idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Friedemann Schmoll ist neuer Lehrstuhlinhaber für Volkskunde der Universität Jena
Dass Naturschutz eine gute Sache ist, stellt heute wohl niemand mehr in Frage. Doch warum und seit wann schützen wir eigentlich die Natur? Fragen, mit denen sich Prof. Dr. Friedemann Schmoll von der Universität Jena auseinandersetzt. Der neue Lehrstuhlinhaber für Volkskunde/Empirische Kulturwissenschaft hat sich bereits in seiner Habilitation, die er 2001 in Tübingen abschloss, mit der Geschichte des deutschen Naturschutzes um 1900 beschäftigt. Denn erst um die damalige Jahrhundertwende „wurde das Destruktionspotenzial der Moderne erkannt“, so Schmoll, und es gründeten sich zahlreiche Vereine und Initiativen zum Schutz der Natur.
Doch die Geschichte des Naturschutzes hat auch ihre dunklen Seiten, erläutert der 50-jährige gebürtige Esslinger: Nach dem Ersten Weltkrieg und noch stärker in der NS-Zeit „gab es völkische Zungenschläge“, warum Natur zu schützen sei. Damals wurde Naturschutz aus dem ideologischen Antrieb betrieben: Wir brauchen gesunde Natur, um ein gesundes Volk zu erhalten. Und so entstand das erste Naturschutzgesetz 1935.
Friedemann Schmoll guckt bei solchen Erkenntnissen sehr genau hin und engagiert sich – nicht nur im Naturschutz, auch gegen Rechtsextremismus. Er beschäftigt sich mit den Heimat-Ideologien der Rechten und möchte dazu auch eine Promotion anregen. Bei der Wortwahl ist der ernste Schwabe ebenfalls äußerst sensibel: Schmoll, der die Geschichte seines Fachs erforscht und die wissenschaftsgeschichtliche Studie „Vermessung der Kultur" verfasst hat, weiß um die Schwierigkeiten mancher tradierten Begriffe. „Wir haben immer ein Namensproblem“, sagt er selbstkritisch und verweist auf die Herkunft von Begriffen wie Volkskunde, Europäische Ethnologie, Kulturwissenschaft – Synonyme für ein und dasselbe Fach.
Doch der offene Wissenschaftler, der auch schon als Journalist und Museumsberater tätig war, ist geschult in kritischem Denken. Bereits seine ausgezeichnete Promotion (1994 in Tübingen) analysiert das Spannungsfeld nationaler und regionaler Erinnerungskultur in Württemberg. Wie aus Württembergern Deutsche wurden, beantwortete der Kulturwissenschaftler darin mit besonderem Blick auf den nationalen Denkmalskult. Ein Denkmal-Erbauer hat ihm auch den Weg nach Jena, wohin er bereits umgezogen ist, geebnet. „Der weltschönste Aussichtsturm“, auf dem Schönberg bei Pfullingen, wurde von Theodor Fischer gebaut – dem Architekten des Jenaer Universitätshauptgebäudes.
Und an seiner neuen Universität in Jena findet Schmoll – nach etlichen Gast- und Vertretungsprofessuren in ganz Deutschland – zahlreiche Partner und Anknüpfungspunkte in seinem breiten Forschungsfeld. Das reicht von Festen und Ritualen über Nahrungsethnologie und Körpergeschichte bis zur Kulturtheorie und Regionalkultur. Anknüpfungspunkte, die dem Schwaben in Jena das wissenschaftliche Einleben erleichtern und ein Umfeld, das dem schlanken Volkskundler sehr entgegenkommt: Schmoll schätzt den Blick von außen auf seinen Forschungsgegenstand – und dies besonders in einem kleinteiligen politischen Raum, wo sehr viele Grenzen aufeinanderstoßen. Da Grenzen zugleich trennen und verbinden. „Vielfältige politische Räume schaffen auch eine kulturelle Vielfalt“, sagt Schmoll. Diese Räume will der Neu-Jenaer mit seinen Studierenden erleben. Daher gehören Exkursionen für den Hobby-Fußballer zum Standard: „Ich war dort“, sagt er, würde das Verständnis viel intensiver gestalten als jede Lektüre. Und so will Prof. Schmoll auch den Bezug zu eigenen Lebenswelten, der für ihn die Volkskunde so spannend macht, in Ausstellungen und anderen Aktivitäten der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen.
Kontakt:
Prof. Dr. Friedemann Eugen Schmoll
Bereich Volkskunde/Kulturgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Zwätzengasse 3
07743 Jena
Tel.: 03641/944391
E-Mail: friedemann-eugen.schmoll[at]uni-jena.de
Der neue Lehrstuhlinhaber für Volkskunde/Empirische Kulturwissenschaft der Universität Jena Prof. Dr ...
Foto: Anne Günther/FSU
None
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, Students
Cultural sciences
regional
Personnel announcements
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).