idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
10/13/2023 11:15

Experten stellen Aktionsplan zu männlicher Infertilität vor

Dr. Christina Hoppenbrock Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Münster

    Führende Expertinnen und Experten aus zehn Ländern fordern in einem gemeinsamen Übersichtsartikel Regierungen und Medizinsachverständige auf, die eingeschränkte männliche Fertilität als weitverbreitetes und ernstes medizinisches und gesellschaftliches Problem zu erkennen. Zu den Autoren des Artikels, der in der Fachzeitschrift Nature Reviews Urology erschienen ist, zählen drei Wissenschaftler der Universität und des Universitätsklinikums Münster.

    Mindestens eines von sieben heterosexuellen Paaren weltweit ist ungewollt kinderlos. Der Grund ist fast ebenso häufig eine Unfruchtbarkeit der betroffenen Männer wie der Frauen. Über die Einflüsse von genetischen Faktoren und Umweltbedingungen auf die Produktion der Samenzellen und somit auch über die Ursachen der männlichen Infertilität ist jedoch wenig bekannt. Das muss sich ändern, fordern nun 26 führende Expertinnen und Experten aus zehn Ländern in einem gemeinsamen Übersichtsartikel in der Fachzeitschrift Nature Reviews Urology. Denn die Wissenslücken könnten unter anderem dazu führen, dass Erkrankungen, die der männlichen Infertilität zugrunde liegen, nicht erkannt werden. Außerdem trügen die gesunden Partnerinnen eine unverhältnismäßig hohe Last, wenn die Paare auf medizinisch unterstützte Fortpflanzung zurückgreifen, weil keine ursächliche Therapie der Infertilität möglich ist.

    Das interdisziplinäre Autorenteam analysierte unter der Koordination der Reproduktionsforscherin Prof. Moira O´Bryan von der australischen Universität Melbourne anhand von 13 Fragen den derzeitigen Stand der Forschung. Es leitete daraus einen Aktionsplan ab, damit Regierungen, Medizinsachverständige und die Öffentlichkeit die eingeschränkte männliche Fertilität als weitverbreitetes und ernstes medizinisches und gesellschaftliches Problem erkennen und global Gegenmaßnahmen ergreifen. Zu den Autoren zählen auch Prof. Dr. Stefan Schlatt vom Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie der Universität Münster, Prof. Dr. Frank Tüttelmann vom Institut für Reproduktionsgenetik der Universität Münster sowie Prof. Dr. Hermann Behre vom Kinderwunschzentrum des Universitätsklinikums Münster (UKM).

    „Die andrologische Diagnostik bei unerfülltem Kinderwunsch wird oft stiefmütterlich behandelt. Ebenso gibt es bisher wenige wissenschaftlich fundierte Behandlungsoptionen für den Mann. Wir fordern, dass weltweit Patientenproben und -daten gesammelt werden, um genetische und umweltbedingte Ursachen der männlichen Infertilität erforschen zu können und neue diagnostische Verfahren zu etablieren“, betont Stefan Schlatt. „Die Risikofaktoren für die männliche Infertilität sollen erkannt und durch Aufklärungskampagnen minimiert werden.“ Das fehlende Wissen über die Ursachen männlicher Infertilität führe häufig dazu, dass die Patienten als eine einheitliche Gruppe behandelt werden. Anstatt die individuellen Ursachen zu behandeln, würde auf medizinisch unterstützte Fortpflanzung zurückgegriffen. Die Forscher fordern, die Wiederherstellung der Fruchtbarkeit zu fördern und die am wenigsten invasive Strategie der medizinisch unterstützten Fortpflanzung anzuwenden. „Wir fordern darüber hinaus – auch aus Gründen der Geschlechtergerechtigkeit – eine intensivierte Forschung zur Abklärung von Risiken bei der Anwendung assistierter Fertilisationstechniken und zur Entwicklung verhütender Methoden auf Seiten des Mannes“, ergänzt Stefan Schlatt.

    Der Artikel entstand auf Initiative der „Male Reproductive Health Initiative“ (MRHI), einer Arbeitsgruppe der European Society for Human Reproduction and Embyology (ESHRE). Die ESHRE unterstützte die MRHI finanziell. Zudem wurde die Forschungsarbeit teils durch Mittel des National Health and Medical Research Council of Australia (APP1120356) unterstützt, außerdem durch das Canada Research Chairs Program und die Canadian Institutes of Health Research grants (DOHaD Team grant 358654 und Operating grant 350129).


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Stefan Schlatt
    Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie
    Universität Münster
    Tel.: +49 (0)251 83 56099


    Original publication:

    Kimmins, S., Anderson, R.A., Barratt, C.L.R. et al. (2023): Frequency, morbidity and equity — the case for increased research on male fertility. Nat Rev Urol; DOI: https://doi.org/10.1038/s41585-023-00820-4


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Biology, Medicine, Social studies
    transregional, national
    Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).