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Wissenschaft
Die Artenvielfalt im Meer wird sich zukünftig erhöhen – allerdings nur in einigen Regionen. Andere Lebensräume hingegen werden ihre Artenvielfalt verlieren. Schuld daran ist die Erwärmung der Meere: Durch sie werden sich einige Arten ausbreiten, so dass bislang ökologisch einzigartige Regionen sich immer mehr ähneln werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Studie, an der auch Paläobiologen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) beteiligt waren, und die jetzt in der Zeitschrift Nature Climate Change* veröffentlicht wurde. Die Wissenschaftler haben zudem Meeresregionen identifiziert, in denen Naturschutz besonders erfolgversprechend ist.
Daten von rund 13.000 Meeresarten ausgewertet
Die neue Studie basiert auf Ergebnissen einer vorangegangenen Studie von Prof. Dr. Wolfgang Kießling, Lehrstuhl für Paläontologie der FAU, die in der Zeitschrift Nature erschienen ist.* Damals hatte das internationale Team ein Modell erstellt, mit dem sich vorhersagen lässt, in welchem Tempo und in welche Richtung sich Klimazonen zukünftig verschieben werden – und in welche Regionen Tierarten deswegen abwandern werden. In der neuen Studie haben die Forscher das Modell nun erweitert und die Temperaturtoleranzen von Meeresbewohnern berücksichtigt, um zu berechnen, welche konkreten Auswirkungen diese Veränderungen in den Meeren bei derzeitigen Klimaperspektiven bis zum Ende des 21. Jahrhundert haben werden.
Für ihre Simulation nutzten die Wissenschaftler Daten von rund 13.000 Arten an Meeresbewohnern – von Weichtieren über Fische bis hin zu Säugetieren. Damit untersuchten sie zehn Mal mehr Arten als vergleichbare Studien. Durch den großen Datensatz liefert die Studie umfangreichere Informationen darüber, wie Gemeinschaften zusammengesetzt sind, und zeigt globale Muster auf, wie diese Zusammensetzung sich in der Zukunft wahrscheinlich verändert. Das Modell wurde mit zwei unterschiedlichen Szenarien simuliert, die einmal eher konservative Annahmen zur treibhausgasinduzierten Klimaerwärmung machen, einmal aber auch das schlimmste Szenario annehmen, nach dem sich der Energieeintrag auf der Erde bis zum Jahr 2100 um 8,5 Watt pro Quadratmeter gegenüber dem Referenzwert von 1850 erhöht.
Meeresregionen gleichen sich bezüglich ihrer Bewohner an
Die Wissenschaftler konnten ein wiederkehrendes Muster ausmachen. Demnach erhöht sich in vielen Meeresregionen die Artenvielfalt: Viele Arten wandern in eine Region ein, weniger sterben aus. „Eine schnell voranschreitende Klimaerwärmung wird es vielen Arten erleichtern, sich in neuen Gebieten auszubreiten. Fehlen dann noch ihre gewöhnlichen Rivalen oder Jäger, kann es dazu kommen, dass die neu angesiedelten Arten die heimischen Arten verdrängen“, erklärt Kießling. Durch diese Entwicklung bestehe die Gefahr, so der Wissenschaftler, dass heutige ökologisch einzigartige Gemeinschaften sich bis zum Ende des Jahrhunderts in ihrer Artenzusammensetzung immer ähnlicher werden. Beim schlimmsten Szenario ist auch von einem massiven Verlust der Artenvielfalt in Äquatornähe zu rechnen.
Naturschutz besonders auf bestimmte Regionen konzentrieren
Die in der Studie vorhergesagten Veränderungen der maritimen Artenvielfalt stellen den Naturschutz vor eine große Herausforderung, da proaktiv und über Hoheitsgrenzen hinweg gehandelt werden muss. Daher schlagen die Wissenschaftler in ihrer Studie bestimmte Regionen vor, in denen Naturschutz einen besonders großen Effekt haben könnte: Regionen in denen große vorhergesagte Veränderungen in der Artenvielfalt einhergehen mit einem großen Einfluss durch den Menschen. Zu diesen Regionen gehören unter anderem das Mittelmeer, die Karibik, die Philippinnen, Taiwan und China. Ebenfalls vielversprechend für den Artenschutz sind der Nordwestatlantik, Russland, Alaska, Kanada und die Antarktis, wo vor allem eine sehr große Veränderung in der Artenvielfalt erwartet wird. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass – obwohl die globalen Effekte mit dem momentanen Tempo des Klimawandels gewaltig sind – diese Effekte zumindest eingeschränkt werden könnten, wenn die Erderwärmung reduziert würde“, sagt Kießling.
*doi: http://dx.doi.org/10.1038/nclimate2769
*Pressemeldung zu vorheriger Studie: www.fau.de/2014/02/news/wissenschaft/dem-klima-hinterher
Weitere Informationen für die Medien:
Prof. Dr. Wolfgang Kießling
Tel.: 09131/85-22690
wolfgang.kießling@fau.de
Criteria of this press release:
Journalists
Environment / ecology, Geosciences, Oceanology / climate
transregional, national
Research results
German
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