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„Senk ju vor trävelling wis Deutsche Bahn“ – dieser Satz wird in den Zügen der Deutschen Bahn demnächst nicht mehr zu hören sein: Die Bahn will in Zukunft auf Anglizismen verzichten. Ein Handbuch mit 2.000 deutschen Ausdrücken steht den Mitarbeitern bereits zur Verfügung. Im Gespräch mit „FAU aktuell“ kommentiert Prof. Dr. Mechthild Habermann, Lehrstuhl für Germanistische Sprachwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), die Entscheidung der Bahn.
> Frau Prof. Habermann, die Bahn hat bekannt gegeben, dass Sie in Zukunft auf Anglizismen verzichten will. Dann heißt es in Zukunft beispielsweise wieder Schalter statt Counter. Ist diese Umstellung auf deutsche Ausdrücke nötig?
Ich glaube, dass die Umstellung auf deutsche Bezeichnungen aus guten Gründen erfolgt, die Teil einer Imagekampagne sind, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.
> Ist die Umstellung dann nur ein Marketing-Gag?
Ja, das glaube ich. Aus der Sicht der Germanistik ist es eine begrüßenswerte Aktion, zeigt sie doch, dass deutsche Wörter problemlos die bereits eingeführten Anglizismen ersetzen können und dass sich die Einführung überflüssiger Anglizismen offenbar nicht lohnt.
> Wie geht man am besten mit Anglizismen um, die bereits in der deutschen Sprache integriert sind?
Man belässt sie - so wie sie sind - in der deutschen Sprache, da man auf integrierte Anglizismen auch nicht mehr verzichten kann. Es gibt keinen vergleichbaren deutschen Ausdruck, der Anglizismen wie Show oder Event ersetzen könnte, denn Show und Event sind mehr als "Veranstaltung" oder "Feier“. Auch Baby ist mehr als "Säugling" oder "Kleinkind", zumal das Wort einen sehr positiven Gefühlswert hat. Die integrierten Anglizismen sind aus gutem Grund in die deutsche Sprache gekommen. Sie schließen häufig eine Bezeichnungslücke und sind meist als relativ kurze Wörter einfach im Gebrauch. Bei den Bezeichnungen der Deutschen Bahn handelt es sich aber um überflüssige Anglizismen, die meist nicht aus Bezeichnungsnot ins Deutsche kamen.
> Lässt sich der zunehmende Anglizismus durch solche Maßnahmen aufhalten?
Nein, ganz sicher nicht, solange die englische Sprache die herausragende Stellung unter den Sprachen der Welt genießt. Aber diese Maßnahme regt zum Nachdenken an, ob Anglizismen aus Gründen wie Imponiergehabe einen Platz in der deutschen Sprache finden müssen, wenn sie sehr gut auch durch deutsche Wörter ersetzt werden könnten. Aus sprachwissenschaftlicher Sicht ist es nicht verständlich, wieso ein Schalter nicht einfach Schalter heißen kann, sondern durch Counter sprachlich aufgewertet werden muss. Leider besteht der Verdacht, dass sich die Deutsche Bahn durch übermäßigen Anglizismengebrauch das Image eines Global Players geben will, womit von den bekannten Schwächen wie Zugausfällen und Verspätungen oder überhöhten Zugpreisen abgelenkt werden soll.
> Steht nicht zu befürchten, dass Kunden bei einigen Wörtern nicht mehr verstehen, was gemeint ist? Vor allem Jugendliche?
Das glaube ich nicht. Ganz im Gegenteil: Viele Anglizismen sind bei einem Großteil der Bevölkerung, insbesondere bei älteren Menschen, nicht verständlich, so dass diese Gruppe häufig komplett ausgeschlossen bleibt. Die Wiedereinführung der deutschen Wörter bedeutet ja nicht, dass neue Wörter "erfunden" werden, sondern dass der Bezeichnungsbedarf der Deutschen Bahn durch bereits bekannte deutsche Wörter ersetzt wird.
Ansprechpartner für die Presse:
Prof. Dr. Mechthild Habermann
Tel.: 09131/85-29353
Mechthild.Habermann@ger.phil.uni-erlangen.de
Prof. Dr. Mechthild Habermann
Foto: privat
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Criteria of this press release:
Journalists
Language / literature, Social studies
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications
German
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