idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
09/19/2019 11:06

Forscher entwickeln "Landkarte" für Krebswachstum

Susann Huster Stabsstelle Universitätskommunikation/Medienredaktion
Universität Leipzig

    Forscher der Universität und des Universitätsklinikums Leipzig haben herausgefunden, dass die Tumorausbreitung und die Gewebeinvasion von Krebszellen anhand der entwicklungsbiologischen Abstammung der Gewebe vorhersagbar sind. Die Simulationen von Ausbreitungsmustern des Gebärmutterhalstumors und die Analyse von pathologischen Daten lieferte ihnen Ergebnisse, die der vorherrschenden Meinung widersprechen, dass sich Tumore zufällig und nach allen Richtungen gleich ausbreiten. Ihre Erkenntnisse veröffentlichten sie kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Scientific Reports“.

    „Unser Ansatz liefert Chirurgen eine ‚Roadmap‘ für die operative Entfernung von Tumoren, damit die Patienten deutlich bessere Überlebenschancen haben, die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls reduziert und gleichzeitig die Sterblichkeit durch chirurgische Eingriffe minimiert wird“, sagt Hans Kubitschke vom Peter-Debye-Instituts für Physik der weichen Materie der Universität Leipzig, der gemeinsam mit Benjamin Wolf von der Klinik für Frauenheilkunde am Universitätsklinikum Leipzig Erstautor der Veröffentlichung ist. Beide haben gemeinsam mit weiteren Physikern der Universität und Medizinern der Universitätsklinik diese „Roadmap“ erstellt.

    In ihrer Arbeit zeigen die Wissenschaftler anhand von pathologischen Daten aus über 500 Fällen und Computersimulationen der Tumorausbreitung, dass das Wachstumspotenzial von Gebärmutterhalskrebs nicht in alle Richtungen hin gleich ist und dass die Ausbreitungswahrscheinlichkeit zwischen verschiedenen anatomischen Strukturen in unmittelbarer Nähe des Gebärmutterhalses stark variiert. Einige anatomische Strukturen, wie das Gewebe der Harnblase, waren deutlich häufiger betroffen als andere Strukturen, beispielsweise der Harnleiter und das Rektum. "Zwischen der Befallswahrscheinlichkeit und dem entwicklungsbiologischen Ursprung der Gewebe – der sogenannten Kompartimente – besteht ein Zusammenhang: Kompartimente, die einen starken entwicklungsbiologischen Verwandtheitsgrad zum Gebärmutterhals aufweisen, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, vom Tumor befallen zu werden als Gewebe mit einem schwachen Verwandtheitsgrad", erklärt Wolf. Mit Hilfe einer Gewebekartierung könne die Wahrscheinlichkeit einer Tumorausbreitung in einem bestimmten Gewebe vorhergesagt werden.

    Die Forschungsergebnisse bieten einen Rahmen für die Konzeption und Vorhersage der lokalen Ausbreitung von Gebärmutterhalskrebs. Die entwicklungsbiologische Gewebecharakterisierung könne wahrscheinlich als "Risiko-Landkarte" für das lokale Krebswachstum in anderen Tumoren dienen. "Wenn man den embryologischen Ursprung eines Gewebes kennt, in dem Krebs auftritt, kann man eine relative Wahrscheinlichkeit ableiten, dass verschiedene benachbarte Gewebe von Tumorzellen befallen werden", erläutert Physiker Prof. Dr. Josef Alfons Käs. Die chirurgische Entfernung des Tumors könne so genau auf das gefährdete Gewebe zugeschnitten werden. In Zukunft könnte dieses Wissen dazu beitragen, die Sterblichkeit von Patienten bei Tumoroperationen zu verringern, indem risikoarmes Gewebe geschont und gleichzeitig die lokale Tumorkontrolle verbessert wird.

    Originaltitel der Veröffentlichung in "Scientific Reports":

    „Roadmap to Local Tumour Growth: Insights from Cervical Cancer“, doi.org/10.1038/s41598-019-49182-1


    Contact for scientific information:

    Hans Kubitschke
    Felix-Bloch-Institut der Universität Leipzig
    Telefon: +49 341-97 32481
    E-Mail: hans.kubitschke@uni-leipzig.de


    More information:

    https://www.nature.com/articles/s41598-019-49182-1


    Images

    Fluoreszenzbild einer Tumorfront des Gebärmutterhals. Zellkerne wurden blau und sich teilende Zellen grün markiert. Tumorzellen, rot markiert, befallen und verdrängen gesundes Gewebe.
    Fluoreszenzbild einer Tumorfront des Gebärmutterhals. Zellkerne wurden blau und sich teilende Zellen ...
    Foto: Universitätsklinikum Leipzig
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine, Physics / astronomy
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).