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Wissenschaft
Ältere Menschen verfügen über eine hohe psychische Widerstandsfähigkeit gegenüber den vielfältigen Belastungen des körperlichen Alternsprozesses. Die münstersche Psychosomatikerin Dr. Gudrun Schneider erklärt dies mit der Fähigkeit, im Alter psychische Ressourcen zu mobilisieren, deren Vorhandensein und Ausprägung wesentlich von der bisherigen Lebensgeschichte der älteren Menschen bestimmt werden. Für ihre Habilitationsarbeit über "Subjektives Wohlbefinden und psychogene Erkrankungen im höheren Lebensalter vor dem Hintergrund des körperlichen Alternsprozesses" wird die leitende Oberärztin der Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums Münster (UKM) am 26. September 2002 in Dresden mit dem diesjährigen Max-Bürger-Preis der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie ausgezeichnet.
Der nach dem 1966 verstorbenen Mediziner und Altersforscher Max Bürger benannte und mit 12.500 Euro dotierte Wissenschaftspreis, der alle zwei Jahre im Rahmen der Tagung dieser Fachgesellschaft verliehen wird, stellt im deutschsprachigen Raum die renommierteste Auszeichnung für Arbeiten aus dem Bereich der Gerontologie und Geriatrie dar. Die Untersuchungen der münsterschen Medizinerin erfolgten im Rahmen der so genannten ELDERMEN-Studie, einer Längsschnittuntersuchung mit zwei Messzeitpunkten, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und von der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie des UKM unter der Leitung von Prof. Dr. Gereon Heuft koordiniert wird. Das Studienkonzept wurde zusammen mit Prof. Dr. Andreas Kruse, Inhaber des Lehrstuhls für Gerontologie der Universität Heidelberg, entwickelt. Im Rahmen dieses Projektes wurden körperlich erkrankte aber kognitiv nicht beeinträchtigte Menschen im Alter zwischen 60 und 94 Jahren in der Klinik Haus Berge in Essen eingehend zu ihrer Lebenssituation und Biografie befragt, wobei die Befragung nach fünf Jahren wiederholt wurde.
Das Interesse Schneiders konzentrierte sich dabei auf die psychische Bewältigung des körperlichen Alternsprozesses. Die Ergebnisse der Untersuchungen haben einerseits erwartungsgemäß einen deutlichen Anstieg körperlicher Beschwerden mit zunehmenden Lebensalter belegt, was auch mit einer wachsenden Gefährdung der selbstständigen Lebensführung einhergeht. Auffällig war hingegen, dass das psychische Wohlbefinden der Befragten trotz wachsender körperlicher
Belastungen konstant geblieben und die Rate psychogener Erkrankungen nicht zugenommen hat. Wie die Studie ergeben hat, zeigen ältere Menschen, die nicht an kognitiven Einschränkungen, wie zum Beispiel demenziellen Erkrankungen, leiden, erhebliche Fähigkeiten, sich neuen Lebenssituationen anzupassen und sich von körperlichen Belastungen nicht psychisch beeinträchtigen zu lassen.
Wie die Preisträgerin aus Münster betont, ist der körperliche Alternsprozess als Entwicklungsaufgabe zu verstehen, der sich der einzelne ältere Mensch nicht entziehen kann. Damit zunehmende Erkrankungen und Behinderungen das psychische Wohlbefinden nicht nachhaltig beeinträchtigen, greift der ältere Mensch sozusagen unbewusst zur Selbsthilfe, indem er durch seine Biografie bestimmte psychische Ressourcen mobilisiert. "Können diese Ressourcen in ausreichendem Umfang mobilisiert werden", so die münstersche Psychosomatikerin, "dann gelingt der Entwicklungsschritt mit dem Ergebnis einer nachhaltigen Stabilität des subjektiven Wohlbefindens und der psychischen Gesundheit auch noch im hohen Lebensalter."
http://medweb.uni-muenster.de/institute/psom/
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Social studies
transregional, national
Personnel announcements, Research results
German
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