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10/24/1997 00:00

Fachblätter nur für deutsche Daten

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    174/97 Fachblaetter nur fuer deutsche Daten Medizinerzeitschriften verlieren an Internationalitaet

    Deutschsprachige Fachjournale fuer Mediziner repraesentieren immer weniger den weltweiten Wissensstandard. Zunehmend werden bedeutende Forschungsergebnisse in renommierten englischsprachigen Zeitschriften veroeffentlicht. Zu diesem Ergebnis kam eine Analyse von deutschsprachigen Fachjournalen unter der Leitung von Dr. Manfred Nagelschmidt am II. Chirurgischen Lehrstuhl der Universitaet zu Koeln.

    Fuer die Analyse zog Dr. Nagelschmidt die Zeitschriften "Der Chirurg", "Der Unfallchirurg", "Langenbecks Archiv fuer Chirurgie" und "Medizinische Klinik" heran, in welchen ueberwiegend klinische Studien, Krankheitsverlaeufe und Operationstechniken veroeffentlicht werden. Er stellte fest, dass auslaendische Arbeiten aus dem nicht deutschsprachigen Raum unterrepraesentiert waren. Auch viele deutsche Mediziner veroeffentlichen nach der Studie wichtige Ergebnisse lieber in international angesehenen Journalen. Zeitschriften, die nicht in englischer Sprache publizieren,werden international zu wenig gelesen werden. Ein Grund dafuer ist die umstrittene Bewertungspraxis fuer AErzte: bei der Bewerbung fuer einen leitenden oder akademischen Posten wird zunehmend beruecksichtigt, wie haeufig medizinische Arbeiten des Bewerbers nach der Publikation zitiert worden sind. Deshalb ist es fuer die betroffenen AErzte wichtig, moeglichst eine breite Leserschaft zu erreichen. Den deutschen medizinischen Zeitschriften droht damit eine zunehmende Einbusse an Qualitaet und Originalitaet. Auch die neuen Bundeslaender sind in den deutschsprachigen medizinischen Fachzeitschriften deutlich unterrepraesentiert.

    Wie die Studie ausserdem zeigt, sind medizinische Veroeffentlichungen im Bereich der Chirurgie nach wie vor eine Maennerdomaene. Waehrend in der internistischen Disziplin fast jede fuenfte Erstveroeffentlichung von einer Frau stammt, ist nur jeder zwanzigste chirurgischen Beitrag von einer AErztin verfasst. Dr. Nagelschmidt stellte ferner fest, dass die meisten Publikationen von Universitaetskliniken stammen. In vielen praktischen Bereichen haben aber nichtuniversitaere Kliniken aufgrund der Patientenzahlen groessere Erfahrung. Dies gilt beispielsweise fuer Operationstechniken bei Blinddarm- und Bruchoperationen. Um kein schiefes Bild von der Krankenhauspraxis entstehen zu lassen, sollten, so Dr. Nagelschmidt, auch Mediziner anderer Kliniken ihre Erfahrungen publizieren.

    Positiv an allen analysierten Zeitschriften sei ein guter Themenueberblick. Ausserdem werden entgegen allgemeinen Vorurteilen misslungene Forschungsergebnisse nicht verschwiegen. Sie geben nach Dr. Nagelschmidt anderen AErzten wertvolle Hinweise. Ein Grossteil der veroeffentlichten Studien in den deutschsprachigen Fachzeitschriften ist nach der Analyse des Koelner Mediziners nicht ausreichend kontrolliert abgelaufen. So wurden bei vielen Versuchen die Gruppen nicht nach dem Zufallsprinzip ausgewaehlt und keine Kontrollgruppen mitgefuehrt. Daraus laesst sich schliessen, dass medizinische Studien mit korrektem standardisierten Versuchsablauf gar nicht erst in deutschen sondern in internationalen Zeitschriften publiziert werden.

    Die Verbreitung eigener Beobachtungen und Erkenntnisse stellt fuer Dr. Nagelschmidt einen notwendigen Bereich fuer die Medizin dar. Dies gilt besonders fuer die Patientenversorgung. Es ist daher wichtig, dass Studien qualitativ dem internationalen Standard entsprechen und gleichzeitig auch von deutschsprachigen Praktikern verstanden werden. Diesen Zweck sollten deutschsprachige medizinische Zeitschriften erfuellen.

    Verantwortlich: Dr. Wolfgang Matthias

    Fuer Rueckfragen steht Ihnen Dr. Paul unter der Telefonnummer 0221/8907/2769, Fax-Nummer 0221/893096 und der Email-Adresse K.nasskau@uni-koeln.de zur Verfuegung.

    Fuer die UEbersendung eines Belegexemplares waeren wir Ihnen dankbar.


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    No categories were selected
    German


     

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