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05/03/2012 10:37

Alter(n) – biologisch, sozial, kulturell

Dr. Victoria Meinschäfer Stabsstelle Kommunikation
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

    Heute wird das fakultätsübergreifende und interdisziplinäre Graduiertenkolleg „Alter(n) als kulturelle Konzeption und Praxis“ eröffnet. Das Besondere: Erstmals wird damit an einer deutschen Universität ein Graduiertenkolleg eingerichtet, in dem Wissenschaftler aller Fakultäten der Hochschule zusammenarbeiten. Sprecherin ist die Kunsthistorikerin Prof. Dr. Andrea von Hülsen-Esch.

    Die Themen der Forschungsprojekte sind dabei so verschieden wie die Fächer, aus denen die Promovenden stammen. Sie reichen von einem Forschungsvorhaben über „Liebeskonzepte des Alter(n)s in deutscher und englischer Gegenwartsliteratur“ und einer psychologischen Untersuchung zum kognitiven Altern über „Bilder des Alter(n)s in der Werbung“ bis zu einer Untersuchung über „Senioren auf den Barrikaden“ oder der „ethischen Beurteilung radikaler Lebensverlängerung“. Um den interdisziplinären Ansatz zu stärken, sind die Promovenden verpflichtet, als Zweitbetreuer ihrer Doktorarbeit einen Wissenschaftler eines anderen Faches zu wählen.
    Zunächst beginnen acht Doktoranden ihre Dissertationsprojekte. Im Herbst sollen weitere junge Wissenschaftler dazu kommen, so dass am Ende insgesamt 30 Promovenden (15 Stipendiaten und 15 Kollegiaten) ihre Arbeiten innerhalb von drei Jahren abschließen können. Die Stipendiaten erhalten monatlich mit 1400 Euro. Die Heinrich-Heine-Universität fördert das innovative Forschungsvorhaben mit 300.000 Euro jährlich. Großzügige Unterstützung kommt zudem von der „Gründerstiftung zur Förderung von Forschung und wissenschaftlichem Nachwuchs an der Heinrich-Heine-Universität“ der Eheleute Riesner: Sie unterstützt die Promovenden Anne-Maike Dackweiler, Nga Tran und Tobias Hainz mit drei Stipendien.

    Ausgangspunkt des Graduiertenkollegs (GRK) ist die mittlerweile weit verbreitete Annahme, dass das Alter(n) nur zu einem Teil eine biologische Tatsache ist, zur Hälfte aber von sozialen und vor allem kulturellen Faktoren bestimmt wird. Die Besonderheit des Düsseldorfer Graduiertenkollegs ist ein integriertes Konzept, das geistes-, sozial-, rechts- und medizinwissenschaftliche sowie wirtschaftswissenschaftliche Diskurse aufeinander bezieht. Ziel ist es, Alter(n) als Ergebnis von Wissen und kultureller Praxis zu untersuchen und Strategien für produktive Formen des Umgangs mit dem Alter(n) zu entwickeln. Durch Analyse und Reflexion historischer und aktueller Diskurse, gesellschaftlich geprägter Erfahrungen, Alterswahrnehmungen und Rollenerwartungen sollen Sinn und Kohärenz von Leben, Körper und Gesellschaft in dieser Lebensspanne bewusst und für die Praxis fruchtbar gemacht werden.
    Ein Fokus liegt auf den körperbezogenen Veränderungen und dem Umgang damit in ihren historischen und rechtlichen Dimensionen. Ziel des Graduiertenkollegs ist es, über eine Analyse der historisch und kulturell unterschiedlichen Formen des Alter(n)s unter Einbeziehung der medizinwissenschaftlichen Diskurse und der juristischen und wirtschaftswissenschaftlichen Praxis ein erweitertes Konzept von Alter(n) als kulturelle Konzeption und Praxis vorzulegen und aus den Erkenntnissen gesellschaftsrelevante Problemlösungen zu generieren.
    Das Graduiertenkolleg stellt die notwendige strukturelle Ergänzung zu der an der HHU etablierten molekularen Alternsforschung dar. So wird das Alter(n) in einer dem Phänomen gerecht werdenden interdisziplinären Vernetzung erforscht und ein Kompetenzzentrum geschaffen.

