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Die Covid-19-Pandemie hat die Welt grundlegend verändert – und auch neue Fragen aufgeworfen. Dass noch während einer globalen Gesundheitskrise ein Impfstoff entwickelt, produziert und verteilt werden kann, ist ein Novum. Durch die unzureichenden Produktions- und Verteilkapazitäten weltweit stellt sich die ebenfalls neue Frage, nach welchen Prinzipien die Verteilung des Impfstoffes erfolgen soll. Ein Forschungsteam der Universität Göttingen hat mit einer repräsentativen Studie in Deutschland in den USA im Juni 2021 untersucht, wie die Öffentlichkeit dies bewertet. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Vaccine erschienen.
(pug) Die Forscherinnen und Forscher entwickelten einen Fragebogen, um die Meinung in der Bevölkerung zur globalen Impfstoffverteilung zu eruieren. Sie befragten insgesamt rund 2.000 Personen. Genutzt wurden zum Beispiel Verteilungsexperimente und die Methode „Analytical Hierarchy Process“, die einzelne Entscheidungskriterien zur Impfstoffverteilung jeweils in einem Paarvergleich gegeneinander bewertet. „Insbesondere die Frage, wie sich eine eigene Betroffenheit bei der Impfreihenfolge auswirkt, war uns wichtig“, erläutert Dr. Ida Monfared vom Centre for Modern Indian Studies (CeMIS) der Universität Göttingen. So wurden Verteilungsentscheidungen bewusst nochmals hinterfragt, wenn es hypothetisch auch um die eigene Impfdosis oder die Impfung von Familienangehörigen ging. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Frage der Verteilung zwischen Ländern der Nord- und Südhalbkugel gelegt.
Die Öffentlichkeit in Deutschland und den USA präferiert die Verteilung der Covid-19-Impfstoffe nach dem Prinzip der „medizinischen Dringlichkeit“ (Deutschland: 49,4 Prozent, USA: 37,4 Prozent) und dem Prinzip des „gleichen Zugangs für alle“ (Deutschland: 25,4 Prozent, USA: 32,7 Prozent). Weitere mögliche Verteilprinzipien wie zum Beispiel nach der eigenen nationalen Entwicklungs- und Produktionskapazität für Impfstoffe oder nach einer freien Marktregelung und damit nach Kaufkraft der Länder fanden kaum Anklang in Deutschland oder den USA (jeweils unter 15 Prozent der Stimmanteile).
„Die Bereitschaft zu teilen hat uns deutlich überrascht, insbesondere angesichts der Tatsache, dass zum Befragungszeitpunkt Mitte 2021 noch kein umfassender Beleg zu den Gefahren durch Virus-Varianten bei Covid-19 vorlagen – die Logistik für eine weltweit koordinierte Verteilung der Impfstoffdosen hätte deutlicher und früher ausgebaut werden müssen“, so Prof. Dr. Matthias Klumpp vom Lehrstuhl für Produktion und Logistik der Universität Göttingen. Die Länder der Nordhalbkugel sind dabei aus Sicht der Bevölkerung in einer Bringschuld. Prof. Dr. Sebastian Vollmer vom CeMIS ergänzt: „Die Bevölkerung in Deutschland und den USA ist bereits Mitte 2021 mehrheitlich zu der Erkenntnis gelangt, dass nur eine weltweite Impfstoffverteilung als fair und auch als zweckdienlich zur Bekämpfung der Pandemie angesehen werden kann – die Frage ist, wann dies auch politische Entscheidungsträger so verinnerlichen.“
Prof. Dr. Matthias Klumpp
Georg-August-Universität Göttingen
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Professur für Produktion und Logistik
Platz der Göttinger Sieben 3, 37073 Göttingen
Telefon: 0551 397349
E-Mail: Matthias.Klumpp@uni-goettingen.de
www.produktion.uni-goettingen.de
Klumpp, M., Monfared, I.G., Vollmer, S. (2022): Public opinion on global distribution of COVID-19 vaccines: evidence from two nationally representative surveys in Germany and the United States. Vaccine. https://doi.org/10.1016/j.vaccine.2022.02.084
Prof. Dr. Matthias Klumpp
privat
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Economics / business administration
transregional, national
Research results
German
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