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09/26/2003 09:14

Ecstasy-Konsum an Schulen

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    Ecstasy-Konsum an Schulen
    Wissen schützt nicht vor Drogen

    Die meisten Schüler sind weitgehend über die Gesundheitsrisiken von Ecstasy informiert. Doch Kenntnisse über Wirkungen von Drogen auch bei potentiellen erheblichen Folgeschäden allein schützen nicht vor Probierverhalten; denn Neugier und Gruppenverhalten verleiten Jugendliche weiterhin zur angesagten Designerdroge zu greifen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Dr. Michael Renkawitz am Institut für Rechtsmedizin der Universität zu Köln angefertigt hat. Sie beschäftigt sich mit dem Konsumverhalten bei Ecstasy unter Berücksichtigung des sozialen Umfeldes.

    Die Zusammensetzung einer Ecstasy-Tablette ist den meisten Konsumenten bekannt. Ecstasy-Konsumenten schnitten in der Frage nach den Inhaltsstoffen insgesamt besser ab als ihre nicht-konsumierenden Mitschüler. Gleichzeitig gaben jedoch viele Schüler an, aus Sorge vor Gesundheitsschäden und Leistungsschwäche den Konsum von Ecstasy eingestellt zu haben. Oftmals bleibt es bei einem einmaligen Konsum aus Neugier. Somit kann durch Aufklärung zumindest ein weiterer Konsum unterbunden werden. Die Befragung an Schulen ergab, daß dreizehn Prozent der Schüler mindestens ein Mal Ecstasy konsumiert haben, während nur zwei Prozent regelmäßig Ecstasy nehmen.

    Unter den Konsumenten befinden sich doppelt so viele Jungen wie Mädchen. Im Durchschnitt sind diese bei Konsumbeginn aber ein Jahr jünger. Das Einstiegsalter liegt zwischen 15 und 17 Jahren. Die größte Konsumgruppe bilden die Berufsschüler, wobei sich dies möglicherweise durch die besseren finanziellen Möglichkeiten der Berufsschüler erklären läßt. Viele junge Menschen, die diese Art von Designerdrogen konsumieren, lassen sich der Techno- und Raveszene zuordnen. Ecstasy reguliert das Wohlbefinden sowie die Wachheit und ist für seine stimulierende, aktivitätssteigernde Wirkung bekannt. Nach der Einnahme verspüren viele Konsumenten eine Art Euphorie und erhöhte Energie. Oftmals wird danach das Trinken vergessen, was schwere Konsequenzen zur Folge haben kann, wie z.B. eine Dehydration des Körpers. Weniger angenehm dagegen sind die optischen Wahrnehmungsstörungen, Angstzustände oder Depressionen, die ebenfalls auftreten können. Zu den körperlichen Nebenwirkungen zählen außerdem Schwindel- und Gleichgewichtsstörungen, Herzrasen, Zittern, Erbrechen und Muskelbeschwerden. Selbst nach nur einmaliger Einnahme kann es zum Beispiel zu akutem Nierenversagen, Leberschäden, Herzstillstand oder sogar einem Schlaganfall kommen.

    Ecstasy-Konsumenten fallen auch aufgrund eines erhöhten Konsums weiterer illegaler Drogen auf. Zusätzlich kommen Rauchen und Trinken als allgemein gesellschaftlich anerkannte Konsumformen in der Welt der Erwachsenen ebenfalls im allgemeinen jugendlichen Verhalten deutlich zum Ausdruck. Spitzenreiter der illegalen Drogen, die zusätzlich konsumiert werden, ist Cannabis, gefolgt von Speed und pflanzlichen Drogen, wie z.B. halluzinogene Pilze. Angeboten werden diese Drogen vor allem im Freundeskreis, auf der Straße, in der Diskothek und in der Schule. Fast alle Schüler gaben an, zu rauchen, Alkohol zu konsumieren und weitere Personen im Umfeld zu kennen, die mehrere Arten von Drogen konsumieren. Drei Viertel der Befragten haben Freunde, die Ecstasy einnehmen.

    Der typische Ecstasy-Konsument, so Dr. Renkawitz, ist männlich, etwa 18 Jahre alt, konsumiert in hohen Maßen andere Drogen (auch illegale), nimmt Ecstasy vorrangig in der Diskothek oder bei Freunden ein, und möchte dadurch "besser drauf" sein. Er verbringt im Vergleich zu Nicht-Konsumenten mehr Freizeit mit seinen Freunden als mit seiner Familie. Obwohl er durchschnittlich weniger Sport treibt, schätzt er sich Nicht-Konsumenten gegenüber gleichwertig oder sogar besser ein. Er fällt nicht direkt auf, da er als sozial angepaßt, unauffällig und leistungsorientiert gilt.

    Problematisch ist vor allem der Zugang zu betroffenen Jugendlichen, denn Konsumenten von Designerdrogen tauchen kaum im Drogenhilfesystem auf. Sie fallen nicht wie andere Suchtgefährdete auf und sind daher schwer erkennbar, was die Therapie- oder Präventionsarbeit erschwert. Sie fühlen sich von den gängigen Hilfsprogrammen in der Regel nicht angesprochen, weil sie sich von Abhängigen - insbesondere Heroinabhängigen - distanzieren und die Gefahr, der sie sich aussetzen, unterschätzen. Junge Drogenkonsumenten brauchen alternative Strategien zur Lebensbewältigung. Deswegen werden seit einiger Zeit neue Angebotsstrukturen entwickelt, die diese Jugendlichen ansprechen sollen (zum Beispiel Internetauftritte wie www.party-pack.de). Weitere Maßnahmen - wie die Verbreitung von Informationsbroschüren und Angebote zur Untersuchung der Zusammensetzung einer erworbenen Tablette - zielen auf eine Minderung des Konsumrisikos, so der Kölner Rechtsmediziner.

    Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias

    Für Rückfragen steht Ihnen Dr. Hildegard Graß unter der Telefonnummer 0221/478-4251, der Fax-Nummer 0221/478- 3496 und der Emailadresse Hildegard.graß@medizin.uni-koeln.de zur Verfügung.

    Unsere Presseinformationen finden Sie auch im World Wide Web
    (http://www.uni-koeln.de/organe/presse/pi/index.html).
    Für die Übersendung eines Belegexemplars wären wir Ihnen dankbar.


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Social studies
    regional
    Research results
    German


     

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