idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
02/02/2021 11:20

Internationaler Forschungsverbund ermittelt Auslöser für schwere Verlaufsform einer Leberzirrhose

Dr. Markus Bernards Public Relations und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

    Die häufigste Todesursache von Patienten mit Leberzirrhose ist ein Akut-auf-chronisches Leberversagen (ACLF), bei dem die fortschreitenden Funktionsausfälle der vernarbten Leber nicht mehr ausgeglichen werden können (akute Dekompensation). Die Folge: Weitere Organe wie Niere oder Gehirn versagen. Auslöser für die akute Dekompensation einer Leberzirrhose und ein ACLF sind am häufigsten bakterielle Infektionen, eine durch Alkohol verursachte Leberentzündung oder eine Kombination beider Faktoren. Dies hat die Auswertung der PREDICT-Studie ergeben, die von einem internationalen Team von Forschenden unter der Leitung von Prof. Jonel Trebicka vom Universitätsklinikum Frankfurt durchgeführt wurde.

    Chronische Leberkrankheiten und sogar eine Leberzirrhose können lange unbemerkt bleiben, weil viele Patienten keine Symptome haben: Die Leber leidet still. Wenn der Körper dann nicht mehr in der Lage ist, die nachlassenden Leistungen der Leber zu kompensieren, verschlechtert sich der Zustand in kürzester Zeit dramatisch: Gewebsflüssigkeit sammelt sich im Bauchraum (Aszites), es kommt zu inneren Blutungen etwa in der Speiseröhre, das Gehirn droht durch Stoffwechselprodukte vergiftet zu werden. Diese akute Dekompensation der Leberzirrhose kann sich zu einem Akut-auf-chronischem Leberversagen weiterentwickeln mit Entzündungsreaktionen überall im Körper und Versagen mehrerer Organe.

    In der PREDICT-Studie unter der Leitung von Prof. Jonel Trebicka haben Wissenschaftler:innen aus 15 europäischen Ländern 1273 Patienten beobachtet, die mit einer akuten Dekompensation ihrer Leberzirrhose ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Im Fokus der aktuellen Auswertung der Studie stand die Frage, was eine akute Dekompensation einer Leberzirrhose auslösen kann. Das Ergebnis: In knapp der Hälfte der Krankheitsfälle konnte eine bakterielle Infektion, eine durch Alkoholkonsum verursachte Leberentzündung oder beides gemeinsam als Auslöser bestimmt werden.

    Kaum eine Rolle als Auslöser hatten Blutungen im Verdauungstrakt und durch Schmerz- oder Beruhigungsmittel verursachte Gehirnerkrankung (medikamentös-toxische Enzephalopathie).
    Schädigungen der Leber durch Medikamente, zu denen Schmerz- und Narkosemittel, Krebsmedikamente oder auch pflanzliche Heilmittel zählen können, traten ebenso wie medikamentös verursachte Nierenschädigungen nicht als Auslöser der akuten Dekompensation auf.

    Studienleiter Prof. Jonel Trebicka, Gastroenterologe und Hepatologe an der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums Frankfurt, erklärt: „Bei der akuten Dekompensation einer Leberzirrhose ist rasches und gezieltes Handeln erforderlich. In der PREDICT-Studie möchten wir daher viel über die auslösenden Faktoren dieser lebensbedrohlichen Erkrankung lernen, um daraus Empfehlungen für Diagnostik und Therapie ableiten zu können. Zu wissen, welches die wahrscheinlichsten Auslöser einer akuten Dekompensation sind, wird helfen, Diagnose- und Behandlungsstrategien für diese lebensbedrohlich erkrankten Patienten weiterzuentwickeln.“

    Die europaweiten Studie PREDICT hat den klinischen Verlauf akuter Dekompensationen der Leberzirrhose beobachtet, um frühe Anzeichen für die Entwicklung des Akut-auf-chronische Leberversagen (ACLF) zu finden. PREDICT wird von der Europäischen Stiftung zur Untersuchung chronischen Leberversagens (European Foundation for the Study of Chronic Liver Failure) gefördert. An PREDICT sind 136 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von 47 Zentren und Institutionen in 15 europäischen Ländern beteiligt.

    Die European Foundation for the Study of Chronic Liver Failure (EF Clif) ist eine private, gemeinnützige Stiftung, die das Ziel verfolgt, die Forschung über Akut-auf-chronisches Leberversagen (Acute-on-Chronic Liver Failure, ACLF) zu fördern und damit die Lebensqualität und die Überlebensrate von Patienten mit Leberzirrhose zu verbessern. EL Clif wurde 2015 gegründet und unterstützt die Arbeit des EASL Clif Konsortiums, einem Forschungsnetz von mehr als 100 europäischen Universitätskliniken und 200 klinischen Forschern. 2013 beschrieb das Konsortium ein neues Syndrom: Akut-auf-chronisches Leberversagen, die häufigste Todesursache von Patienten mit Leberzirrhose.
    Derzeit werden die EF Clif-Forschungsaktivitäten über zwei „Chairs“ gefördert: dem EASL Clif Chair, der Beobachtungs-, pathophysiologische und therapeutische Studien im Krankenhaus-Netz des EASL-Clif-Konsortiums unterstützt, und dem Grifols Chair, der die Entwicklung translationaler Forschungsprojekte über die Bildung eines Netzwerks aus Zentren in Europa unterstützt: Das Europäische Netzwerk für Translationale Forschung in chronischem Leberversagen (European Network for Translational Research in Chronic Liver Failure, ENTR-CLIF). Mehr über EF Clif: http://www.efclif.com Twitter: @ef_clif


    Contact for scientific information:

    Universitätsklinikum Frankfurt
    Medizinische Klinik I
    Sektion Translationale Hepatologie
    Univ.-Prof. Dr. Dr. med. Jonel Trebicka
    Tel. +49 (0)69 6301 80789 (Jennifer Biondo, Sekretariat)
    Jonel.Trebicka@kgu.de


    Original publication:

    Jonel Trebicka, Javier Fernandez, et al. for the PREDICT STUDY group of the EASL-CLIF CONSORTIUM: PREDICT identifies precipitating events associated with the clinical course of acutely decompensated cirrhosis. Journal of Hepatology (2020), https://doi.org/10.1016/j.jhep.2020.11.019


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Medicine
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).