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11/20/2000 00:00

Welche Bedeutung hat Hirnschwund im Alltag?

Brigitte Nussbaum Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    Mediziner der Universität Münster untersuchten Auswirkungen der Hirnatrophie

    Wie viel Hirn braucht der Mensch zum Einkaufen? Nicht sehr viel, meint Privatdozent Dr. Klaus Berger vom Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin der Universität Münster. Er untersuchte den Einfluss der Hirnatrophie auf Funktionen des Alltags. Sie manifestiert sich in der allmählichen - oftmals altersbedingten - Abnahme der Gehirnmasse. Obwohl sie keine Krankheit im eigentlichen Sinne ist, kann sich der Schwund der Hirnmasse deutlich im alltäglichen Leben auswirken. Doch mit der Auswertung einer Untersuchung in Augsburg konnte Berger jetzt beweisen, dass die Folgen der Hirnatrophie je nach Aufgabe sehr unterschiedlich sind.

    Anhand der Daten der "Augsburger Senioren Studie" von 1989/90 konnte Berger zeigen, dass beispielsweise Basisaktivitäten auch bei schwerer Atrophie ohne Hilfe bewältigt werden konnten. Um diese Alltagsfunktionen messbar zu machen, wurden sie in grundlegende Aktivitäten wie Waschen oder Ankleiden und instrumentelle Tätigkeiten wie Finanzen verwalten, Besuch bewirten oder Arztbesuche unterteilt. Die Studienteilnehmer mussten nun angeben, wie viel Hilfe sie jeweils bei den einzelnen Tätigkeiten benötigten. Bei den Basisaktivitäten ergaben sich keine statistisch signifikanten Beeinträchtigungen von Probanden mit Hirnschwund gegenüber solchen ohne Hirnatrophie. Anders allerdings sah es bei den instrumentellen Tätigkeiten, die den Intellekt fordern, aus. Bei ihnen zeigte sich in der Statistik eine deutliche Beziehung zwischen Atrophie und Hilfsbedürftigkeit.

    Doch nicht alle instrumentellen Tätigkeiten werden durch den Hirnschwund beeinflusst: Das Einkaufen beispielsweise bereitete den befragten Menschen mit Atrophie nicht mehr Mühe als ohne Krankheit. Allerdings zeigte sich deutlich, dass depressive Stimmungen von großer Bedeutung sind, wenn Hilfe benötigt wird. Ein Zusammenhang zwischen Atrophie und Depression konnte jedoch nicht sicher nachgewiesen werden. Berger weist darauf hin, dass Einschränkungen beim Einkauf eher auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Erkrankungen des Bewegungsapparates denn auf den Hirnschwund zurückzuführen sind.

    Die Studie ermöglicht eine differenzierte Prognose, in welchem Ausmaß Patienten mit Hirnatrophie ihren Alltag noch allein bewältigen können. Der Radiologe sei zwar in der Lage, den Grad des Hirnschwunds anhand einer Kernspintomographie zu bestimmen. Jedoch könne er nur eingeschränkte Aussagen dazu machen, wie sich eine ausgeprägte Hirnatrophie im Leben des Patienten bemerkbar macht, so Berger. Außerdem bedeutet das Auftreten eines leichten oder moderaten Schwunds des Nervengewebes im Kopf nicht zwangsläufig eine Einschränkung im Alltag.

    Die Forschung von Berger leistet damit einen grundlegenden Beitrag zu einer gesundheitsökonomischen und -politischen Fragestellung: Was bestimmt gesundes Altern? Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die Lebenserwartung der Menschen immer weiter steigt, und immer mehr ältere Leute bei der Bewältigung ihres Alltags auf fremde Hilfe angewiesen sind, sind Erkenntnisse darüber, wer wie viel Hilfe braucht, von großer Bedeutung. Doch Dr. Klaus Berger untersucht nicht nur die Folgen der Hirnatrophie, sondern auch deren Ursachen. Derzeit wertet er die Studie weitergehend aus, um mögliche Risikofaktoren wie zum Beispiel Arbeitsplatzbedingungen für die Hirnatrophie ausfindig zu machen.


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research results
    German


     

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