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Bilanz eines Booms
Die ca. 120 Technologie- und Gruenderzentren (TGZ) in Deutschland haben die betriebswirtschaftlichen Ziele bislang insgesamt eher erreicht als die regionalwirtschaftlichen. Ganz offensichtlich leisten viele TGZ wertvolle UEberlebens- und Entwicklungshilfe fuer ihre Mieter, in dem sie insbesondere preiswerten und nachfrageadaequaten Gewerberaum anbieten. Zu diesem Ergebnis gelangt eine Untersuchung am Wirtschafts- und Sozialgeographischen Institut der Universitaet zu Koeln unter der Leitung von Professor Dr. Rolf Sternberg. Das Forschungsprojekt basiert der Untersuchung auf umfangreichen Erhebungen in 108 TGZ und 1.021 Unternehmen.
Die ca. 120 Technologie- und Gruenderzentren gehoeren heute in Deutschland zu den populaersten Instrumenten der Wirtschafts- und Technologiefoerderung. Die "Foerderung von Unternehmensgruendungen", die "Schaffung qualifizierter Arbeitsplaetze" sowie die "Initiierung und Intensivierung des Wissens- und Technologietransfers" werden - in dieser Reihenfolge - von den TGZ-Betreibern als wichtigste Ziele des Zentren-Managements genannt.
Von nachrangiger Bedeutung fuer die Unternehmensentwicklung sind die von allen Unternehmen nutzbaren gemeinschaftlichen Serviceeinrichtungen, die gleichwohl mehrheitlich in Anspruch genommen und positiv bewertet werden. Die Beratungsdienste des Zentren-Managements koennen wegen qualitativer und quantitativer Maengel auf der Angebotsseite die offensichtlich bestehende Nachfrage seitens der Unternehmer vielerorts bislang nicht befriedigen und haben deshalb nur wenig zur Foerderung technologieorientierter Unternehmensgruendungen beigetragen.
Diesem insgesamt positiven Fazit hinsichtlich der betriebswirtschaftlichen Wirkungen von TGZ steht eine vorwiegend ernuechternde Zwischenbilanz bei den regionalwirtschaftlichen Zielen gegenueber. Die bisweilen hochgesteckten Erwartungen hinsichtlich direkter und indirekter Beschaeftigungseffekte sowie einer Initiierung und Intensivierung des Wissens- und Technologietransfers haben sich bislang nirgendwo erfuellt. Diese allgemeinen Aussagen haben in Ost- und Westdeutschland zwar generell Gueltigkeit, gleichwohl besitzen die noch jungen TGZ in Ostdeutschland eine potentiell groessere Bedeutung fuer Unternehmen und Region, da Institutionen mit aehnlichen Zielen, im Gegensatz zu Westdeutschland, noch immer weitestgehend fehlen.
Die Ergebnisse der Koelner Untersuchung bieten Institutionen wie Industrie- und Handelskammern, Wirtschaftsministerien und Wirtschaftsfoerderungsaemter, die sich mit Technologie- und Wirtschaftsfoerderung in Staedten und Gemeinden, in den Bundeslaendern, in den Bundesministerien und bei der Europaeischen Union beschaeftigen, aber auch tatsaechliche oder potentielle Gruender technologiebasierter Unternehmen, die sich mit dem Gedanken an den Eintritt in ein TGZ tragen, praktische Hinweise. Am direktesten "betroffen" von den Resultaten sind die Leiter bestehender oder noch zu eroeffnender TGZ, denen die Arbeit nicht nur die Einordnung "ihres" Zentrums in die bundesrepublikanische Zentrenlandschaft erlaubt, sondern die insbesondere auch aus der Erfolgsfaktorenanalyse der Gesamtheit der Zentren fuer die Effizienzsteigerung im eigenen Hause ziehen koennen.
Die Koelner Wirtschaftsgeographen entwickelten auch Handlungsempfehlungen fuer die Politik vor Ort ab, die moegliche betriebs- wie regionalwirtschaftlichen Wirkungen von TGZ erhoehen koennen. So ist beispielsweise die Neuerrichtung von TGZ nur noch an wenigen Standorten sinnvoll, da das Potential an technologieorienierten Unternehmensgruendungen in den meisten Regionen nicht ausreicht, um alle Einrichtungen langfristig zielgruppenadaequat auszulasten. Zahlreiche der existierenden TGZ haben auf diesen Nachfragemangel mit diversen Massnahmen des "downgrading", wie Reduzierung des technologischen Anspruchs an die Unternehmen, Verlaengerung der Aufenthaltsdauer, Verzicht der Konzentration auf junge Unternehmen usw. reagiert. Mancherorts wurden TGZ bereits wieder geschlossen. Die angesichts des Potentials an technologieorientierten Unternehmensgruendungen unangemessen hohe, durch Landesmittel hervorgerufene Zentren-Dichte in Nordrhein-Westfalen sollte diesbezueglich - so die Koelner Wirtschaftsgeographen - ein warnendes Beispiel sein.
Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias
Fuer Rueckfragen stehen Ihnen Professor Dr. Rolf Sternberg (Email-Adresse: sternberg@wiso.uni-koeln.de) und Dr. Christine Tamásy (Email-Adresse: tamasy@wiso.uni-koeln.de) unter der Telefonnummer 0221/470-2372 und der Fax-Nummer 0221 470-5009 zur Verfuegung.
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