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Viele Patient*innen, die am Post-COVID-Syndrom leiden, erleben Symptome wie kognitive Beeinträchtigung und Fatigue auch ein halbes Jahr nach der Infektion noch als unverändert. Eine objektive Untersuchung zeigt eine leichte Verbesserung der kognitiven Funktionen / Veröffentlichung in den „European Archives of Psychiatry and Clinical Neuroscience“
Beim Post-COVID-Syndrom können subjektiv erlebte und objektiv messbare kognitive Beeinträchtigungen signifikant abweichen. Das ist das Ergebnis einer neuropsychologischen Studie von Psychologinnen und Psychologen und Mediziner*innen der Uniklinik Köln und der Charité Berlin. Das Team um Dr. Ann-Katrin Schild und Daniel Scharfenberg an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik Köln hat dafür eine Kohorte von Menschen mit post-COVID-Syndrom (PCS), die von subjektiven kognitiven Beschwerden oder Fatigue berichteten, sechs Monate nach der Erstuntersuchung erneut untersucht. Der Artikel „Six-month follow-up of multidomain cognitive impairment in non-hospitalized individuals with post-COVID-19 syndrome“ ist in den European Archives of Psychiatry and Clinical Neuroscience erschienen.
Das Team fand einen großen Anteil an Berichten von subjektiven kognitiven Beschwerden ohne signifikante Verbesserung. Objektiv messbare Leistungen der Denkfähigkeit insgesamt, der sogenannten globalen Kognition, und der kognitiven Domänen Lernen und Gedächtnis, Exekutivfunktionen und Aufmerksamkeit verbesserten sich in den Personen, die bei der Erstuntersuchung eine neurokognitive Störung aufwiesen. Depressive oder Angstsymptome, Tagesmüdigkeit oder schlechter Schlaf blieben im Mittel konstant auf einem nicht pathologischen Niveau ebenso wie Fatigue, welche sich jedoch auf einem pathologischen Level konstant präsentierte. Lediglich die Lebensqualität zeigte sich insgesamt verbessert.
Schild, Scharfenberg und Kolleg*innen untersuchten den Verlauf der kognitiven und neuropsychiatrischen PCS-Symptome. Dafür wurden 42 Personen mit anhaltenden kognitiven Defiziten nach einer asymptomatischen bis leichten/moderaten akuten COVID-19-Erkrankung zum Zeitpunkt des Studieneinschlusses zweimal neuropsychologisch untersucht: Einmal zu Studienbeginn und bei der Nachuntersuchung nach sechs Monaten. Die Untersuchungen beinhalteten umfassende Tests für fünf kognitive Domänen, zwei kognitive Screening-Tests und Fragebögen zu Depression, Angst, Schlaf, Tagesmüdigkeit und gesundheitsbezogener Lebensqualität. Die Ergebnisse zeigten eine hohe Rate an subjektiven kognitiven Beschwerden zum Zeitpunkt der Erst- und der Nachuntersuchung (95,2 Prozent bzw. 88,1 Prozent) ohne signifikante Veränderung im Laufe der Zeit.
Allerdings nahmen die objektiv gemessenen neurokognitiven Störungen ab (61,9 Prozent bei der Erst- gegenüber 42,9 Prozent bei der Nachuntersuchung). Zwar waren alle kognitiven Domänen betroffen, doch die meisten Defizite wurden in den Bereichen Lernen und Gedächtnis festgestellt, gefolgt von exekutiven Funktionen, komplexer Aufmerksamkeit, Sprache und motorischen Funktionen. Bei Personen mit kognitiven Beeinträchtigungen zum ersten Untersuchungszeitpunkt verbesserten sich die ersten drei genannten Bereiche im Laufe der Zeit deutlich, während die letzten beiden Bereiche unverändert blieben. Die neuropsychiatrischen Symptome blieben konstant, mit Ausnahme der Lebensqualität, die sich verbesserte.
„Diese Studie unterstreicht die Bedeutung einer umfassenden neuropsychologischen Beurteilung in der Längsschnittforschung und liefert wertvolle Erkenntnisse über den Verlauf langfristiger neuropsychologischer Beeinträchtigungen bei Post-COVID-Syndrom. Während sich die kognitive Leistung in einigen Bereichen signifikant verbesserte, blieben die neuropsychiatrischen Symptome unverändert“, sagt Daniel Scharfenberg, einer der beiden Erstautor*innen der Studie.
Insgesamt fanden die Forscher*innen im Mittel einen Trend zur Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit, während subjektive Beschwerden und neuropsychiatrische Symptome stabil blieben. „Für die Diskrepanz zwischen subjektiven und objektiven gemessenen kognitiven Beschwerden kann es vielfältige Gründe geben, z.B. dass hier etablierte Testverfahren in einer ganz neuen Gruppe von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen eingesetzt wird, die es zuvor nicht gab. Die Betroffenen nehmen oft weiterhin Beeinträchtigungen ihrer kognitiven Leistungen wahr, die von den Medizinern und Neuropsychologen ernst genommen werden müssen. Wir schließen daraus, dass post-COVID-Betroffene Zugang sowohl zu angemessenen neuropsychologischen Untersuchungsmethoden als auch zu effektiven Therapien zur Behandlung ihrer Symptome, wie etwa kognitive Trainings- oder Psychotherapie benötigen“, so Dr. Ann-Katrin Schild.
Der Begriff Post-COVID-19-Syndrom (PCS) wird verwendet, wenn die Symptome während oder nach COVID-19 auftreten, mehr als 12 Wochen nach der Infektion anhalten und nicht durch eine andere Diagnose erklärt werden können. Die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichte Definition des Post-COVID-19-Syndroms fügt Symptome hinzu, die mindestens zwei Monate andauern und das Alltagsleben beeinträchtigen.
Presse und Kommunikation:
Robert Hahn
+49 221 470 2396
r.hahn@verw.uni-koeln.de
Verantwortlich: Dr. Elisabeth Hoffmann – e.hoffmann@verw.uni-koeln.de
Dr. Ann-Katrin Schild
Uniklinik Köln, Zentrum für Gedächtnisstörungen
+49 221 478-32298
ann-katrin.schild@uk-koeln.de
https://link.springer.com/article/10.1007/s00406-024-01863-3
Criteria of this press release:
Journalists
Medicine, Psychology
transregional, national
Research results
German
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