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03/07/2008 09:41

Buchpräsentation: "Anschluß" und Ausschluss 1938. Vertriebene und verbliebene Studierende der Universität Wien

Veronika Schallhart Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement
Universität Wien

    Am Mittwoch, 12. März 2008, dem Dies Academicus der Universität Wien, wird um 18.30 Uhr im Kleinen Festsaal das Buch "'Anschluß' und Ausschluss 1938. Vertriebene und verbliebene Studierende der Universität Wien" der ZeithistorikerInnen Herbert Posch, Doris Ingrisch und Gert Dressel präsentiert. Anschließend hält Professor Walter H. Sokel (University of Virginia), der 1938 als Student aus Wien vertrieben wurde, den Vortrag zum Thema: "Das provisorische Dasein 1936-38: Universität, Roman und Flucht" - ein Beitrag der Universität Wien zum 70. Jahrestag des "Anschlusses".

    Rückblende März 1938: Mit dem "Anschluß" an das Deutsche Reich wird auch die Universität Wien radikal und in kürzester Zeit zu einer nationalsozialistischen Institution umgestaltet. Betroffen davon waren nicht nur WissenschafterInnen, sondern auch viele Studierende, die nach den "Nürnberger Rassengesetzen" als Jüdinnen und Juden galten.

    "Die Universität Wien richtet bewusst den Blick auf die damaligen Ereignisse", meint Rektor Georg Winckler, "bereits im ersten Drittel des vergangenen Jahrhunderts breitete sich ein menschenverachtender Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus unter vielen Angehörigen der Universität Wien aus, der 1938 einen unrühmlichen Höhepunkt erreichte: Zahlreiche WissenschafterInnen und Studierende wurden - zum Teil unter reger Beteiligung ihrer KollegInnen - von der Universität Wien vertrieben. Das Rektorat der Universität Wien fördert und initiiert daher Forschungsprojekte, die sich mit diesem Teil der Geschichte der Universität Wien beschäftigen." Mit dem aktuellen Buch über die Studierenden von 1938 sind diese Arbeiten wieder um einen wesentlichen Beitrag ergänzt.

    In jahrelanger Arbeit hat ein HistorikerInnenteam der Universität Wien unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Friedrich Stadler vom Institut für Zeitgeschichte in den Aktenbergen des Universitätsarchivs recherchiert. Zugleich traten die ForscherInnen mit noch lebenden Frauen und Männern, die 1938 als Studierende von der Universität Wien vertrieben wurden oder auch verblieben sind, in Kontakt. In Summe wurden 59 ehemalige Studierende, die heute in Österreich, Großbritannien, den USA, der Schweiz oder in Israel leben, interviewt.

    Das Ergebnis dieser Arbeit ist eine detaillierte Analyse der damaligen Universitätspolitik des Ausschlusses von jüdischen Studierenden. Innerhalb von nur wenigen Wochen wurden rund 2.230 junge Frauen und Männer (23 Prozent aller Studierenden) aufgrund der "Nürnberger Rassengesetze" von der Universität Wien vertrieben. Den meisten gelang die Flucht, doch über 90 von ihnen wurden im Zuge der Shoah ermordet. Die bewegenden lebensgeschichtlichen Erinnerungen von Betroffenen verdeutlichen, welchen Einschnitt diese "Rassenpolitik" für den weiteren Lebensverlauf bedeuteten - ein damaliger Jusstudent wurde später Bäcker, eine ambitionierte Medizinstudentin wechselte ins literarische Fach und eine damalige Germanistik- und Pädagogikstudentin erfuhr erst in den Märztagen des Jahres 1938 von ihrer jüdischen Herkunft.

    Walter Sokel: Vom Romanistikstudenten zum Laufburschen und zum Kafka-Experten

    Walter Sokel, 1917 in Wien geboren, war zu Beginn des Jahres 1938 noch ein engagierter Student der Romanistik und Kunstgeschichte. Schon als Gymnasiast hatte er Erfahrungen mit dem Wiener Antisemitismus machen müssen. Im März 1938 gelang es ihm, über Italien und die Schweiz in die USA zu fliehen. Er verdingte sich zunächst als Laufbursche an der Wall Street, erhielt dann aber dank eines Empfehlungsschreibens von Thomas Mann ein Stipendium. Er studierte zuerst Philosophie und Geschichte und setzte seine Studien an der Columbia University in Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaften fort. Als international renommierter Kafka-Experte lehrte er schließlich u.a. an der Stanford University. Spät ehrte ihn auch die Republik Österreich mit dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. Ohne Groll blickt er heute auf die Ereignisse des Jahres 1938 zurück. In der ihm eigenen humoristischen Art resümiert er: "1938 hat mich dazu gezwungen, das zu tun, was ich wollte." - nämlich Wien zu verlassen.

    Buchpräsentation von
    Herbert Posch, Doris Ingrisch, Gert Dressel: 'Anschluß' und Ausschluss 1938. Vertriebene und verbliebene Studierende der Universität Wien, 2008
    Es sprechen:
    - Georg Winckler, Rektor der Universität Wien
    - Friedrich Stadler, Vorstand des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Wien
    - die AutorInnen Gert Dressel, Doris Ingrisch und Herbert Posch
    anschließend
    Vortrag von Commonwealth Professor Em. Walter H. Sokel, University of Virginia:
    Das provisorische Dasein: 1936-38. Universität, Roman und Flucht

    Zeit: Mittwoch, 12. März 2008, 18.30 Uhr
    Ort: Kleiner Festsaal der Universität Wien, 1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1

    Die Veranstaltung ist frei zugänglich.

    Fotomaterial zum Download finden Sie unter: www.univie.ac.at/Fotomaterial_1938
    Bitte beachten Sie das Copyright: Bildarchiv Zeitgeschichte

    Kontakt:
    Mag. Herbert Posch
    Institut für Zeitgeschichte
    Universität Wien
    1090 Wien, Spitalgasse 2-4, 1. Hof
    T +43-1-4277-412 36
    M +43-664-3810342
    herbert.posch@univie.ac.at

    Rückfragehinweis:
    Mag. Cornelia Blum
    Öffentlichkeitsarbeit
    Universität Wien
    1010 Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1
    T +43-1-4277-100 12
    M +43-664-602 77-100 12
    cornelia.blum@univie.ac.at

    Das Copyright für die zum Download zur Verfügung stehenden Bilder: Bildarchiv Zeitgeschichte, Universität Wien


    More information:

    http://www.univie.ac.at/Fotomaterial_1938 - Fotomaterial zum Download


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    Titelbild der Publikation
    Bildarchiv Zeitgeschichte, Universität Wien
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    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Social studies
    regional
    Research results, Scientific Publications
    German


     

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