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Der von Experten seit den 90iger Jahren vorhergesagte Boom hauptamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den mehr als 90.000 deutschen Sportvereinen ist bis heute ausgeblieben. Wenn Lutz Thieme, Professor im Studiengang Sportmanagement am Remagener Standort der Hochschule Koblenz, Recht hat, wird dies auch so bleiben. In der neusten Ausgabe der Fachzeitschrift "Sport und Gesellschaft" (Heft 2/2012) veröffentlicht Thieme in dem Artikel "Effizienzverzicht durch Ehrenamt - Ist die Absorption von Hauptamtlichkeit in Sportvereinen funktional?“ ein produktionstheoretisches Modell, dass Haupt- und Ehrenamt nicht mehr als Gegensätze auffasst, sondern im Begriff der Lohnspende auflöst.
"Ehrenamtlich Engagierte erhalten oft Aufwandsentschädigungen in unterschiedlicher Höhe, arbeiten in Minijobs oder nutzen Freiwilligendienste. Sie akzeptieren dabei eine Vergütung, die unterhalb der Vergütung liegt, die Sportvereine oder andere Organisationen für hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zahlen müssten." Diese Differenz bezeichnet Thieme als "Lohnspende".
Da die Lohnspender für ihre Spende zwar kein Geld, dafür aber andere Leistungen, wie z.B. Anerkennung oder Reputation erwarten, entstehen den Organisationen, die solche Lohnspenden empfangen auch Kosten, um diese Leistungen anzubieten.
Thieme kann nun mit Hilfe seines Modells zeigen, dass für Sportvereine nur dann der Übergang zu hauptamtlicher Beschäftigung eine rationale Entscheidung darstellt, wenn Lohnspenden ausbleiben oder zusätzlich benötigte Lohnspenden, die zur Finanzierung eines neuen Angebotes gebraucht werden, nicht verfügbar sind. In der Regel werden dem Sportverein jedoch weiterhin Lohnspenden, wenn auch nicht in der ursprünglichen Höhe, angeboten.
"Sportvereinen stellt sich in der Regel die Entscheidung zum Einstieg in hauptamtliche Beschäftigung gar nicht in vollem Umfang. Vielmehr ist von einem schleichenden Prozess aus unbezahltem Ehrenamt über Aufwandsentschädigungen, geringfügige Beschäftigung und Teilzeit auszugehen. Dieser kommt aber nur in Gang, wenn der Sportverein seine Angebote massiv ausbaut und hierfür nicht genug Ehrenamt aktivieren kann oder wenn dem Sportverein Lohnspenden verloren gehen, die er nicht kompensieren kann", resümiert Thieme.
Eine erste Prüfung des Modells anhand rheinland-pfälzischer Sportvereine mit mehr als 750 Mitgliedern erbrachte eine weitgehende Übereinstimmung empirischer Daten mit den aus dem Modell abgeleiteten Thesen.
Quelle: Thieme, Lutz (2012). Effizienzverzicht durch Ehrenamt - Ist die Absorption von Hauptamtlichkeit in Sportvereinen funktional? Sport und Gesellschaft, 9. Jahrgang, Heft 2, S. 161 bis 192
Prof. Dr. Lutz Thieme, Studiengang Sportmanagement
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Criteria of this press release:
Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars, Students, Teachers and pupils, all interested persons
Economics / business administration, Sport science
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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