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Wissenschaft
Die Arbeitspsychologen Martin Zeschke und Prof. Dr. Hannes Zacher von der Universität Leipzig werden Ende November ihr Buch „Homeoffice“ veröffentlichen. Es fasst die Forschung der vergangenen Jahre zu dieser Thematik zusammen. Im Interview erklärt Zeschke unter anderem, wie das heimische Arbeiten unsere Arbeitswelt verändert hat, was meist gut läuft und wo es noch Verbesserungsbedarf gibt.
Wie hat das Homeoffice unsere Arbeitswelt verändert?
Das Homeoffice geht mit neuen Formen der Kommunikation und des Wissensmanagements einher, die auch für Beschäftigte, die in Präsenz arbeiten, gewinnbringend sein können. Ein erfolgreiches Beispiel ist digitales Onboarding in einigen Unternehmen, in denen neue Beschäftigte mit Hilfe von Aufgabentools alle wichtigen Informationen erhalten – für alle in gleicher Form aufbereitet, unabhängig davon, ob im Büro oder zu Hause gearbeitet wird. Zudem finden viele Austauschprozesse, zum Beispiel Meetings, digital statt und die Wissenssammlung wird zeitgleich digital durchgeführt. So werden heute oftmals nicht mehr Whiteboards und Notizzettel genutzt, bei denen es oft zu Informationsverlusten an andere kommen kann. Stattdessen werden die Ergebnisse unmittelbar digital gesichert, in Protokollen oder Aufgabenboards, die allen Beteiligten zur Verfügung gestellt werden.
Was klappt noch nicht so gut – sowohl aus Arbeitnehmer-, als auch aus Arbeitgebersicht?
Ein großes Problem in vielen Unternehmen ist Misstrauen. Führungskräfte sehen nicht, was ihre Beschäftigten zu Hause tun und ob sie wirklich arbeiten. Im Büro arbeiten auch nicht alle Beschäftigten einhundert Prozent ihrer Arbeitszeit konzentriert an ihren Aufgaben, aber im Homeoffice ist das für viele Führungskräfte ein Problem. Führungskräfte müssen aus diesem Grund anders führen und die Beschäftigten ermutigen, autonom und flexibel zu arbeiten. Als Führungskraft sollte man nicht mehr unbedingt den Weg, sondern das Ziel überprüfen, zum Beispiel in regelmäßigen Gesprächen oder einfach mit Blick auf die ausgearbeiteten Ergebnisse.
Ein anderes Problem ist, dass die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben verschwimmen können. Während man früher eine räumliche und damit auch geistige Trennung zwischen Arbeit und Freizeit hatte, zum Beispiel durch die Arbeit im Büro, den Weg zur Arbeit, Arbeitskleidung oder das „Einstempeln“, fällt es vielen Beschäftigten schwer, klare Grenzen zu ziehen. Während die einen das gut finden, gibt es auf der anderen Seite viele, die sich schwertun, nach Feierabend abzuschalten. Sie denken dann weiterhin an die Arbeit oder greifen nochmal zum Laptop und beantworten E-Mails oder arbeiten weiter. Hier braucht es Routinen, die Beschäftigten im Homeoffice signalisieren: Jetzt fange ich an zu arbeiten, jetzt habe ich Pause oder jetzt höre ich auf und mache Feierabend. Dazu können das Holen oder Wegbringen des Laptops zählen oder ein Spaziergang vor oder nach der Arbeit. Führungskräfte können hierbei ein großer Einflussfaktor sein, ob Beschäftigte nach der Arbeit wirklich abschalten können.
Nutzen viele Arbeitgeber das Homeoffice als Chance, Kapazitäten wie beispielsweie Büroräume einzusparen?
Ja, das ist oft der große Vorteil, den Firmen sehen und das ist vielleicht das spannendste Thema derzeit. Wenn Organisationen wissen, dass nicht mehr permanent alle Beschäftigten einen Arbeitsplatz benötigen, bietet das natürlich das Potenzial, Arbeitsplätze und langfristig auch Büroräume einzusparen. Dabei bieten sich sogenannte Shared-Desk-Konzepte an, bei denen Beschäftigte keinen festen Arbeitsplatz mehr haben, sondern sich an Tagen, in denen sie im Büro arbeiten, einen freien Tisch wählen, um an diesem zu arbeiten. Dafür braucht es eine sehr gute digitale Infrastruktur im Unternehmen. Beschäftigte müssen von jedem Arbeitsplatz aus auf ihre Unterlagen zugreifen können. Auch bietet es sich an, keine stationären PCs mehr zu nutzen, sondern Beschäftigte mit Dienstlaptops auszustatten, die am Arbeitsplatz mit der Dockingstation verbunden werden. Das Modell birgt die Gefahr, dass sich die Angestellten im Büro nicht mehr so wohlfühlen wie früher, da es „ihren“ Arbeitsplatz nicht mehr gibt, mit dem sie sich identifizieren können und den sie persönlich gestalten, zum Beispiel mit Fotos. Dann wird die Arbeit im Homeoffice natürlich wieder attraktiver, immerhin ist man dort zu Hause. Unternehmen müssen hier darauf achten, kurzfristige Mietkostenersparnisse nicht durch langfristige Kosten durch Fluktuation zu verlieren.
Terminhinweis:
Martin Zeschke und Prof. Dr. Hannes Zacher präsentieren am 24.11.2022 um 17:00 Uhr im Felix-Klein-Hörsaal der Universität Leipzig (Augustusplatz 10-11, 04109 Leipzig) gemeinsam mit anderen Expert:innen Ergebnisse ihrer Forschung zum Thema "Digitalisierung und Homeoffice: Herausforderungen und Chancen der digitalen Transformation“. Die interessierte Öffentlichkeit und Medienvertreter:innen sind herzlich dazu eingeladen. Zeschke und Zacher stehen Medienvertreter:innen für Interviews zur Verfügung. Um Anmeldung wird gebeten, mehr Informationen sind online zu finden.
Weitere Informationen:
Ein ausführliches Interview mit Informationen beispielsweise zum Büro der Zukunft oder zur optimalen Arbeitszeit-Aufteilung zwischen Homeoffice und Büro finden Sie im Leipziger Universitätsmagazin.
Martin Zeschke
Wilhelm-Wundt-Institut für Psychologie der Universität Leipzig
Telefon: +49 341 97-35946
E-Mail: martin.zeschke@uni-leipzig.de
Prof. Dr. Hannes Zacher
Wilhelm-Wundt-Institut für Psychologie der Universität Leipzig
Telefon: +49 341 97-35932
E-Mail: hannes.zacher@uni-leipzig.de
https://magazin.uni-leipzig.de/das-leipziger-universitaetsmagazin/artikel/psycho...
Martin Zeschke
Foto: Anne-Katrin Hutschenreuter
Prof. Dr. Hannes Zacher
Foto: Swen Reichhold
Criteria of this press release:
Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
Economics / business administration, Psychology, Social studies
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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