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07/01/2014 11:41

Im Winter geborene Männer sind häufiger Linkshänder

Alexandra Frey Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien

    Ein Geburtsdatum im November, Dezember oder Jänner begünstigt bei Männern Linkshändigkeit. Während die genetischen Grundlagen der Händigkeit nach wie vor nicht vollständig geklärt sind, haben Forscher der Fakultät für Psychologie der Universität Wien nun indirekt einen hormonellen Mechanismus bestätigt, der offenbar Linkshändigkeit bei Männern begünstigt. Psychologen um Ulrich Tran von der Universität Wien publizieren dazu aktuell in der Fachzeitschrift "Cortex".

    Viele Tätigkeiten und Handgriffe des täglichen Lebens sind für Rechtshänder optimiert. Etwa 90 Prozent der Bevölkerung ist rechtshändig, lediglich etwa 10% sind Linkshänder. Die Studie von Ulrich Tran, Stefan Stieger und Martin Voracek umfasste zwei große unabhängige Stichproben mit insgesamt fast 13.000 erwachsenen TeilnehmerInnen aus Österreich und Deutschland. Durch die Verwendung zweier Stichproben konnte, wie in modernen genetischen Studien, die Wiederholbarkeit und damit Robustheit des untersuchten Effektes innerhalb derselben Studie gleich mitüberprüft werden. Insgesamt waren 7,5 Prozent der Frauen und 8,8 Prozent der Männer Linkshänder. "Erstaunlich war, dass dieses Ungleichgewicht durch einen Geburtsüberschuss männlicher Linkshänder speziell in den Monaten November, Dezember und Jänner zustande kam. Während im monatlichen Schnitt 8,2 Prozent der linkshändigen Männer in den Monaten Februar bis Oktober geborenen wurden, lag dieser Anteil für die Monate November bis Jänner bei 10,5 Prozent", erklärt Ulrich Tran, Erstautor der Studie.

    Hormonelle Ursache während der Embryonalentwicklung "Der Jahreszeiteneffekt der Händigkeit hat seine vermutliche Ursache aber nicht in der Dunkelheit der Monate November bis Jänner, sondern, im Gegenteil, in der Helligkeit der Monate Mai bis Juli, ein halbes Jahr zuvor", so Ulrich Tran. Die US-Neurologen Norman Geschwind und Albert Galaburda vermuteten bereits in den 1980er Jahren, dass Testosteron in der embryonalen Entwicklung die Reifung der linken Hirnhemisphäre hemmt. Bei Rechtshändern ist die linke Hemisphäre dominant, bei Linkshändern ist es die rechte. Männliche Föten haben aufgrund ihrer eigenen Hormonproduktion einen höheren Testosteronspiegel als weibliche Föten. Der Testosteronspiegel des Fötus kann aber auch durch den Hormonspiegel der Mutter oder andere äußere Faktoren beeinflusst werden. Mehr Tageslicht erhöht den Testosteronspiegel, was einen Jahreszeiteneffekt plausibel macht.

    Bisherige Studien erbrachten ein inkonsistentes Bild. Es blieb unklar, welche Jahreszeit einen Effekt hat und ob Männer oder Frauen oder beide Geschlechter gleichermaßen betroffen sind. Die aktuellen Ergebnisse belegen nun, dass es einen kleinen, aber robusten und replizierbaren Effekt der Jahreszeit gibt und dass dieser nur Männer betrifft. Während die Ergebnisse eine hormonelle Ursache wahrscheinlich machen, und damit eine alte, umstrittene Theorie stützen, muss der genaue Wirkmechanismus in zukünftigen Studien aber noch genauer geklärt werden.

    Publikation in "Cortex"
    Latent variable analysis indicates that seasonal anisotropy accounts for the higher prevalence of left-handedness in men. Ulrich S. Tran, Stefan Stieger, Martin Voracek. Cortex, 57, 188-197, 2014.
    DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.cortex.2014.04.011

    Wissenschaftlicher Kontakt
    Senior Lecturer Mag. Dr. Ulrich Tran
    Institut für Psychologische
    Grundlagenforschung
    und Forschungsmethoden
    Fakultät für Psychologie
    Universität Wien
    1010 Wien, Liebiggasse 5
    T +43-1-4277-471 19
    ulrich.tran@univie.ac.at

    Rückfragehinweis
    Mag. Alexandra Frey
    Pressebüro der Universität Wien
    Forschung und Lehre
    1010 Wien, Universitätsring 1
    T +43-1-4277-175 33
    M +43-664-602 77-175 33
    alexandra.frey@univie.ac.at

    Die Universität Wien ist eine der ältesten und größten Universitäten Europas: An 15 Fakultäten und vier Zentren arbeiten rund 9.700 MitarbeiterInnen, davon 6.900 WissenschafterInnen. Die Universität Wien ist damit auch die größte Forschungsinstitution Österreichs sowie die größte Bildungsstätte: An der Universität Wien sind derzeit rund 92.000 nationale und internationale Studierende inskribiert. Mit über 180 Studien verfügt sie über das vielfältigste Studienangebot des Landes. Die Universität Wien ist auch eine bedeutende Einrichtung für Weiterbildung in Österreich. 1365 gegründet, feiert die Alma Mater Rudolphina Vindobonensis im Jahr 2015 ihr 650-jähriges Gründungsjubiläum. www.univie.ac.at


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    Criteria of this press release:
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    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
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