idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
15.12.1998 11:14

Winterlarven gehen unter dem Schnee auf Pirsch

Dr. Michael Welling Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Senat der Bundesforschungsanstalten im Geschäftsbereich des BMELV

    Weichkäfer gehören zu den häufigsten Käfern in Mitteleuropa. Im Hochsommer tummeln sich die länglichen, meist rotschwarz gefärbten Sechsbeiner gern in großer Zahl auf Doldenblütlern. Wenig bekannt sind allerdings ihre Larven, die sich einen außergewöhnlichen Lebenswandel leisten: Sie leben im Winterhalbjahr und sind in teilweise hoher Dichte auf Ackerflächen aktiv. Wissenschaftler der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) in Braunschweig haben sich im Schnee auf die Suche gemacht.

    Insektenkundler sind auch nur Menschen. Deshalb ziehen es die meisten vor, in den wärmeren Zeiten des Jahres ins Freiland zu gehen und wintertags im geheizten Labor die Fänge des Sommers aufzuarbeiten. Mit Recht, denn auch von den meisten Kerbtieren ist im Winter draußen kaum etwas zu sehen. Sie überdauern an geschützten Stellen und warten auf bessere Zeiten. Es gibt allerdings auch Ausnahmen.

    Die Larven der Weichkäfer (Canthariden) gehören dazu. Sie haben sich darauf spezialisiert, im Winter, wo es für sie außer klirrender Kälte nur wenig natürliche Feinde gibt, ein aktives Leben zu führen. Die BBA-Wissenschaftler Christa Langenstück und Dr. Udo Heimbach sind ihnen auf der Spur gewesen. Mit Hilfe von Bodenfallen fingen sie auf Ackerflächen in der Umgebung von Braunschweig zahlreiche dieser dunklen, samtig behaarten Larven, die auch Schneewürmer genannt werden. Um sie näher zu bestimmen, mußten die Larven im Labor zu erwachsenen Käfern großgezogen werden. Es zeigte sich, daß den Agrarökologen Exemplare aus neun verschiedenen Arten in die Fallen gegangen waren.

    Die Tiere waren auch bei leichtem Frost aktiv. Erst bei Temperaturen von unter -10 °C nahm ihre Aktivität auf den Äckern deutlich ab. In ihrem Freßverhalten waren die Larven im Labor nicht wählerisch, sie bevorzugten allerdings tierische Kost (Insektenlarven und -puppen). Bei rein pflanzlicher Ernährung brauchten sie länger für ihre Entwicklung, und ihre Sterblichkeitsrate war erhöht.

    Die Forscher aus der Biologischen Bundesanstalt schätzen, daß die Larven durchaus eine Bedeutung als Gegenspieler von Schädlingen in Agrarbiotopen, zum Beispiel überwinternden Blattläusen oder Ackerschnecken, haben. Aufgrund ihrer anhaltenden Aktivität auch in Kälteperioden könnten sie diese Schaderreger dezimieren und damit deren Startpopulation im Frühjahr senken. In Modellversuchen im Freiland zeigten die beiden winterharten Wissenschaftler, daß Canthariden-Larven den Blattlausbefall im Winterweizen reduzieren, sofern die Läuse im unteren Bereich der Pflanzen saugen.

    Um Belegexemplar wird gebeten


    Bilder

    Weichkäfer auf einer Gerstenähre. Die Larven sind im Winter häufig auf Äckern zu finden.
    Weichkäfer auf einer Gerstenähre. Die Larven sind im Winter häufig auf Äckern zu finden.

    None

    Die winteraktiven Larven der Weichkäfer werden auch "Schneewürmer" genannt.
    Die winteraktiven Larven der Weichkäfer werden auch "Schneewürmer" genannt.

    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Weichkäfer auf einer Gerstenähre. Die Larven sind im Winter häufig auf Äckern zu finden.


    Zum Download

    x

    Die winteraktiven Larven der Weichkäfer werden auch "Schneewürmer" genannt.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).