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Die Erforschung der Nok-Kultur an der Goethe-Universität kann weitergehen: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat jetzt den Förderantrag des Afrika-Archäologen Prof. Peter Breunig und der Archäobotanikerin Prof. Katharina Neumann angenommen. Nun stehen nochmal rund 1,5 Millionen Euro zur Verfügung, um das Projekt, das die 2500 Jahre alte Kultur im westafrikanischen Nigeria untersucht, bis 2020 abzuschließen.
FRANKFURT. Die Erforschung der Nok-Kultur an der Goethe-Universität kann weitergehen: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat jetzt den Förderantrag des Afrika-Archäologen Prof. Peter Breunig und der Archäobotanikerin Prof. Katharina Neumann angenommen. Nun stehen nochmal rund 1,5 Millionen Euro zur Verfügung, um das Projekt, das die 2500 Jahre alte Kultur im westafrikanischen Nigeria untersucht, bis 2020 abzuschließen.
Seit 2009 erforscht das auf insgesamt zwölf Jahre konzipierte Langfrist-Vorhaben die nigerianische Nok-Kultur in ihren wesentlichen Aspekten. Vor Ort arbeiten die Frankfurter Wissenschaftler mit nigerianischen Kollegen zusammen – und haben auch zahlreiche einheimische Helfer beschäftigt. Zwischenzeitlich war das DFG-Projekt der größte Arbeitgeber in der Umgebung. Prospektionen, Ausgrabungen und umfangreiche Datenanalysen liefern bedeutende Beiträge zu Chronologie, Siedlungswesen, Wirtschaftsweise und Umwelt, Eisenmetallurgie, materieller Kultur und Verbreitungsgebiet.
„Es ist schon etwas ganz Besonderes, wenn man als Archäologe mit einer so breiten Förderung über Jahre hinweg mit einem großen Team so umfangreiche Forschungen betreiben kann“, freut sich Peter Breunig über die vorweihnachtliche frohe Botschaft, dass das Projekt bis zum Abschluss finanziert wird. Und auch inhaltlich ist das Nok-Projekt herausragend: Es dürfte weltweit kaum ein anderes Vorhaben geben, das angetreten ist, um eine komplette archäologische Kultur zu erforschen.
Die etwa 1500 Jahre umfassende Nok-Kultur, die nach dem kleinen Dorf Nok nordöstlich der Hauptstadt Abuja benannt ist, beginnt um 1500 vor Christus – auch das eine Erkenntnis aus dem Projekt. Damals lebten die Menschen in einfachen bäuerlichen Gemeinschaften, deren wichtigste Kulturpflanze die Perlhirse war. Die kunstvollen Terrakottafiguren, für die die Nok-Kultur auch außerhalb der archäologischen Fachwelt bekannt ist, treten 600 Jahre später, nämlich um 900 vor Christus, auf. Viele von ihnen waren schon vor Beginn der Frankfurter Arbeiten durch Raubgrabungen ans Licht gekommen, begehrte Objekte auf dem internationalen Kunstmarkt. „Die aus gebranntem Ton hergestellten Plastiken verkörpern die älteste großformatige Figuralkunst im subsaharischen Afrika“, erklärt der Forscher.
Wozu dienten diese Terrakotten, die teils Menschen, teils Tiere darstellen? Zu welchem Zweck wurden sie vor 2500 Jahren hergestellt? Das war eine der zentralen Fragen in den vergangenen neun Jahren. Die Forscher vermuteten, dass die Figuren eine Rolle im Bestattungsritus spielten. Und tatsächlich ließen sich im Umkreis der Terrakotten an einigen Fundstellen auch Gräber nachweisen, in Ifana rund 20 Stück. „Heute noch gibt es in Westafrika den Brauch, von verstorbenen Würdenträgern ein Abbild in Ton zu fertigen und es auf das Grab zu stellen. Wenn die Figuren verwittern, werden sie gesammelt beigesetzt“, sagt Prof. Breunig. Möglicherweise war es damals schon genauso.
Darüber hinaus konnten die Frankfurter Forscher viele andere wichtige Erkenntnisse gewinnen: „Wir wissen, wie die Menschen gesiedelt haben, wie ihre Keramik aussah, dass es Wanderhandwerker waren, die die Terrakotten gefertigt haben“, so Breunig. Und aufgrund der engen Zusammenarbeit mit Archäobotanikerin Prof. Katharina Neumann weiß man zudem, was die Menschen gegessen haben und wie sich die Landschaft um sie herum im Lauf der Zeit verändert hat. Um 400 v. Chr. beginnt der Niedergang der Nok-Kultur, bis spätestens zur Zeitenwende verschwinden Terrakotten und Nok-Keramik.
