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Wissenschaft
Viele Schüler in Brandenburg idealisieren die DDR im Nachhinein und neigen dazu, diese auf ihre sozialen Aspekte zu reduzieren und den Diktaturcharakter auszublenden. Das ergab eine Studie des Forschungsverbundes SED-Staat an der Freien Universität, die in Berlin vorgestellt wurde. So steht bei der Einordnung der beiden Staaten und Gesellschaftssysteme zwar eine Mehrheit hinter dem freiheitlich-demokratischen und pluralen System der Bundesrepublik, doch ziehen 40 Prozent das der DDR vor oder halten beide Systeme für gleichwertig. Wenige Schüler haben der Studie zufolge ein durchgängig positives DDR-Bild. Doch eine absolute Mehrheit - unter den Gesamtschülern sogar fast zwei Drittel - sei in ihrem Urteil nicht festgelegt und sehe positive wie negative Aspekte der DDR. Ein mehr oder weniger negatives Urteil über die DDR hätten rund 40 Prozent abgegeben, von den Gesamtschülern nur rund 30 Prozent. Je mehr konkretes Wissen über die DDR allerdings vorhanden sei, desto größer sei der Anteil derer, die diese Diktatur nachdrücklich ablehnten. Die Forderung nach mehr Aufklärung über die DDR-Realität bleibt damit nach Einschätzung der Wissenschaftler aktuell.
Die Trennlinien zwischen Demokratie und Diktatur sind der Studie zufolge vielen Schülern offenbar nicht bekannt. So habe nicht einmal die Hälfte den SED-Staat explizit als Diktatur bezeichnet, und mehr als ein Viertel diese Einstufung ausdrücklich abgelehnt. Ein weiteres Viertel der Befragten habe sich nicht festlegen können oder wollen. Wie die Studie weiter ergab, glaubt knapp jeder fünfte befragte Schüler, die DDR-Regierung sei durch demokratische Wahlen legitimiert gewesen. Lediglich 38 Prozent der Befragten widersprachen dieser Auffassung. Jeder dritte Schüler stimmte der Behauptung zu, die Wirtschaft könne nur gut funktionieren, wenn der Staat alles plane und lenke.
Mehr als 80 Prozent der Schüler gaben an, nur wenig über die DDR und die deutsche Teilungsgeschichte zu wissen, da sie in der Schule - wenn überhaupt - nur am Rande behandelt wird, wie die Wissenschaftler herausfanden. Das bewertende Bild der DDR resultiere eher aus Gesprächen in der Familie und aus Filmen. Von den 18 gestellten Wissensfragen konnten 72 Prozent der befragten Schüler in Brandenburg - in Potsdam sogar 78 Prozent - nur die Hälfte oder weniger richtig beantworten. Damit wissen sie noch weniger über die DDR als die Schüler in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Berlin.
In der Studie wurden insgesamt rund 5.000 Schülern der 10. und 11. Klasse in vier Bundesländern befragt, 750 davon stammten aus Brandenburg.
Für weitere Auskünfte und Interviewwünsche:
o Prof. Dr. Klaus Schroeder, Tel.: 030/838-56008, E-Mail: kschroe@zedat.fu-berlin.de
o Monika Deutz-Schroeder, Tel.: 030/838-52091, E-Mail: modeschroe@freenet.de
Die Studie "Das DDR-Bild von Schülern in Brandenburg" kann gegen eine Schutzgebühr von 15 Euro unter der Telefonnummer 030 / 838-52091 beim Forschungsverbund SED-Staat bestellt werden. Darüber hinaus erhalten Journalisten auf Anfrage eine Zusammenfassung und Schaubilder per E-Mail.
Criteria of this press release:
Economics / business administration, History / archaeology, Law, Politics, Social studies, Teaching / education
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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