idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
01/22/2016 11:05

Das Spiel mit den Buchstaben

Frauke Döll Stabsstelle Presse und Kommunikation
Universität Paderborn

    Straßenkunst oder Ärgernis? Für Prof. Dr. Doris Tophinke von der Universität Paderborn und Prof. Dr. Martin Papenbrock vom Karlsruher Institut für Technologie sind Graffitis nicht einfach nur hingemalt: Sie sind ein anhaltendes jugendkulturelles Phänomen und in ihrer Kombination aus Schrift und Bild ein interessantes linguistisches wie kunsthistorisches Forschungsobjekt. In den letzten Jahren haben sie mehr als hunderttausend Aufnahmen von Szene-Graffitis zusammengetragen, die sie in einem digitalen Informationssystem anderen Wissenschaftlern weltweit zugänglich machen wollen. Das Projekt wird jetzt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

    „Graffitis sind gestaltete Schrift und gehören damit gleichermaßen zum linguistischen wie zum kunsthistorischen Untersuchungsbereich. Sie wurden lange als Forschungsgegenstand ausgeblendet, obwohl unsere Städte voll davon sind“, erklärt Doris Tophinke. Graffitis kamen in den späten 1970er Jahren eng verbunden mit der Hip Hop-Szene in den USA auf und verbreiteten sich seit den frühen 1980er Jahren auch in Deutschland – bis heute. Tophinke und Papenbrock beobachten das Szenegraffiti seit vielen Jahren: verfolgen Diskurse im Internet und in Szenemagazinen und werten Fotografien von Graffitis aus. „Uns interessiert, wie diese kulturelle Praktik funktioniert: Wie kann man Graffitis lesen und verstehen? Wer soll sie verstehen und was macht das Graffiti mit dem öffentlichen Raum?“

    Botschaften über Schrift und Bild

    Eins ist für die Experten klar: Die gesprühten Ausdrücke sind alles andere als trivial. „In der Sprachwissenschaft sprechen wir von Multimodalität: Die Botschaften funktionieren über Schrift und Bild und uns interessiert vor allem auch genau dieses Verhältnis: Wird zum Beispiel das Wort „Glück“ anders gestaltet als das Wort „Hass“?“ Die reduzierte Sprache der Graffitis sei außerdem nur im Kontext zu verstehen – die Szene habe ihre Regeln. „Beliebt sind zum Beispiel Abkürzungen, die in der Szene bekannt sind und oft schon lange Tradition haben.“

    Traditionen seien für Sprüher überhaupt sehr wichtig, auch gestalterisch: „Sprayer lieben Buchstaben und mit ihnen zu spielen: Dabei versucht zwar jeder, seinen eigenen Stil zu entwickeln, aber sich doch nicht zu weit von den originalen New Yorker Handstyles zu entfernen. Das Motto heißt ‚Keeping it real‘.“ Inhaltlich handele es sich bei den meisten Graffitis um Namen, die Pseudonyme der Sprüher, mit denen diese ihre Spur im öffentlichen Raum hinterlassen. Organisiert als „Crew“ „batteln“ sie mit ihren Signaturen und Schriftbildern um den besten „Style“.

    Die digitale Umsetzung

    Mit technischer Unterstützung des Zentrums für Informations- und Medientechnologie der Universität Paderborn (Prof. Dr. Gudrun Oevel) und der Universitätsbibliothek Paderborn (Dr. Dietmar Haubfleisch) bauen Tophinke und Papenbrock mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Datenbank auf, in der die Bilder gespeichert und nach verschiedenen Kriterien durchsucht werden können. Jedes Bild wird dabei spezifiziert, so dass es nach bildlichen, sprachlichen und materiellen Kriterien wie Farbe, Technik, Inhalt oder auch Ort und Trägermedium gefunden werden kann. „Bisher gab es nur Einzelimpressionen und Jetzt-Aufnahmen. In so großem Stil und vor allem in einer solchen zeitlichen Tiefe wurden Graffitis noch nie dokumentiert. Daraus ergeben sich für Wissenschaftler ganz neue Forschungsmöglichkeiten.“


    Images

    Tags sind die linearen Signaturen der Sprüher. Sie werden mit der Sprühdose oder mit dem Farbstift angebracht. Sie können isoliert oder als Signatur zu einem größeren, bildhaften Graffiti auftreten.
    Tags sind die linearen Signaturen der Sprüher. Sie werden mit der Sprühdose oder mit dem Farbstift a ...
    Universität Paderborn
    None

    Ein Throw-Up ist ein einfaches, schnell produziertes, zweifarbiges bildhaftes Graffiti, bestehend aus Konturen (Outlines) und Füllungen (Fill-Ins). Es wird auch als „Quickpiece“ bezeichnet.
    Ein Throw-Up ist ein einfaches, schnell produziertes, zweifarbiges bildhaftes Graffiti, bestehend au ...
    Universität Paderborn
    None


    Attachment
    attachment icon Writings bzw. Styles sind aufwändiger gesprühte, mehrfarbige bildhafte Graffiti, die im Vergleich zum Throw-Up oft weitere Stilmittel wie z. B. einen farbigen Hintergrund (Background) aufweisen.

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Art / design, Cultural sciences, Language / literature, Media and communication sciences
    transregional, national
    Research projects
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).