idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
02/09/2022 10:03

Für das Labor auf dem Chip: Leipziger Wissenschaftler entwickeln neues Thermofluidik-Verfahren

Jörg Aberger Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Forschern der Universität Leipzig ist es gelungen, winzige Flüssigkeitsmengen nach Belieben zu bewegen, indem sie Wasser über einem Metallfilm mit einem Laser ferngesteuert erhitzen. Die derart erzeugten Strömungen können genutzt werden, um winzige Objekte zu manipulieren und sogar einzufangen. Dies schafft neue, bahnbrechende Lösungen für die Nanotechnologie, die Manipulation von Flüssigkeiten in Systemen auf kleinstem Raum oder in der Diagnostik, indem es den Nachweis kleinster Stoffkonzentrationen mit neuartigen Sensorsystemen ermöglicht. Die Ergebnisse wurden nun in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht.

    Die Erzeugung von Strömungen ist auf allen Größenskalen wichtig − für den Transport von Flüssigkeiten in Rohren, von Nährstoffen in Blutgefäßen oder von Chemikalien in mikrofluidischen Systemen für die chemische Verarbeitung und Analyse. In fast allen diesen Fällen ist die Strömung das Ergebnis einer Druckdifferenz, die die Flüssigkeit durch diese Kanäle treibt. Um Objekte in Lösung zu bewegen, etwa bei der Herstellung neuer Funktionsmaterialien, oder um kleinste Stoffmengen zu winzigen, hochempfindlichen Sensorelementen zu transportieren, sind diese ungesteuerten Strömungen nicht sehr nützlich. „Sie bewegen alle Objekte mit der gleichen Geschwindigkeit entlang der Gefäßwände, und deshalb ist es schwierig, Moleküle zu sensorischen Elementen in der Mikrofluidik zu bringen oder Objekte mit Hilfe dieser Strömungen zusammenzusetzen“, sagt Martin Fränzl, der als Doktorand an diesem Projekt gearbeitet hat.

    Martin Fränzl und Prof. Dr. Frank Cichos haben nun herausgefunden, dass sie auch in kleinsten Kanälen sehr starke Flüssigkeitsströmungen erzeugen können, indem sie einen sehr dünnen Metallfilm auf einer Seite des Kanals mit einem fokussierten Laserstrahl erhitzen. Die Strömungen entstehen in einer ultradünnen Flüssigkeitsschicht nur wenige Nanometer über der Metalloberfläche und vermischen die Flüssigkeit im Kanal mit einem bestimmten Strömungsmuster. Fränzl hat dieses Strömungsmuster mit Nanopartikeln als Tracer ausgemessen. Den Wissenschaftlern ist es nicht nur gelungen, den Ursprung dieser Strömungen zu erforschen, sondern sie haben auch gezeigt, dass sie durch geschickte Kombination von Strömungen und die Kontrolle anderer Kräfte ferngesteuert durch einen Laser Nano-Objekte einfangen, separieren oder transportieren können.

    „Das ist faszinierend“, sagt Fränzl, „denn so können wir kontrollieren, wie sich Objekte und Flüssigkeiten auf der Nanoskala bewegen, ohne die gesamte Flüssigkeit in den Kanälen zu bewegen.“ Ähnliche Ansätze werden bereits in einem Projekt des gemeinsamen Sonderforschungsbereichs Transregio 102 der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Universität Leipzig genutzt, um die Bildung von Proteinaggregaten zu erforschen, die an der Entstehung von neurodegenerativen Erkrankungen beteiligt sind.

    Beide Forscher sind besonders daran interessiert, diese lasergesteuerte Thermofluidik mit Techniken des maschinellen Lernens zu kombinieren, um automatisierte intelligente Nanofabriken für die Fertigung im Nanomaßstab, programmierte Materialmanipulation und Sensorik zu schaffen, die sich auf der Grundlage der gesammelten Informationen optimieren und an neue Anforderungen anpassen.

    „Wir glauben, dass die Thermofluidik uns helfen wird, neue Technologien und Lösungen zu entwickeln, die für neue Kooperationsprojekte wie die µChem-Initiative, die Physik, Chemie, Biochemie und Künstliche Intelligenz in Mikroumgebungen verbindet, sehr nützlich sein können.“, sagt Prof. Dr. Detlev Belder vom Institut für Analytische Chemie der Fakultät für Chemie und Mineralogie der Universität Leipzig. Das Labor auf dem Chip – oder Lab-on-a-Chip – ist damit möglich.

    Die Methode wurde in Zusammenarbeit mit dem fakultätsübergreifenden Transferzentrum für Bioaktive Materie b-ACTmatter entwickelt, das im Rahmen des Bundesförderprogramms „Stärkung der Transformationsdynamik und des Ausstiegs im Revier und an Kohlekraftwerksstandorten − STARK“ gefördert wird. Ziel von b-ACTmatter ist es, neue Materialien und Technologien zu entwickeln, die zu einer innovativen, nachhaltigen und zirkulären Entwicklung der Wirtschaft beitragen.
    Veröffentlichung:


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Frank Cichos
    Molekulare Nanophotonik
    Peter-Debye-Institut für Physik der weichen Materie
    Universität Leipzig
    Telefon +49 341 97-32571
    cichos@physik.uni-leipzig.de

    Dr. Susanne Ebitsch
    Forschungs- und Transferzentrum für bioaktive Materie b-ACT matter
    Telefon +49 341 97-31387
    susanne.ebitsch@bact.uni-leipzig.de


    Original publication:

    M. Fränzl and F. Cichos: “Hydrodynamic manipulation of nano-objects by optically induced thermo-osmotic flows” Nature Communications: doi.org/10.1038/s41467-022-28212-z


    Images

    Illustration eines Goldnanopartikels, der durch hydrodynamische und van-der-Waals-Kräfte in der Nähe einer lokal erhitzten Goldoberfläche gefangen ist.
    Illustration eines Goldnanopartikels, der durch hydrodynamische und van-der-Waals-Kräfte in der Nähe ...
    Martin Fränzl
    Universität Leipzig


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
    Biology, Chemistry, Physics / astronomy
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).