Seit Breunig und sein Mitarbeiter im Februar 2017 entführt worden waren, war das Team nur einmal in Afrika, hielt sich allerdings nur in der Hauptstadt auf. „Die Feldforschung ist aber ohnehin abgeschlossen. Wir haben die nächsten drei Jahre genug zu tun“, erklärt Breunig. Der Fokus liege jetzt auf den abschließenden Untersuchungen und Publikationen zum Siedlungswesen, der Struktur und Chronologie der Fundstellen und der materiellen Kultur, sowie der Auswertung, Ordnung, langfristigen Sicherung und Zurverfügungstellung der Daten. Angesichts der umfangreichen Ausgrabungen, der Menge an gewonnenen Daten, der angewandten modernen Methoden, der zahlreichen C14-Datierungen und der Breite an behandelten Themen zählt die Nok-Kultur dank des Projekts zu den am besten untersuchten archäologischen Komplexen in Westafrika.
Die Archäobotanik unter Leitung von Prof. Neumann spielt dabei eine herausragende Rolle, ihr Ziel ist es, ein Modell für die Vegetationsentwicklung in der Nok-Region vom Beginn der Nok- Kultur um 1500 v. Chr. bis zu den ersten Jahrhunderten n. Chr. in Zusammenhang mit Ressourcen- und Landnutzung zu erarbeiten. Mit Hilfe pflanzlicher Makroreste und mit Analysen chemischer Rückstände in Keramik wird untersucht, wie sich die frühe Nok-Bevölkerung an einen neuen Lebensraum angepasst hat, wie Übernutzung in der Middle Nok-Zeit (900 bis 400 vor Christus) zu einer Verschlechterung des Bodens geführt hat und welche Rolle dies beim Ende der Nok-Kultur nach 400 vor Christus gespielt haben könnte.
Erste Untersuchungen zu dem Projekt hatten seit 2005 bereits im Rahmen der DFG-Forschergruppe „Ökologischer Wandel und kulturelle Umbrüche in West- und Zentralafrika“ stattgefunden. Kurz nach der Weltkonferenz der Afrika-Archäologie an der Goethe-Universität, die von Namadi Sambo, dem späteren Vizepräsidenten Nigerias, eröffnet wurde, ging das Langfrist-Projekt dann in die erste Runde. Einer der Höhepunkte war sicherlich die vielbeachtete Skulpturenausstellung „Nok – ein Ursprung afrikanischer Skulptur“ 2013/14 im Frankfurter Liebieghaus, die ebenfalls von der DFG finanziert wurde. Die Exponate werden seit diesem Jahr unter dem Titel „NOK Within the Context of Nigerian Art Traditions“ im Kaduna National Museum gezeigt. Auch alle Materialien, die zu Forschungszwecken nach Frankfurt kamen, werden an Nigeria zurückgegeben.
Im letzten Projektabschnitt ist nun unter anderem ein Workshop geplant, der die Nok-Keramik in größerem westafrikanischen Zusammenhang stellen soll. Anhand von Vergleichen mit Keramik aus anderen Gegenden in Westafrika will man weitere Antworten finden auf die Frage, woher die Menschen gekommen sind und wie sie lebten.
Bilder und Bildtexte zum Download finden Sie unter: www.uni-frankfurt.de/69764206
Informationen: Prof. Dr. Peter Breunig, Institut für Archäologische Wissenschaften, Bereich Archäologie und Archäobotanik Afrikas, Campus Westend, Telefon 069 798-32094, E-Mail breunig@em.uni-frankfurt.de
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Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 mit privaten Mitteln überwiegend jüdischer Stifter gegründet, hat sie seitdem Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein hohes Maß an Selbstverantwortung. Heute ist sie eine der drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geistes- und Sozialwissenschaften. Zusammen mit der Technischen Universität Darmstadt und der Universität Mainz ist sie Partner der länderübergreifenden strategischen Universitätsallianz Rhein-Main(siehe auch www.uni-frankfurt.de/59086401/rhein-main-allianz). Internet: www.uni-frankfurt.de
Herausgeberin: Die Präsidentin der Goethe-Universität Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Criteria of this press release:
Journalists
History / archaeology
transregional, national
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German
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