idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Weichkäfer gehören zu den häufigsten Käfern in Mitteleuropa. Im Hochsommer tummeln sich die länglichen, meist rotschwarz gefärbten Sechsbeiner gern in großer Zahl auf Doldenblütlern. Wenig bekannt sind allerdings ihre Larven, die sich einen außergewöhnlichen Lebenswandel leisten: Sie leben im Winterhalbjahr und sind in teilweise hoher Dichte auf Ackerflächen aktiv. Wissenschaftler der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) in Braunschweig haben sich im Schnee auf die Suche gemacht.
Insektenkundler sind auch nur Menschen. Deshalb ziehen es die meisten vor, in den wärmeren Zeiten des Jahres ins Freiland zu gehen und wintertags im geheizten Labor die Fänge des Sommers aufzuarbeiten. Mit Recht, denn auch von den meisten Kerbtieren ist im Winter draußen kaum etwas zu sehen. Sie überdauern an geschützten Stellen und warten auf bessere Zeiten. Es gibt allerdings auch Ausnahmen.
Die Larven der Weichkäfer (Canthariden) gehören dazu. Sie haben sich darauf spezialisiert, im Winter, wo es für sie außer klirrender Kälte nur wenig natürliche Feinde gibt, ein aktives Leben zu führen. Die BBA-Wissenschaftler Christa Langenstück und Dr. Udo Heimbach sind ihnen auf der Spur gewesen. Mit Hilfe von Bodenfallen fingen sie auf Ackerflächen in der Umgebung von Braunschweig zahlreiche dieser dunklen, samtig behaarten Larven, die auch Schneewürmer genannt werden. Um sie näher zu bestimmen, mußten die Larven im Labor zu erwachsenen Käfern großgezogen werden. Es zeigte sich, daß den Agrarökologen Exemplare aus neun verschiedenen Arten in die Fallen gegangen waren.
Die Tiere waren auch bei leichtem Frost aktiv. Erst bei Temperaturen von unter -10 °C nahm ihre Aktivität auf den Äckern deutlich ab. In ihrem Freßverhalten waren die Larven im Labor nicht wählerisch, sie bevorzugten allerdings tierische Kost (Insektenlarven und -puppen). Bei rein pflanzlicher Ernährung brauchten sie länger für ihre Entwicklung, und ihre Sterblichkeitsrate war erhöht.
Die Forscher aus der Biologischen Bundesanstalt schätzen, daß die Larven durchaus eine Bedeutung als Gegenspieler von Schädlingen in Agrarbiotopen, zum Beispiel überwinternden Blattläusen oder Ackerschnecken, haben. Aufgrund ihrer anhaltenden Aktivität auch in Kälteperioden könnten sie diese Schaderreger dezimieren und damit deren Startpopulation im Frühjahr senken. In Modellversuchen im Freiland zeigten die beiden winterharten Wissenschaftler, daß Canthariden-Larven den Blattlausbefall im Winterweizen reduzieren, sofern die Läuse im unteren Bereich der Pflanzen saugen.
Um Belegexemplar wird gebeten
Weichkäfer auf einer Gerstenähre. Die Larven sind im Winter häufig auf Äckern zu finden.
None
Die winteraktiven Larven der Weichkäfer werden auch "Schneewürmer" genannt.
None
Criteria of this press release:
Biology, Environment / ecology, Information technology, Oceanology / climate, Zoology / agricultural and forest sciences
transregional, national
Research projects
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).