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Wissenschaft
Reihe des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität wirft ab dem 29. April einen frischen Blick auf das Verständnis internationaler Beziehungen
FRANKFURT. „Globale Ordnung“ – was ist das? In welchem theoretischen Rahmen sollte man heutzutage darüber nachdenken, und welche Bedeutung könnten dabei Standpunkte einnehmen, die bisher in einer westlich geprägten Politikwissenschaft kaum Beachtung gefunden haben? Vor allem diesen Fragen widmet sich die Ringvorlesung des Exzellenzclusters „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität in diesem Sommersemester. Unter dem Titel „Theorizing Global Order“ sind ab dem 29. April an sechs Terminen Vortragende aus Nordamerika, Europa, Asien und Australien zu Gast auf dem Frankfurter Campus Westend.
Beschreibt der Begriff „Ordnung“ nun mehr oder weniger wertfrei ein gewisses Geflecht, eine Struktur oder ein System, oder sind mit ihm notwendigerweise schon Beiworte wie „besser“ oder „schlechter“ verbunden, sodass sein Gegensatz „Unordnung“ wäre oder auch „Anarchie“? Das Konzept der „Ordnung“ lässt einen großen Interpretationsspielraum zu. Und auch in der politikwissenschaftlichen Teildisziplin der „Internationalen Beziehungen“, in dem „Ordnung“ vor allem als „Globale Ordnung“ eine zentrale Rolle spielt, ist der Terminus erstaunlicherweise theoretisch nur unzureichend reflektiert. „In unserer Ringvorlesung werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher fachlicher Schwerpunkte und theoretischer Präferenzen neue Sichtweisen und frische Blicke auf unser theoretisches Verständnis von ‚Globaler Ordnung’ zur Diskussion stellen“, sagt der Politikwissenschaftler Gunther Hellmann, der für den Exzellenzcluster die wissenschaftliche Leitung innehat.
Menschliche Wert- und Weltvorstellungen beeinflussen das Verständnis dessen, was Ordnung ist und die Ordnung selbst. Diese Vorstellungen sind allerding nicht immer und überall gültig, sondern an Raum und Zeit gebunden, wobei moderne Konzeptionen Werte wie Freiheit, Gleichheit und Sicherheit in einem abgestuften System miteinander in Einklang bringen wollen, wie Rob Walker betont (29.4.). Den Einfluss der Sicherheitspolitik auf die internationalen Beziehungen beleuchtet Pinar Bilgin aus der Perspektive weniger einflussreicher Staaten und deren Verständnis von Sicherheit (13.5.). Und für Verhandlungen und allgemein die Beziehungen zwischen den Staaten spielt, entgegen anders lautenden Ansichten, die Diplomatie auch in der globalisierten „Weltordnung“ eine entscheidende Rolle, sagt Iver B. Neumann (27.5.)
Vielleicht gehört zu einer „guten“ globalen Ordnung auch „Stabilität“. Chris Reus-Smit sieht eine zunehmende Besorgnis auf Seiten des Westens, dass aufstrebende Mächte anderer Erdteile und eine wachsende kulturelle Vielfalt den Status Quo gefährden könnten (10.6). Einen Blick in eine mögliche Zeit ohne Territorialstaaten wirft Erik Ringmar, wenn er die These vertritt, dass die Geschichte nicht sesshafter Völker Hinweise darauf gibt, wie internationale Politik in Zukunft organisiert werden könnte (24.6.). Schließlich: Unterschiede in den Konzeptionen dessen, was unter einer politischen Weltordnung zu verstehen ist, gibt es nicht nur zwischen einzelnen Ländern und Einflusssphären, sondern ebenso innerhalb einzelner Staaten, wie Siddharth Mallavarapu auch in historischer Perspektive aufschlussreich am Beispiel Indiens zeigt (8.7.).
Die interessiert Öffentlichkeit ist herzlich willkommen. Die Vorträge werden in englischer Sprache gehalten. Alle finden im Hörsaalzentrum (Raum HZ 6) auf dem Campus Westend der Goethe-Universität statt.
Die Termine im Überblick:
29. April 2015, 18.15 Uhr
Prof. R. B. J. (Rob) Walker, University of Victoria, Canada
The Modern International: A Scalar Politics of Divided Subjectivities
13. Mai 2015, 18.15 Uhr
Prof. Pinar Bilgin, Bilkent University, Turkey
The International in Security
27. Mai 2015, 18.15 Uhr
Prof. Iver Neumann, London School of Economics and Political Science, UK
Diplomacy as Global Governance
10. Juni 2015, 18.15 Uhr
Prof. Chris Reus-Smit, University of Queensland, Australia
Cultural Diversity and International Order
24. Juni 2015, 18.15 Uhr
Prof. Erik Ringmar, Lund University, Sweden
Nomadic Political Theory
8. Juli 2015, 18.15 Uhr
Prof. Siddhharth Mallavarapu, South Asian University, India
The Sociology of International Relations in India: Contested Readings of Global Political Order
Information: Prof. Gunther Hellmann, Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und Institut für Politikwissenschaft, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Campus Westend, Tel. (069) 798-36607, G.Hellmann@soz.uni-frankfurt.de, http://www.normativeorders.net
http://www.normativeorders.net/de/veranstaltungen/ringvorlesungen - Programm
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, Students
Politics
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications
German
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