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Wissenschaft
Die Lebenserinnerungen des Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki, die nicht nur in Deutschland monatelang auf den Bestseller-Listen standen, sind nur ein Beispiel: Literarische Autobiographien sind in den letzten Jahren in großer Zahl erschienen und stellen auch für die Literaturwissenschaft eine Herausforderung dar. Vom 10. bis 12. Oktober 2001 geht es bei einer internationalen Tagung an der Universität Münster um zeitgenössische jüdische Autobiographien, wobei neben Literaturwissenschaftlern, Historikern und Psychologen auch Verfasser solcher Lebenserinnerungen aus verschiedenen Ländern zu Wort kommen.
Veranstalter der Tagung ist die von Prof. Dr. Christoph Miething geleitete Forschungsstelle "Romania Judaica" am Romanischen Seminar der Westfälischen Wilhelms-Universität, die sich seit einigen Jahren intensiv mit der Kulturgeschichte der Juden in den romanischen Ländern beschäftigt. Die diesjährige Tagung der Forschungsstelle geht allerdings über die romanischen Ländern hinaus: Referenten kommen auch aus Belgien, Israel, Kanada, Österreich und den USA, behandelt werden neben französischen und italienischen Autobiographien auch Werke aus Deutschland, Polen und Amerika.
Für Prof. Miething kommt der "Boom" an jüdischen Autobiographien in der zeitgenössischen Literatur nicht überraschend: Die literarische Verarbeitung der eigenen Biographie markiere eine "Schnittstelle von Geschichte und Fiktion, von Dichtung und Wahrheit", ohnehin ein Schlüsselthema der Literatur und Literaturwissenschaft. Hinzu komme für jüdische Autobiographien, dass die Überlebenden des Holocaust nun ein Alter erreicht haben, das zum Rückblick und zur Weitergabe der persönlichen Erinnerungen Anlass biete. So sind in den letzten zehn Jahren nach den Beobachtungen des münsterschen Romanisten hunderte von jüdischen Autobiographien mit literarischem Anspruch erschienen. Drei prominente Autoren solcher Werke, Diana Pinto (Paris), Guido Fubini (Turin) und Aldo Zargani (Rom), dessen Roman "Für Violine solo - Meine Kindheit im Diesseits. 1938 - 1945" auch in Deutschland erschienen ist, nehmen an der Tagung in Münster teil.
Aufgeteilt ist der dreitägige und für die Öffentlichkeit zugängliche Kongress in drei Themenschwerpunkte: Zeugenschaft, Jüdische Autobiographien - Jüdische Identitäten, Autobiographie - Geschichte und Fiktion. Die insgesamt 19 Vorträge und Referate, denen jeweils Diskussionen folgen, werden in französischer Sprache gehalten und sollen später in der von Prof. Miething herausgegebenen Reihe "Romania Judaica" veröffentlicht werden.
Weitere Informationen: Forschungsstelle "Romania Judaica", Prof. Dr. Christoph Miething, Bispinghof 3a, 48143 Münster, Telefon 0251/83-21164, Telefax 0251/83-28351.
http://www.uni-muenster.de/Rektorat/veranst/vst0634.htm
Criteria of this press release:
Language / literature
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
German
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