idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
05/13/2002 09:11

Wie der Flieder nach Mitteleuropa kam

Ilka Seer Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Freie Universität Berlin

    Botaniker der Freien Universität Berlin weist die Herkunftsgeschichte des Flieders nach.

    Der Flieder gehört zu Pfingsten wie Eier zu Ostern. Doch ist dies erst eine Entwicklung der vergangenen Jahrhunderte. Ursprünglich blühte der wilde Flieder nur auf dem Balkan und wurde erst im 16. Jahrhundert durch die osmanischen Eroberungen in Mitteleuropa kultiviert. Die Ausbreitung des Flieders lässt sich sprachhistorisch zurück verfolgen, wie Prof. Dr. Hans-Walter Lack vom Botanischen Garten der Freien Universität Berlin nachweist.

    Der Flieder erreicht in Mitteleuropa eine Höhe von zwei bis drei Metern. Auf der Balkanhalbinsel, wo der Flieder ursprünglich beheimatet war, wächst noch heute die kleinwüchsige Wildform der Pflanze. Die erste erhaltene Abbildung von blühendem Flieder stammt aus dem Istanbul des 16. Jahrhunderts. Ein Botschafter von Ferdinand I., dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, hielt sich damals in Begleitung eines Arztes und eines Zeichners in Istanbul auf. Von dem österreichischen Zeichner stammt die erste Zeichnung, die sich heute im Wiener Privatbesitz befindet. Die Zeichnung gelangte von Istanbul nach Prag und diente als Vorlage für einen Holzschnitt, der 1565 in Venedig veröffentlicht wurde.

    Auch sprachhistorisch lässt sich nachweisen, dass die Osmanen den Flieder verbreiteten: So ist die Bezeichnung für Flieder dort auf drei Wurzeln zurückzuführen. Der Name "leylac" weist auf türkisch-arabische Wurzeln, "argovan" auf den persischen Ursprung hin. Der Terminus "paschalia" stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Osterpflanze", da der Flieder während des griechisch-orthodoxen Osterfestes blüht. Im Bulgarischen, Serbischen, Albanischen, Kroatischen, Ungarischen und Slowakischen finden sich die türkisch-arabischen und die persischen Wurzeln wieder. Andere europäische Sprachen nennen den Flieder anders, wie das Deutsche, Tschechische und das Slowenische. Die Sprachgrenze ist dabei identisch mit der politischen Grenze zwischen dem osmanischen und dem Heiligen Römischen Reich vor rund 350 Jahren.

    Die Osmanen belagerten Wien 1529 und 1683. Damals umfasste das osmanische Reich einen Großteil des heutigen Ungarn, der Slowakei und Kroatiens, sowie Serbien, Bulgarien und Rumänien. Der in dieser Zeit verbreitete Flieder bekam deshalb einen osmanischen Namen. Bei zwei Sprachpaaren, nämlich dem Slowenisch und Kroatischen sowie dem Slowakisch und Tschechischen, wird das Wort Flieder deutlich voneinander getrennt: "spanski bezeg" heißt Flieder im Slowenischen, "argovan" im Kroatischen - "orgovan" im Slowakischen, "secik" im Tschechischen. Die slowenische Bezeichnung ist interessant, weil die wörtliche Übersetzung "spanischer Holunder" lautet. Dieser deutsche Name ist um 1600 in Wien dokumentiert. Die Slowenen entlehnen also ein Wort aus dem Deutschen, während die Kroaten ein persisches Wort übernehmen.

    von Zvezdana Poeplau

    Weitere Informationen erteilt Ihnen gerne:
    Prof. Dr. H.-W. Lack, Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem der Freien Universität Berlin, Königin-Luise-Str. 6-8, 14191 Berlin, Tel.: 030/838-50136, E-Mail: H.W.Lack@mail.bgbm.fu-berlin.de


    Images

    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Social studies, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).