    Das strukturierte Studienprogramm bietet den Promovierenden optimale Rahmenbedingungen, sich einer kleinen Gruppe von wissenschaftlich Gleichgesinnten zugehörig zu fühlen. Das regelmäßige Forschungskolloquium (14-tägig) vereint die Gruppe der Doktoranden mit den Betreuern und bietet innerhalb dieses Forums die Gelegenheit, das jeweilige Forschungsvorhaben zu präsentieren und sich der Diskussion der wissenschaftlichen Gemeinschaft zu stellen.
    Die internationalen, interdisziplinären und öffentlichen Ringvorlesungen sowie Tagungen finden im Wechsel jedes Jahr statt. Beide Veranstaltungsformen dienen der inhaltlichen und methodischen Vertiefung von Kernthemen und Leitfragen des Alter(n)s. Zu diesem Zweck werden renommierte Wissenschaftler und junge Vortragende eingeladen, Ansätze verschiedener Wissenschaftskulturen einem fachkundigen Publikum aus Forschung und Praxis zu präsentieren. Die Doktoranden erhalten hier die Möglichkeit des wissenschaftlichen networkings und werden gezielt in die scientific community eingebunden. Im Sommersemester 2012 wird sich die Ringvorlesung mit „Begriffen des Alter(n)s in den Wissenschaften“ beschäftigen.
    Für das vierte Semester werden die Doktoranden der HHU eine Graduiertentagung gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Nachwuchs der Max-Planck-Institute in Florenz (Kunstgeschichte) und Rostock (Demographie) planen, organisieren und in Florenz durchführen. Beide Veranstaltungsformen bieten den Promovenden die Gelegenheit, ihr Netzwerk in die Wissenschaft und Praxis auszuweiten und zu verfestigen. Die Vorträge und Diskussionsbeiträge werden im Anschluss der Veranstaltungen jeweils publiziert.
    Jedes Semester veranstaltet das Graduiertenkolleg dreitägige Workshops, die von auswärtigen Gastwissenschaftlern durchgeführt werden. In diesem intensiven, qualitativ hochwertigen Diskussionsforum erarbeiten die Promovenden spezifische Fragestellungen, Methoden und Kernthemen zum Thema Alter(n) über die jeweiligen Disziplingrenzen hinaus. In diesem Sommersemester residiert die Theaterwissenschaftlerin, Schauspielerin und Regisseurin Dr. Pepetual Mforbe Chinagong aus Kamerun im Kolleg, die gemeinsam mit den Promovenden ein Theaterprojekt für und mit alten Menschen realisieren wird.
    Das Kolleg ermöglicht seinen Doktoranden, gemeinsam oder in kleineren Gruppen zu Fachtagungen ins In- und Ausland zu reisen, um sich nicht nur ein breit gefächertes Wissen über den neuesten Forschungsstand anzueignen, sondern sich der öffentlichen Diskussion altersrelevanter Fragestellungen zu stellen.
    Eines der Hauptanliegen des Kollegs ist die Einbindung der Promovierenden in die Praxis. Das Graduiertenkolleg bietet seinen Doktoranden die Möglichkeit, Mentoren zu wählen, die sie während der Promotion in ihrem Forschungsvorhaben begleiten. In Form von ein- bis zweimonatigen Praktika in Museen, Theatern, Unternehmen, Kanzleien und altersspezifischen Institutionen können die Doktoranden einen ersten Einblick in das für sie relevante Berufsfeld erhalten.
    Schließlich bietet das Kolleg seinen Doktoranden eine zusätzliche Ausbildung in berufsrelevanten Schlüsselqualifikationen an, die sie zum einen mit dem Prozess und den Phasen der Promotion in Form von Projektmanagement vertraut machen, zum anderen werden Tagungs- und Organisationsmanagement geübt, wissenschaftliches Schreiben und Präsentieren, Rhetorik und Vortragsmethoden sowie Konfliktmanagement trainiert.


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    Criteria of this press release:
    Journalists
    interdisciplinary
    transregional, national
    Organisational matters, Research projects
    German


     

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