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Wissenschaft
Bildungspolitiker fordern seit Langem, dass die Hauptschule ein attraktiverer Lern- und Lebensort für Schülerinnen und Schüler werden muss. Die Universität Erlangen-Nürnberg engagiert sich für die Neuprofilierung dieses Schultyps und startet im Herbst einen Modellversuch, bei dem die künftigen Lehrer besser als bisher auf die schwierigen Aufgaben des Unterrichts und der Erziehung in der Hauptschule vorbereitet werden. Im Mittelpunkt des neuen Studiengangs steht eine ausgeprägte Berufsfeldorientierung. Viel früher als bisher sollen die Studierenden Erfahrungen mit Schülerinnen und Schülern sammeln können und sich so auf Situationen vorbereiten, die sie in der Schulwirklichkeit erwarten.
"Die bisherige Ausbildung für das Lehramt an Hauptschulen bietet relativ wenige Anknüpfungsmöglichkeiten für die speziellen Herausforderungen, denen Lehrer in der Praxis gegenüberstehen", sagt der Schulpädagoge Dr. Dieter Poschardt, der das Modellprojekt koordiniert. "Unser Modellversuch reagiert auf dieses Defizit und versucht die Lehrerausbildung auf die Besonderheiten der Hauptschule zuzuschneiden." Durch die enge Verbindung von Theorie und Praxis sollen die Studierenden schon frühzeitig realistisch abschätzen können, ob sie in einem so extrem belastenden Beruf arbeiten wollen und können.
Im neuen Studiengang übernimmt jeder der künftigen Lehrer für zwei Jahre eine Patenschaft für drei Hauptschüler und begleitet die Jugendlichen in dieser Zeit. Auf diese Weise erleben die Studierenden die Lernfortschritte, aber auch die Probleme ihrer Schützlinge und erfahren mehr über soziale Schwierigkeiten, altersspezifische Veränderungen, Erwartungen und Interessen usw. Dies sei besonders wichtig, da die wenigsten Lehramtsanwärter den Alltag an der Hauptschule aus eigener Erfahrung kennen, sagt Poschardt. Die angehenden Lehrer absolvieren außerdem gemeinsam mit den Schülern ein Praktikum in einem Betrieb, unterstützen die Schüler bei der Vorbereitung auf die Arbeitswelt und stehen zugleich den Firmen beratend zur Seite, wenn es um die Frage der beruflichen Eignung geht.
Die Studierenden selbst erhalten hierbei Unterstützung durch erfahrene Hauptschullehrer aus dem Großraum Nürnberg, bei denen die Junglehrer ihre Unterrichtspraktika leisten und die den Studierenden bei Problemen und Fragen rund um den Schulalltag zur Seite stehen. Außerdem finanziert die bayerische Wirtschaft einen Projektmanager, der aus dem Kreis der Hauptschullehrer kommen wird und die Kooperation zwischen Universität und Schulen betreut.
Zur stärkeren Berufsfeldorientierung soll auch beitragen, dass sowohl Vertreter des Fachbereichs Sozialwesen der Ohm-Hochschule Nürnberg sowie die Leiter der mittelfränkische Hauptschulseminare der zweiten Phase spezifische Themen in die neue Ausbildung einbringen.
Zur Ergänzung der universitären Lehrangebote wird die Uni Erlangen-Nürnberg zum Wintersemester 2008/09 außerdem eine neue, bayernweit einzigartige Professur für Hauptschulpädagogik einrichten. Damit sollen die Studierenden auf die besonderen Anforderungen der Hauptschule vorbereitet werden.
Bis zum Wintersemester 2010/2011 will die Universität zusätzlich einen Masterstudiengang Hauptschulpädagogik anbieten. In dem Studiengang erhalten die künftigen Lehrer unter anderem die Möglichkeit, häufige Sprachen von Migrantenkindern wie Russisch oder Türkisch zu lernen. In Kursen des Lehrstuhls für Islamische Religionslehre können sie mehr über die Kultur muslimischer Schüler erfahren.
Pressestermin
Am Dienstag, 18. März 2008, um 13 Uhr, stellen Prof. Dr. Wolfgang Pfeiffer, der Prodekan der Philosophischen Fakultät und Fachbereich Theologie, und Dr. Dieter Poschardt, Koordinator des Modellversuchs, Medienvertretern den neuen Studiengang vor. (Regensburger Str. 160, Raum 0.031, Nürnberg).
Lehramtsstudium auf neue Strukturen umgestellt
Die Universität Erlangen-Nürnberg hat bereits zum letzten Wintersemester die Lehrerbildung modernisiert und auf die modularisierte Struktur umgestellt. Dabei können die Studierendenden neben dem Staatsexamen auch einen Bachelorabschluss nach sechs Semestern erwerben, insgesamt dauert das Studium je nach Studiengang zwischen sieben und neun Semestern. Die künftigen Lehrer für Grund-, Haupt- bzw. Realschulen erwerben den akademischen Grad eines Bachelors of Education (B.Ed.), die angehenden Gymnasiallehrer den eines Bachelor of Arts (B.A.) oder Bachelor of Science (B.Sc.). Auf diesen Abschlüssen aufbauende Masterstudiengänge sind in Planung.
Informationen zu den neuen Studienangeboten gibt es im Internet unter http://www.uni-erlangen.de/studium/studienangebot
Weitere Informationen für die Medien:
Dr. Dieter Poschardt
Tel.: 0911/5302-500 oder -544
drposcha@ewf.uni-erlangen.de
Dr. Hans Stallmann
Tel.: 09131/85-26763
hans.stallmann@zuv.uni-erlangen.de
Criteria of this press release:
Teaching / education
regional
Research projects, Studies and teaching
German
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