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Wissenschaft
Nr. 129 / 25. November 1998 / sho
Frühwarnsystem im Falle eines starken Erdbebens:
25 Sekunden für Bukarest
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Unter dem Titel "25 Sekunden für Bukarest" haben Geowissenschaftler und Ingenieure der Universität Karlsruhe in Zusammenarbeit mit rumänischen Wissenschaftlern des Nationalen Instituts für Physik der Erde das Konzept eines Frühwarnsystems für Bukarest im Falle eines starken Erdbebens entwickelt.
Das Konzept, das von Karlsruher Seite im Rahmen des Sonderforschungsbereichs "Starkbeben: Von geowissenschaftlichen Grundlagen zu Ingenieurmaßnahmen" (Sprecher: Prof. Dr. Friedemann Wenzel) erarbeitet wurde, basiert darauf, daß jeder Erdbebenherd zwei Arten von Wellen abstrahlt, die sich unterschiedlich schnell ausbreiten. Als erstes kommen an einem gefährdeten Ort die P-Wellen an, deren zerstörende Wirkung aber gering ist. Erst danach wirken die viel stärkeren S-Wellen, die für Schäden und menschliche Opfer verantwortlich sind.
Für die rumänische Hauptstadt Bukarest stellen starke Erdbeben eine erhebliche Bedrohung dar: Statistisch gesehen, besteht eine 50prozentige Wahrscheinlichkeit, daß sich innerhalb von 50 Jahren ein Beben der Magnitude M = 7.6 ereignet. In den vergangenen 60 Jahren ereigneten sich unterhalb der sogenannten Vrancea-Region in 130 km Entfernung von Bukarest sogar 4 starke Erdbeben: 10. November 1940 (M = 7.7, 160 km Tiefe); 4. März 1977 (M = 7.5, 100 km Tiefe); 30. August 1986 (M = 7.2, 140 km Tiefe); 30. Mai 1990 (M = 6.9, 80 km Tiefe). Das Beben von 1977 hatte mit 1.500 Toten in Bukarest und 35 eingestürzten Hochhäusern katastrophale Auswirkungen.
Die spezifische tektonische Situation der Vrancea-Region und die dadurch erzwungenen herdphysikalischen Prozesse erlauben es, aus den im Epizentrum ankommenden schnellen P-Wellen die Stärke der S-Wellen in Bukarest zu prognostizieren. Die Vorwarnzeit beträgt 25 Sekunden, eine auf den ersten Blick kurze Zeitspanne, die aber eine Reihe schadensmindernder Maßnahmen ermöglicht: Alarmauslösung zum Beispiel für Schulen und Krankenhäuser; Öffnung der Tore von Garagen für Rettungsfahrzeuge; Führung der Aufzüge in das nächstliegende Stockwerk, um dort anzuhalten; Stoppen der U-Bahn bei Erreichen der nächsten Station; Abschalten von gefährlichen Produktionsanlagen; Freischalten von Kommunikationskanälen für Notdienste etc.
Eine erste Kosten-Nutzen-Analyse zeigt, daß ein solches System erfolgversprechend installiert werden könnte. Die Arbeitsgruppe plant zunächst eine Testphase des Systems; danach müssen Regierungsinstitutionen und der private Sektor überzeugt werden, die entsprechenden Installationen zur Nutzung der Frühwarnung vorzunehmen.
Von Karlsruher Seite sind im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Sonderforschungsbereichs "Starkbeben" das Geophysikalische Institut, das Institut für Massivbau und Baustofftechnologie und das Institut für Maschinenwesen im Baubetrieb beteiligt.
Nähere Informationen: Prof. Dr. Friedemann Wenzel, Tel. 0721/608-4431, Fax 71173
Diese Presseinformation ist auch im Internet unter folgender Adresse abrufbar:
http://www.uni-karlsruhe.de/~presse/Pressestelle/pi129.html
http://www.uni-karlsruhe.de/~presse/Pressestelle/pi129.html
Criteria of this press release:
Biology, Construction / architecture, Environment / ecology, Geosciences, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Oceanology / climate
transregional, national
Research projects
German
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