Universität und Wattenscheid-Mitte waren und sind Spitzenreiter. Neu hinzu kamen in der neuesten Untersuchung Riem-ke-Nord, Ruhrstadion und Linden-Mitte. Zwischen dem Wohnsitz der Täter und den Tatorten besteht ein eindeutiger Zusammenhang - fast 80 Prozent aller Tatverdächtigen wohnten im Bereich der Polizeibehörde Bochum, und die Tat-ver-dächtigenwohnsitze befinden sich dort, wo auch viele Straftaten verübt werden. Diese Studienergebnisse lassen es wünschenswert erscheinen, die Gebietseinteilungen der Stadt und der Polizei zu vereinheitlichen, damit sowohl eine bessere Vergleichbarkeit als auch eine bessere städtische Kooperation entstehen kann.

    Anzeige von Diebstählen nur für die Versicherung

    Dabei spielen Versicherungen eine immer größere Rolle für die Entscheidung des Opfers zu einer Anzeige: Während 1998 von den versicherten Diebstahlsdelikten ca. 90 Prozent angezeigt wurden, waren es von den nichtversicherten weniger als 20 Prozent. Erlittene Diebstahlsdelikte werden heute fast nur noch angezeigt, wenn die Versicherungsbedingungen es erfordern. Daraus folgt, dass nicht-deutsche und jüngere Opfer Diebstähle seltener als ältere, bzw. deutsche anzeigen, weil sie seltener versichert sind. Der Grund für die Anzeige eines Diebstahls ist meistens eine Schadensersatzforderung. Opfer von Körperverletzungen und Raubtaten erstatten hingegen Anzeige, "damit so etwas nicht noch einmal passiert".

    Typische Opfer = typische Täter

    Die typischen Opfer krimineller Handlungen ähneln den typischen Tätern: Bei beiden Gruppen sind männliche Jugendliche bzw. Heranwachsende deutlich überrepräsentiert. Im Zuge der Bochumer Untersuchung fragten die Kriminologen die Opfer außerdem, ob der Täter Deutscher oder Nicht-Deutscher gewesen sei. Dabei ergab sich kein Hinweis darauf, dass nicht-deutsche häufiger angezeigt werden als deutsche Täter. Daher scheint es unmöglich, die höhere Belastung von Nicht-Deutschen in der polizeilichen Statistik auf die unterschiedliche Anzeigebereitschaft gegenüber Deutschen bzw. Nicht-Deutschen zurückzuführen.

    Weitere Informationen

    Prof. Dr. Hans-Dieter Schwind, Juristische Fakultät der Ruhr-Universität-Bochum, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-28245, Fax: 0234/32-14-328, email: LS.Schwind@jura.ruhr-uni-bochum.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Economics / business administration, Law, Politics, Psychology, Social studies
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).