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Wissenschaft
Das "Hebräisch-deutsche Handwörterbuch" von Wilhelm Gesenius (1786-1842) steht als Spiegel und Quelle alttestamentlicher Forschung im Mittelpunkt einer internationalen Fachkonferenz, die das Institut für Bibelwissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) vom 14. bis 18. März 2010 veranstaltet. Unter dem Titel "Biblische Exegese und hebräische Lexikographie" findet die Publikation 200 Jahre nach ihrer ersten Auflage eine Würdigung als bedeutendes wissenschaftliches Wörterbuch, das bis heute als Standardwerk gilt. Der Kongress wird an der Theologischen Fakultät (Franckesche Stiftungen, Haus 30) mit prominenter internationaler Beteiligung stattfinden.
"Es gibt kaum ein Buch, das die neuzeitliche Bibelauslegung und die hebräische Sprachwissenschaft so sehr geprägt hat wie dieses Wörterbuch. Bis heute erfreuen sich seine Neuauflagen und Überarbeitungen höchsten wissenschaftlichen Ansehens und sind noch immer Standardwerke", sagt Prof. Dr. Stefan Schorch, der gemeinsam mit Prof. Dr. Ernst-?Joachim Waschke die wissenschaftliche Leitung der Tagung inne hat.
Neben seinen vielfältigen Einflüssen auf die Bibelauslegung ist das Wörterbuch aber auch selbst von Anfang an und bis heute von den Ergebnissen der alttestamentlichen Exegese beeinflusst. Das Erscheinungsjubiläum soll einen Anlass bieten, diesen wechselseitigen Abhängigkeiten nachzugehen, sie zu analysieren und zu verstehen. Damit werden zugleich ein bedeutendes wissenschaftliches Werk und einer der bedeutendsten halleschen Gelehrten gewürdigt.
Heinrich Friedrich Wilhelm Gesenius wurde 1786 in Nordhausen geboren und starb 1842 in Halle an der Saale. Nach Studien in Helmstedt und Promotion in Göttingen wurde er 1810 zum Professor an der Universität Halle ernannt. Trotz ehrenvollen Rufen auf Professuren an den Universitäten von Breslau, Göttingen und Oxford blieb Gesenius der Universität Halle treu. Neben seiner beeindruckenden Forschungsarbeit hatte er dabei auch unter den Studierenden beträchtlichen Erfolg. Zu Zeiten, als die ganze Universität kaum mehr als 1000 Studenten zählte, zogen Gesenius Vorlesungen bis zu 400 Hörer an!
Das "Hebräisch-deutsche Handwörterbuch über die Schriften des Alten Testaments" erschien mit Gesenius' Dienstantritt in Halle (1810-12). Ein nicht unbedeutender Teil des Einflusses, den das Wörterbuch von Gesenius entfaltet hat, beruht auf seinen zahlreichen Neuauflagen, die nach seinem Tod bis heute von verschiedenen Bearbeitern aktualisiert wurden, dabei aber die Methode, die Anlage und den Duktus des ursprünglichen Werkes weitgehend bewahrten. Die nunmehr 18., von Rudolf Meyer und Herbert Donner bearbeitete Auflage ist seit 1987 im Erscheinen begriffen und wird zum Kongress in abgeschlossener Form präsentiert. Zudem wurden neben der lateinischen schon frühzeitig weitere Übersetzungen in europäische Sprachen publiziert, insbesondere drei ins Englische sowie eine ins Schwedische.
Der Einfluss des Werkes von Gesenius auf die Lexikographie des Hebräischen stellt alle anderen Lexikographen in seinen Schatten. Indem er neben dem umfassenden und intensiven Studium der Texte auch die lexikographischen Arbeiten und Textauslegungen der jüdischen Tradition und ihrer Gelehrten zu Rate zog, diese aber andererseits auch einer kritischen Prüfung nach den Maßstäben der vergleichenden semitischen Philologie unterwarf, hat Gesenius mit seinen Wörterbüchern ein Werk hinterlassen, das bis heute sowohl in methodischer Hinsicht als auch in seiner Präsentationsform vorbildhaft ist. Er gilt daher zu Recht als der Begründer der hebräischen Lexikographie als Wissenschaftsdisziplin.
Der Kongress wird das Wörterbuch zu seinem 200. Jubiläum in den Fokus eines internationalen und interdisziplinären Gesprächs unter der Beteiligung von alttestamentlicher Wissenschaft, Judaistik, semitistischer Sprachwissenschaft, Wissenschaftsgeschichte und weiterer Fächer stellen. Besonders hervorzuheben ist dabei die Beteiligung führender Wissenschaftler von der Akademie für hebräische Sprache (Jerusalem), der weltweit bedeutendsten Einrichtung für das Studium der hebräischen Sprache, sowie den Bearbeitern der derzeit wichtigsten Wörterbuchprojekte zum Hebräischen.
Der Kongress soll einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der Entwicklungen leisten, die das hebräische Wörterbuch von Gesenius geprägt haben und die andererseits von ihm mit geprägt wurden. Die Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft der Oberbürgermeisterinnen Dagmar Szabados (Halle) und Barbara Rinke (Nordhausen).
Eröffnung des Kongresses:
14. März 2010, 18 Uhr
Öffentliche Vortragsabend:
Am Dienstag, 16. März, um 18 Uhr findet im Freylinghausen-Saal der Franckeschen Stiftungen zudem ein öffentlicher Vortragsabend unter dem Titel "Auf den Spuren von Wilhelm Gesenius: Hebräische Lexikographie im 21. Jahrhundert" statt, zu dem eine breiter Interessentenkreis herzlich eingeladen ist:
Plakat: http://www.schorch.at/html/aktuelles.html
Programm: http://www.schorch.at/html/gesenius-programm.html
Programmheft mit Abstracts (Download):
http://wcms-neu1.urz.uni-halle.de/download.php?down=14389&elem=2277201
Biographisches zu Wilhelm Gesenius:
http://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/details/quelle/WIBI/referenz/19436///cache/a548f7cadb
Ansprechpartner zu dieser Pressemitteilung
Prof. Dr. Stefan Schorch
Theologische Fakultät der MLU
Telefon: 0345 552013
E-Mail: stefan.schorch@theologie.uni-halle.de
Criteria of this press release:
Language / literature, Religion
transregional, national
Scientific conferences
German
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