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03/12/2009 10:55

US-Weltphilosophin Nussbaum spricht über Grundlagen multireligiöser Gesellschaft

Dipl.-Journalist Tobias D. Höhn Pressestelle
Universität Leipzig

    Im Rahmen ihres 600. Jubiläums hat die Universität Leipzig im Jahr 2009 eine Reihe hochinteressanter und international besetzter wissenschaftlicher Veranstaltungen installiert. Bis Dezember werden Wissenschaftler aus den führenden Hohen Schulen der Welt auf vier Leitkongressen und einer Reihe weiterer wissenschaftlicher Veranstaltungen in Leipzig erwartet. Für die Sonntagsvorlesung am 15. März um 11 Uhr in der Alten Handelsbörse ist die amerikanische Philosophin Martha C. Nussbaum angekündigt, die zum Thema "Liberty of Conscience: the Attack on Equal Respect" vortragen wird.

    Zeit: 15.03.2009, 11:00 Uhr
    Ort: Alte Handelsbörse,
    Naschmarkt,
    04109 Leipzig
    Nussbaum nimmt dabei Bezug auf ihr jüngst erschienenes Buch "Liberty of Conscience. In Defense of America's Tradition of Religious Equality". Darin beschreibt sie die Geschichte des Miteinanders der Menschen unterschiedlicher Glaubens- und Gewissensbekenntnisse in Amerika. Die Grundlagen der multireligiösen Gesellschaft seien Anerkennung und gegenseitiger Respekt sowie ein vernünftiger Ausgleich in Konfliktfällen, heißt es. Allerdings, so diagnostiziert Nussbaum, seien religiöse Gleichheit und Gewissensfreiheit Werte, die in Europa in dieser Form nicht geteilt würden.

    Im Laufe des Jahres werden weitere international beachtete Forscher in Leipzig sprechen, zum Beispiel Quentin Skinner, Pat O'Malley, Anthony Kwame Appiah oder Engseng Ho. In der Veranstaltungsreihe "Wissen und Ordnungen" beleuchten Wissenschaftler Ursprünge, Konflikte und Herausforderungen jener Ordnungen, die das Zusammenleben der Menschen regeln oder regeln sollen. Vor dem Hintergrund von drohendem Kollaps und Selbstzerstörung des Staates werden neue Phänomene des Regierens in den Fokus gerückt. Der Veranstaltungskomplex gliedert sich in "Anniversary Lectures" - öffentliche Vorträge, die Risiken und Chancen gesellschaftlicher Ordnungsgarantien im weltweiten Rahmen thematisieren - und "Special Lectures", die in kleinerem Rahmen die nationale Wissenschaftsdebatte stimulieren sollen. Verantwortlicher Projektleiter der Veranstaltungsreihe ist der Prorektor für Lehre und Studium, Prof. Dr. Wolfgang Fach.

    Martha Nussbaum lehrt gegenwärtig an der University of Chicago Rechtswissenschaften und Ethik. Von 1986 bis 1993 war sie Beraterin am World Institute for Development Economics Research. Heute zählt Martha Nussbaum, nicht zuletzt wegen ihrer Publikationen zu den Themen Griechische Tragödie, Philosophie und Kultur des alten Griechenland, Literatur, Feminismus, Moraltheorie und politische Ethik, zu den bedeutendsten Philosophinnen der Gegenwart. Am 17. Februar diesen Jahres erhielt sie anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Wissenschaftszentrums Berlin den mit 100.000 Euro dotierten A.SK Social Science Award, den das WZB seit 2007 vergibt. Gewürdigt wurden damit die Forschungen Nussbaums über die Bedingungen menschlichen Zusammenlebens und soziale Gerechtigkeit.

    Seit den 1980er Jahren entwickelte Martha Nussbaum den von Nobelpreisträger Amartya Sen entworfenen "capabilities"-Ansatz weiter. Wohlfahrt misst sich danach nicht allein am Einkommen, sondern auch daran, inwieweit eine Gesellschaftsordnung den Fähigkeiten ("capabilities") von Menschen gerecht wird. Dazu zählen die Fähigkeiten, sich wirtschaftlich zu betätigen und politisch zu engagieren, aber auch emotionale und kreative Potenziale zu entfalten. Arm ist demnach, wer über diese Fähigkeiten nicht verfügt oder wem deren Ausübung verwehrt wird. Der "capabilities"-Ansatz ist inzwischen weithin anerkannt und bildet zum Beispiel die Grundlage für den "Human Development Index", den die Vereinten Nationen ihren Globalen Entwicklungsberichten zugrunde legen. Darüber hinaus hat Martha Nussbaum eine Vielzahl von Veröffentlichungen über Geschlechterfragen, Patriotismus und den Umgang mit ethnischer und religiöser Vielfalt vorgelegt.

    Die Veranstaltung am 15. März in der Alten Handelsbörse moderiert der Historiker Dan Diner, Direktor des Simon-Dubnow-Instituts für jüdische Geschichte und Kultur an der Universität Leipzig sowie Professor an der Hebrew University Jerusalem. Gefördert wird die Veranstaltungsreihe "Wissen und Ordnungen" durch den Stifterverband für die deutsche Wissenschaft.

    Weitere Informationen:
    Prof. Dr. Wolfgang Fach
    Prorektor für Lehre und Studium
    Telefon: 0341 97-30010
    wfach@uni-leipzig.de


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    Criteria of this press release:
    Philosophy / ethics, Politics, Religion
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Press events
    German


     

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