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Die Menschen in Afrika südlich der Sahara leiden weltweit noch immer am stärksten unter Armut. Insgesamt aber hat sich die Zahl der Betroffenen in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verringert, sagt Dr. Alexander Fink vom Institut für Wirtschaftspolitik der Universität Leipzig. Im Interview anlässlich des Internationalen Tags für die Beseitigung der Armut am 17. Oktober äußert er sich zu dieser Entwicklung, ihren Ursachen und möglichen Wegen heraus aus diesem Dilemma.
Herr Dr. Fink, wie hat sich die Zahl der Menschen entwickelt, die weltweit unter der Armutsgrenze leben, also täglich weniger als 1,90 US-Dollar zur Verfügung haben?
Sehr positiv, sowohl relativ als auch absolut. Lebten 1981 knapp über 42 Prozent der Weltbevölkerung in extremer Armut, waren es 2018 nach Schätzungen der Weltbank noch 8,6 Prozent. Da über diesen Zeitraum der Anteil in extremer Armut Lebender schneller zurückging als die Weltbevölkerung wuchs, fanden sich 2018 etwa 650 Millionen Menschen in extremer Armut wieder, während es 1981 noch 1,9 Milliarden waren. Die "gute alte Zeit" war übrigens nicht sonderlich gut. 1820 beispielhaft lebten weltweit um die 90 Prozent aller Menschen in extremer Armut.
Worin sehen Sie die Ursachen für diesen Trend?
Ermöglicht hat den positiven Trend der vergangenen Jahrzehnte und Jahrhunderte wirtschaftliches Wachstum, basierend auf Produktivitätsgewinnen, die die Menschen von den Mühen landwirtschaftlicher Arbeit befreit haben und sie heute in wenigen Stunden mehr produzieren lassen als früher in einer ganze Arbeitswoche.
Welche Regionen der Erde sind von Armut noch immer am stärksten betroffen?
Afrika südlich der Sahara. Dort war die positive Entwicklung der letzten Jahrzehnte mit Abstand am wenigsten stark ausgeprägt. 1981 lebten noch mit großem Abstand am meisten Menschen in Asien in extremer Armut - in Ostasien inklusive China ebenso wie in Südasien inklusive Indien. Heute lebt die Mehrheit der mit extremer Armut Konfrontierten in Ländern südlich der Sahara. Dort liegt der Anteil der Personen in extremer Armut nicht mehr bei 60 Prozent, wie noch in den frühen 1990er Jahren, aber noch immer bei sehr hohen etwa 40 Prozent.
Was könnten die reichen Länder der Erde zusätzlich zu den Entwicklungshilfe-Maßnahmen tun, um die Armut zu lindern?
Sie könnten es Menschen, die in Ländern geprägt von weit verbreiteter extremer Armut leben, erleichtern, in die reichen oder reicheren Länder zu migrieren. So könnten Migranten deutlich höhere Löhne erzielen als in ihrem Ursprungsland und ihre zurückgebliebenen Familienmitglieder zudem finanziell unterstützen.
Dr. Alexander Fink
Institut für Wirtschaftspolitik der Universität Leipzig
Telefon: +49 341-9733564
E-Mail: alexander.fink@uni-leipzig.de
https://ourworldindata.org/extreme-poverty-projections
Dr. Alexander Fink
Foto: privat
None
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
Economics / business administration, Politics, Social studies
transregional, national
Research results
German
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